Risik0 Reise: Auf Nummer sicher, auf Reisen und im Weekend

(c) EPA (Alessandro Di Meo)
  • Drucken

Wer eine Reise tut, dem kann auch was passieren. 60 Prozent der Österreicher sind auf Reisen versichert, Skandinavier zu 85 Prozent. Im Trend liegen zielgruppengerechte Packages und Jahrespakete.

Die Reise ist längst gebucht, kann aber im letzten Moment nicht angetreten werden – Storno. Ein Notfall in der Familie zwingt zur vorzeitigen Heimreise. Ein Gepäckstück mit wertvollem Inhalt geht verloren. Eine schwere Erkrankung oder ein Unfall in einem Land mit schlechter medizinischer Versorgung machen den Ambulanzflug in die Heimat notwendig. Reiselust wird oft zu Reisefrust.

„Jedes 500. Gepäckstück geht verloren, jeder 300. nimmt während seiner Reise ärztliche Hilfe in Anspruch und jeder 200. Reisende storniert seine Reise vor Reiseantritt“, weiß Peter Loisel, Service-Experte der Allianz Versicherung.

40 Prozent der Österreicher, Tendenz steigend, sehen es anders und verzichten laut aktuellen Studien sowohl bei Österreich-Urlauben als auch bei Fernreisen auf den Abschluss einer Reiseversicherung. Speziell Kurzausflügler ins Skiwochenende oder Städtereisende, die nur wenige Tage unterwegs sind, denken lieber optimistisch, als auf Nummer sicher zu gehen. Teils aus Sorglosigkeit, teils mangels Übersicht im Dschungel der Versicherungsangebote. „Die Reiseveranstalter bieten kaum standardisierte Versicherungen. Jeder konstruiert sein eigenes Paket, zusammengesetzt aus einzelnen Bausteinen“, sagt Cornelia Leupold von Mondial Assistance, und rät Reisenden, mehrere Versicherungsangebote einzuholen und sie – angesichts von Preisunterschieden von bis zu 30 Prozent bei ähnlichen Leistungen – zu vergleichen.

„Man sollte beim Versicherungsabschluss besonders auf Selbstbehalte achten, speziell im Stornofall, und ausreichende Versicherungssummen einkalkulieren“, empfiehlt Martin Sturzlbaum, Vorstandsvorsitzender der Europäischen Reiseversicherung. Geklärt müsse auch werden, ob umfassende Stornogründe anerkannt und ob auch die Familienangehörigen ausreichend geschützt sind und ob physische und/oder materielle Schäden wegen Terroranschlägen oder Naturkatastrophen, etwa Erdbeben oder Tsunami, inkludiert sind.

Dass in der Branche Kreditkartenfirmen und Autofahrerorganisationen diverse Leistungspakete anbieten, trägt nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit für den Konsumenten bei. Ein Tipp der Arbeiterkammer Wien: „Überprüfen Sie vor einem Neuabschluss Ihre bereits bestehenden Versicherungsverträge – Krankenversicherung, Unfallversicherung, Haushaltsversicherung oder Versicherungen, die bei Vereinsmitgliedschaften inkludiert sind – beziehungsweise die Leistungen Ihrer Kreditkarte, um kostspielige Doppelversicherungen zu vermeiden.“

Zuckerln für die Zielgruppe

Die großen Reiseversicherungen und Veranstalter reagieren auf das fehlende Sicherheitsbewusstsein der Österreicher mit besonderen Zuckerln: mit zielgruppengerechten Angeboten – zum Beispiel einem Rundum-Versicherungsschutz für Urlauber, die mit Mietwagen, Campmobil oder Motorrad unterwegs sind (bei Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen); speziell auf die Anforderungen eines Österreich-Urlaubes ist das Package „Österreich-Plus“ von Mondial Assistance Austria maßgeschneidert. Laut Freizeitunfallstatistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) verunglücken jedes Jahr rund 50.000 österreichische Hobbysportler – für diese Risikogruppe hat die Europäische Reiseversicherung ein spezielles Package gestrickt.

Der Trend bei den Reiseversicherungen geht dabei in Richtung Vereinfachung der Pakete, adressiert an die immer größer werdende Zielgruppe der direkt, und nicht über ein Reisebüro buchenden, Urlaubsreisenden. Die Schlagwörter lauten Komplett-Schutz (umfassende Produkten ohne Selbstbehalte) und Jahresverträge statt Einmalabsicherung. „Wegen der billigen Flugtickets wird mehr gereist. Die Faustregel lautet: Wer zumindest dreimal ins Ausland verreist, ist mit einem Jahresabschluss gut bedient“, sagt Leupold. „Der Vorteil der Jahresversicherungen“, ergänzt Sturzlbaum, „liegt darin, dass es egal ist, ob man eine Sonntagswanderung unternimmt oder sechs Wochen in der Südsee kreuzt“. Angeboten werden generell Versicherungen für Einzelpersonen, Familien oder Geschäftsreisende, die nur einmal buchen müssen und damit für beliebig viele Reisen während eines ganzen Jahres geschützt sind (bei einer marktüblichen maximalen Reisedauer von rund 40 Tagen pro Reise). Zu den weiteren Trends zählen der Versicherungskauf über das Internet und die Einführung von Selbstbehalten bei Stornos, um dem starken Zuwachs von Reisenden, die von ihren bereits gebuchten Urlauben kurzerhand zurücktreten (müssen), entgegenzusteuern.

VERSICHERN – OKAY, ABER WOGEGEN? Die Varianten

Qual der Wahl. Wer keinen Komplettschutz buchen will, kann sich seine Versicherung individuell im Baukastensystem zusammenstellen. Die wichtigsten Versicherungsarten und ihre wesentlichen Merkmale (Quelle: Arbeiterkammer Wien):

Stornokostenversicherung: übernimmt die Storno-Kosten unter gewissen Voraussetzungen wie etwa Unfall, Tod oder Krankheit des Versicherten oder eines nahen Angehörigen. Meist ist eine Reiseabbruchversicherung inkludiert und ein Selbstbehalt vorgesehen.

Reisegepäckversicherung: Versicherungsfall ist die Beschädigung, die Vernichtung oder das Abhandenkommen (z. B. Raub, Diebstahl) sämtlicher Gegenstände, die auf Reisen für den persönlichen Gebrauch mitgenommen oder erworben werden. Bei verspäteter Gepäcksausfolgung am Reiseziel werden in der Regel für notwendige Auslagen für erforderliche Ersatzgegenstände (Kleidung, Laptop) insgesamt zehn Prozent der Versicherungssumme ersetzt.

Reisekrankenversicherung: übernimmt die Kosten im Ausland für ambulante ärztliche Behandlungen, ärztlich verordnete Heilmittel, stationäre Heilbehandlungen in einem Krankenhaus, Transport in das nächste erreichbare Krankenhaus und Rücktransport nach Österreich.

Reiseunfallversicherung: ersetzt finanzielle Nachteile nach einem Unfall auf einer Reise. Eine Leistung erfolgt bei körperlicher Schädigung und dauernden Invalidität sowie für den Ersatz der Bergungs- und Rückholkosten und für den Todesfall.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.