Blitzkarriere an die EU-Außenfront

ITALY EU DIPLOMACY
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Wird Federica Mogherini wie erwartet Außenbeauftragte, wird sie deutlich anders auftreten als ihrer Vorgängerin.

Federica Mogherini ist eine linke Netzwerkerin, smart, jung und ehrgeizig. Mit diesen Eigenschaften dürfte sie sich nach einer kurzen politischen Karriere auf den Posten der EU-Außenbeauftragten gehievt haben. Zumindest deutete zu Beginn des EU-Gipfel am Samstag alles darauf hin. Der von Catherine Ashton aufgebaute diplomatische Dienst wird mit ihr einen Kulturwandel erleben. Denn nach der spröden Britin, die meist die Öffentlichkeit ebenso wie beratende Mitarbeiter scheute, dürfte die Italienerin einen neuen Stil nach Brüssel mitbringen – offen im Gespräch, willensstark in der Line.

Die Tochter des Regisseurs Flavio Mogherini hat sich bereits in jungen Jahren bei Italiens Linksdemokraten als außenpolitische Referentin etabliert. Sie baute in dieser Funktion unter anderem Verbindungen zu den US-Demokraten auf.

Typisch für ihre Linie war zuletzt das Eintreten für einen fortgesetzten Dialog mit Moskau. Mogherini trug zwar die Sanktionsbeschlüsse der EU mit, betonte aber unter anderem im Gespräch mit der „Presse“: „Ziel ist die Überwindung der Spaltung innerhalb der Ukraine – mithilfe der internationalen Gemeinschaft, inklusive Russland.“ Italien pflegt freilich seit vielen Jahren ein gutes Verhältnis zur russischen Führung. Der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi bezeichnete sich selbst als enger Freund Putins.

Die Bestellung zur EU-Außenbeauftragten hat die 41-Jährige ihrem Regierungschef Matteo Renzi zu verdanken, der sie für diesen Posten ins Spiel gebracht hat. Renzi und Mogherini stammen aus demselben Freundeskreis. Der Ehemann von Mogherini, Matteo Rabesani, ist mit Renzi in die Schulklasse gegangen.

Die bisherige italienische Außenministerin hat in der Aix-en-Provence und an der Universität La Sapienzia in Rom Politikwissenschaft studiert. Seit 1996 ist sie Mitglied bei den Linksdemokraten. Zwölf Jahre später zog sie für den Partito Democratico in die italienische Abgeordnetenkammer ein, in der sie sich ebenfalls für außenpolitische Themen sowie Gleichberechtigungsfragen engagierte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2014)

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