Rettet Haselsteiner die Copa Cagrana?

ESSL-SAMMLUNG: HASELSTEINER KAUFT KUNSTSAMMLUNG �BER STIFTUNG: HASELSTEINER
ESSL-SAMMLUNG: HASELSTEINER KAUFT KUNSTSAMMLUNG �BER STIFTUNG: HASELSTEINER(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der Bau-Tycoon und Kunstmäzen interessiert sich für die Copa Cagrana, deren Zustand er „mit Entsetzen“ sieht. Zuerst muss aber ein Rechtsstreit beendet werden.

Wien. Es ist eine billige, heruntergekommene Vergnügungsmeile, die sich von der Reichsbrücke in Richtung Norden zieht. Direkt beim Wasser, wenige Meter vor der Donaucity mit ihrer modernen Skyline, herrscht Tristesse: Die Copa Cagrana, um die seit Jahren ein erbitterter Rechtsstreit zwischen Stadt Wien und Generalpächter Norbert Weber tobt, verkommt immer mehr.

Viele Versuche wurden unternommen, „diesen Schandfleck“ (wie dieses Gebiet am Ufer des 22.Bezirks gern bezeichnet wird), zu einem hochwertigen, niveauvollen Erholungs- und Freizeitgebiet samt Gastronomie zu transformieren. Alle scheiterten. Und immer gab es Gerüchte über große Investoren wie die türkische Brauerei Efes, die diese Meile übernehmen und neu aufstellen will – sie stellten sich aber als unwahr heraus.

„Einer Weltstadt unwürdig“

Nun könnte alles anders werden. Hans Peter Haselsteiner, Exchef des Baukonzerns Strabag, interessiert sich nach „Presse“-Informationen für die Copa Cagrana bzw. für die Neugestaltung und Aufwertung des Gebietes, das wenige Meter vor der Strabag-Firmenzentrale liegt: „Alles ist noch in einer sehr frühen Phase“, ist aus informierten Kreisen zu hören.

Konfrontiert mit diesen Informationen sandte Haselsteiner der „Presse“ folgende Antwort: „Als Nachbarn der Copa Cagrana sehen wir mit Entsetzen den Stand dieses Stadtteils, der einer Weltstadt unwürdig ist, und wollen, dass der Großteil der einzigen Wasserlinie nicht so ausschaut.“ Interessanter Nachsatz: „Leider haben wir vorerst kein Angebot.“

Für dieses Angebot wären die Stadt Wien in Form der WGM (Wien Gewässer-Management) bzw. Generalpächter Weber die Ansprechpartner. Wobei Martin Jank, Leiter der WGM, dazu erklärt: Weber sei nicht der Ansprechpartner. Außerdem lege die Stadt keine Angebote. Falls Haselsteiner Interesse an der Copa Cagrana habe, müsste er der Stadt ein Angebot legen. Dazu hätte es aber noch keinen Kontakt gegeben.

Generalpächter Norbert Weber spricht ebenfalls davon, dass ein Interessent ein Angebot legen müsste, allerdings bei ihm. Derzeit gebe es intensive Gespräche mit zwei ernsthaften Interessenten, die bereits ein verbindliches Angebot gelegt hätten, so Weber. Haselsteiner sei aber nicht darunter.

Obwohl Haselsteiner Interesse signalisiert, ist es noch nicht fix, dass der Bau-Tycoon, der vor Kurzem die Sammlung Essl mit 100 Mio. Euro gerettet hat, die Copa Cagrana übernimmt – nachdem nicht die Stadt ihm, sondern er der Stadt ein Angebot unterbreiten muss; was noch nicht passiert ist.

Wobei sich Haselsteiner durchaus Zeit lassen kann. Derzeit tobt der Rechtsstreit zwischen der Stadt und Generalpächter Weber. Dabei geht es um eine Räumungsklage gegen Weber bzw. ist die Stadt der Meinung, Weber dürfe seine Rechte als Generalpächter nicht weiterverkaufen. Die seit vier Jahren gerichtlich geführte Auseinandersetzung wird frühestens Ende des Jahres entschieden, wahrscheinlicher ist aber eine Entscheidung im Lauf des Jahres 2015. Denn beide Parteien haben die Möglichkeit einer Berufung in der zweiten Instanz. Damit wird es vor dem Frühjahr bzw. Sommer 2015 keine endgültige Entscheidung geben. Deshalb betont Jank: Solange diese Causa nicht rechtskräftig abgeschlossen sei, werde auf der Copa Cagrana nichts passieren, es würden keine neuen Verträge abgeschlossen.

Bedingungen für neue Meile

Trotz des Wissens um die rechtliche Auseinandersetzung haben sich bereits Interessenten an die Stadt Wien, konkret die WGM, gewandt. „Darunter einige bekannte Gastronomen“, erklärt Jank, der aber keine Namen nennen will. Nur die Rahmenbedingungen für die neue Copa Cagrana werden grob abgesteckt und Interessenten mitgeteilt: Weniger Lokale, ganzjähriger Betrieb, keine Discos, sondern Angebote für Erholungssuchende und auch Kulturangebote.

AUF EINEN BLICK

Die Copa Cagrana, die auf der Seite des 22. Bezirks im Bereich der Reichsbrücke verläuft, gilt als billige und heruntergekommene Vergnügungsmeile. Hans Peter Haselsteiner beobachtet diesen Zustand nahe der Strabag-Zentrale „mit Entsetzen“ und signalisiert Interesse an der Copa Cagrana. Vor einer Neugestaltung muss aber ein Rechtsstreit zwischen der Stadt und dem Generalpächter entschieden werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2014)

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