"Skandal": EVN senkt Strompreis, aber nicht alle profitieren

(c) Imago
  • Drucken

Die EVN senkt zwar die Energiekomponente. Niedrigverbraucher fühlen sich aber durch den höheren Grundpreis benachteiligt.

Eine unerwartete Preiserhöhung der EVN treibt die E-Control, die niederösterreichische Arbeiterkammer (AK-NÖ) und den Pensionistenverband auf die Barrikaden. Dabei sollte die Energiekomponente beim Strompreis bei EnergieAllianz-Kunden (Wien, NÖ, Burgenland) zum 1. Oktober 2014 um zehn Prozent günstiger werden. Das wurde seitens der EVN seit Juni mehrfach erklärt. Nun erhielten EVN-Kunden ein Schreiben mit der angekündigten Senkung des verbrauchsabhängigen Strompreises in Cent je kWh. Die gleichzeitig durchgeführte Erhöhung des Grundpreises von zehn auf 26,40 Euro pro Jahr finde darin aber keine Erwähnung, kritisiert die Energieregulierungsbehörde E-Control.

Der börsenotierte Versorger besteht aber darauf, seine Kunden korrekt informiert zu haben: Ein durchschnittlicher EVN-Haushaltskunde mit einem Verbrauch von 3500 kWh erspare sich ab 1. Oktober trotz der Grundpreisanhebung rund 32 Euro pro Jahr - und Haushalte mit einem noch höheren Jahresverbrauch, wie in NÖ recht häufig, würden sich sogar noch mehr ersparen. Die Argumentation der EVN: Der Energiepreis sinke um zehn Prozent, der Grundpreis erhöhe sich demgegenüber um 95 Cent oder knapp einen Euro pro Monat. "Für die überwiegende Mehrheit der Kunden wird Strom damit deutlich günstiger." Zudem sei das Schreiben an die Kunden "von vielen Juristen geprüft" worden.

E-Control: "Wenig Fingerspitzengefühl"

E-Control-Vorstand Martin Graf wird jedenfalls eine Überprüfung initiieren, ob die aus Behördensicht irreführende Kundeninformation der EVN nicht sogar unter den Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs falle und somit überhaupt rechtens sei. Neben der versteckten Preiserhöhung würden auch noch diverse Frei-Tage gestrichen und durch ein Bonuspunktesystem ersetzt, kritisierte Graf weiter. Die Bonuspunkte könnten aber nur beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen eingelöst werden, die der Kunde eventuell gar nicht brauche, während sich die Frei-Tage durch eine reduzierte Rechnung als bares Geld wiedergefunden hätten. Man hätte sich von der EVN "deutlich mehr Fingerspitzengefühl" gewünscht.

Für die AK-NÖ ist diese Preiserhöhung "extrem unsozial". Denn bei sozial schwächeren Haushalten mit einem Jahresverbrauch von weniger als 1.300 kWh werde die Stromrechnung künftig höher ausfallen als bisher. Es wird auch kritisiert, dass sich unter dem Titel einer "Stromverbrauchspreissenkung" in Wahrheit eine Preiserhöhung für jene Menschen verstecke, die sich Strom für den täglichen Bedarf nicht mehr leisten könnten. AK-NÖ-Präsident Markus Wieser fordert deshalb die EVN auf, die Strompreissenkung für alle Kunden gleich zu gewähren.

Pensionisten orten "Skandal"

Der Pensionistenverband bezeichnet die Erhöhung des Stromgrundpreises von zehn auf 26,40 Euro als "einen Skandal". Konsumentenschützer Harald Glatz will eine Energiekosten-Umverteilung zulasten der Schwächsten "nicht hinnehmen". Der Pensionistenverband "wird dagegen vorgehen", kündigte er an. "Der Fall EVN untermauert leider erneut die Notwendigkeit unserer Forderungen nach einer gesetzlichen Regelung."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Strom für Haushalte wird ab Oktober billiger

Die EnergieAllianz senkt die Strompreise um etwa fünf Prozent. Salzburg stellt ebenfalls eine Verbilligung in Aussicht. Die Energie AG überlegt noch.
Energie

Haushaltsenergie im September um 1,7 Prozent billiger

Treibstoff und Heizöl waren billiger als im Vorjahr, dafür wurde Fernwärme teurer. Der Strompreis stieg um 0,8 Prozent

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.