Europa setzt im 40. Ryder-Cup-Duell mit den USA auf den Erfahrungsschatz von Fußballtrainerlegende Sir Alex Ferguson. Für die USA ist Tiger Woods' Fehlen ein gutes Omen.
Gleneagles/Wien. Einen ganz speziellen Moment erlebte Rory McIlory schon vor dem heutigen Abschlag (ab 8.30 Uhr, live Sky) zum 40. Ryder Cup. Im schottischen Gleneagles hat Europa den dritten Titel in Folge im Visier, als besondere Motivation stattete Fußballtrainerlegende Sir Alex Ferguson der Mannschaft einen Besuch ab. Für McIlroy, einen glühender Manchester-United-Fan, ein unvergesslicher Abend. „Ich saß einfach nur da und schaute ihn an. Ich konnte meine Augen gar nicht abwenden. Ich war wie in Trance, er ist so unglaublich inspirierend, wenn er spricht“, erzählte der Weltranglistenerste aus Nordirland. „Er erklärte uns, was seiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg und zu einem erfolgreichen Team ist.“ Auch in den kommenden Tagen darf Europas Mannschaft auf den großen Erfahrungsschatz des schottischen Meistertrainers bauen, denn Ferguson wird den abendlichen Teambesprechungen beiwohnen.
Europa geht für die Buchmacher als klarer Favorit in das Kontinentalduell, die Mannschaft hat auch im direkten Vergleich mit 14 Turniersiegen (drei Majors) gegenüber den Amerikanern (sieben Siege, ein Major) die Nase vorn. Angeführt wird Europas Team von einem bärenstarken McIlroy, der das Selbstvertrauen von zwei gewonnenen Majors mitbringt. Als Star der Mannschaft wollte sich der 25-Jährige dennoch nicht bezeichnen. „Ich bin nur ein Zwölftel unseres Teams und ich habe die gleiche Rolle und Verantwortung wie die anderen. Mein Job ist es, Punkte für Europa zu machen“, erklärte McIlroy, der sich auch nicht in die Zusammenstellung der Duos für die Paarduelle einmischen wollte. „Das ist allein die Entscheidung des Kapitäns.“ Dass er trotz allem unter besonderer Beobachtung stehen wird, empfindet er als zusätzlichen Ansporn. „Ich mag das Rampenlicht und all die Erwartungen, die nun einmal an einen gestellt werden, wenn man die Nummer eins der Welt ist.“
Poulter ist der Erfolgreichste
Geht es nach der Statistik heißt Europas wichtigster Spieler aber ohnehin Ian Poulter. So bescheiden die Tourleistungen des Engländers sind (ein Sieg in den letzten beiden Jahren), im Ryder Cup ist er ein echter Erfolgsgarant. Bei seinen vier Teilnahmen hat er zwölf seiner 15 Matches, darunter alle vier Einzel, gewonnen. Die Siegquote von 80 Prozent macht Poulter zum erfolgreichsten europäischen Spieler aller Zeiten. „Der Trick ist es, nie den Fokus zu verlieren. Die große Anspannung blockiert mich nicht, sondern hilft mir“, lautet sein simples Erfolgskonzept. Die Atmosphäre ist für ihn mit keinem anderen Turnier vergleichbar. „Wenn der Ryder Cup das Maximum von zehn Punkten hat, dann würde ich selbst dem Masters nur drei geben.“
Auswärtsschwäche bekämpfen
US-Kapitän Tom Watson ist trotz allem zuversichtlich, das Kunststück von vor 21 Jahren zu wiederholen, als unter seiner Führung der letzte Auswärtssieg gelang. „Wir sind nicht nach Gleneagles gekommen, um uns eine schöne Zeit zu machen. Wir wollen gewinnen, koste es, was es wolle. Ich habe Spieler gesucht, die genauso ungern verlieren wie ich – und ich denke, ich habe sie gefunden“, sagte der achtfache Major-Sieger.
Dass Tiger Woods im Aufgebot fehlt, wird vielerorts sogar als gutes Omen gewertet. Denn als dies 2008 letztmalig der Fall war, gab es auch den bislang letzten US-Triumph. Der Superstar, der nach wie vor an Rückenproblemen laboriert, zeigte im Ryder Cup eher bescheidene Leistungen und hat mit 13:17 Siegen auch eine negative Bilanz.
Im Vorfeld übte Watson scharfe Kritik am Monsterprogramm seiner Spieler. „Ich bin besorgt darüber, wie viel sie vor dem Ryder Cup spielen. Dann sind sie eben müde. Das ist zu viel Golf“, erklärte der 75-Jährige. Als Ausrede darf dies allerdings nicht gelten, denn auch Europas Topspieler sind längst auf der PGA-Tour engagiert.
AUF EINEN BLICK
Der 40. Ryder Cup wird heute (8.30 Uhr, live Sky) mit je vier Foursome bzw. Fourball-Paarduellen eröffnet. Ebenso verhält es sich am Samstag, die Entscheidung fällt schließlich am Sonntag nach den zwölf Einzeln.
Europa hat von den letzten neun Auflagen sieben gewonnen. Die USA warten seit 1993 auf einen Auswärtssieg.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2014)