Vom Flohzirkus bis zur Todeswand

Auftakt zum Oktoberfest in Muenchen Bayern Deutschland Besucher spiegeln sich in einer grossen Re
Auftakt zum Oktoberfest in Muenchen Bayern Deutschland Besucher spiegeln sich in einer grossen Re(c) imago/Ralph Peters (imago stock&people)
  • Drucken

Georg Weindl aus Oberbayern ist auf der Theresienwiese wida rumstrawanz'd, um seine Lieblingsattraktionen zu besuchen. Die Oktoberfest-Berühmtheiten sind oft auf den ersten Blick klein und unscheinbar.

1. Fahrt ins Paradies. Das über 70 Jahre alte Karussell auf der Oiden Wies'n bietet nicht nur Fahrvergnügen wie gestern, sondern auch die Preise dazu. Für nur einen Euro kann man wie in frühen Kindertagen im Kreis und dabei hübsch bergauf und bergab fahren. Ein Spaß für Kinder und Erwachsene, die das Kindsein noch nicht verlernt haben.

2. Herzkasperlzelt. Das Zelt von Josef Bachmaier, dem Wirt des bekannten Fraunhofers und Volkskultur-Preisträgers, steht zwar am Rand der Oiden Wies'n, ist aber kulturell voll dabei. Zum nostalgischen Ambiente gibt's klassisch bayerische Küche und Bioangebote, Gerichte für Vegetarier und Veganer sowie ein Unterhaltungsprogramm mit Volksmusik und Theater der besonderen Art. Das Bier ist vom Hacker Pschorr. Der Name Herzkasperl ist eine Hommage an den Schauspieler Jörg Hube und dessen berühmtester Rolle. herzkasperlzelt.de

3. Münchner Knödelei. Das Zelt am Südrand der Wies'n ist ein gutes Beispiel dafür, dass es hier auch ruhig und entspannt zugehen kann. Die zahlreichen kleineren Festzelte haben ja mittlerweile auch viele Liebhaber. In der Knödelei gibt es 300 Plätze drinnen und 240 draußen im Garten. Die Küche interpretiert den Rundling vom Kasknödel über die Gwamperte Knödelbrezen bis zum Zwetschgen- und Marillen-Topfenknödel. Dazu gibt's bayerische Klassiker der gehobenen Art mit entsprechenden Preisen. muenchner-knoedelei.de

4. Schichtl. Auf geht's beim Schichtl. Die altmünchnerische Redewendung kommt vom ältesten Theater auf der Wies'n, das seit 1869 die Leute unterhält. Berühmt ist das nostalgische Zaubertheater der einstigen Schaustellerfamilie Schichtl für die Enthauptung einer lebenden Person auf der Bühne mit der Guillotine. Täglich 30 Aufführungen. schichtl.by

5. Vogelpfeiferl. Gleich beim Eingang zur Wies'n vom Bavariaring und dem Esperantoplatz steht relativ unscheinbar eine andere Institution. Beim Vogelpfeiferl kann man das gleichnamige Instrumentarium erwerben. Der eigentliche Spaß ist aber das, was die Spezialisten vorführen und wie sie die Zuschauer in das kleine Spektakel einbinden. Da wird mit den dünnen Blättchen auf der Zunge gezwitschert und gepfiffen, was das Zeug hält.

6. Flohzirkus. Eine echte Institution ist der Flohzirkus der Nürnberger Schaustellerfamilie Mathes, seit 65 Jahren gastiert der Flohzirkus auf der Wies'n. Die starken Winzlinge sind heute pure Nostalgie. Die Flöhe können bis zu 20 cm hoch und 35 cm weit springen, Bälle schießen und ein kleines Karussell drehen. Es treten nur Flohdamen auf – die sind nämlich stärker als die Flohherren.

7. Marstall. Das neue Bierzelt steht am Nordrand der Wies'n, wo sich früher das Hippodrom befunden hat. Die Wirtsleute Siegfried und Sabine Able wollen mit einem gediegen-nostalgischen Interieur ein etabliertes zahlungskräftiges Publikum ansprechen. Dem Namen entsprechend ist die Dekoration ganz auf Pferde ausgerichtet mit einem Vierergespann über dem Eingang und nostalgischen Pferdefiguren. Viele bunte Farben und die Herzerlfenster sind dann schon etwas kitschverdächtig. Rund 3200 Leute haben Platz im Zelt. Es gehört also nicht zu den ganz großen. Neben dem Bier von der Spaten Brauerei gibt's gutbürgerliche bayerische Küche, dazu Biogerichte und vegane und vegetarische Kost. marstall-oktoberfest.de

8. Toboggan. Diese Turmrutschbahn steht schon seit über 70 Jahren auf der Wies'n und zeigt, dass man für eine echte Gaudi nicht unbedingt Hightech braucht. Mit dem Förderband geht es rauf auf den Turm, das Band ist ziemlich flott, was auch so manchen nüchternen Fahrgast überfordert. Da haben auch die Zuschauer ihren Spaß.

9. Encounter. Die jungen Gäste wollen Show und Hightech. Das kriegen sie beim neuen Encounter. Eine Reise in eine frankensteinartige Science-Fiction-Welt, wo ein ominöser Professor Experimente mit Aliens macht, die schiefgehen, und die Zuschauer im Dunkeln und angeschnallt sitzend so manche Fantasy-Überraschung über sich ergehen lassen müssen.

10. Pitts Todeswand. Von der legendären Steilwand-Kitty war schon Karl Valentin begeistert. Ihre Nachfahren sind auch heute noch auf der Wies'n und unter all den nostalgischen Attraktionen die wahrscheinlich dynamischste. In der Steilwand sind drei klassische Indian-Scout-Motorräder im Einsatz, mit denen die Steilwandpiloten ihre waghalsigen Nummern im Sitzen, stehend, freihändig und mit verbundenen Augen zeigen. pitts-todeswand.de

11. Big Bamboo. Ein Hauch von Karibik und Hawaii auf der Theresienwiese. Das Big Bamboo gehört zu den größeren Neuigkeiten auf der Wies'n und empfängt seine Besucher mit tanzenden dunkelhäutigen Schönheiten. Drinnen ist es dann weniger romantisch, denn dort warten Geschicklichkeitsübungen mit reichlich Wasser von so ziemlich allen Seiten, es wird auch mal recht wackelig auf den schmalen Stegen. Das ist an sich nun nicht wirklich neu, sieht man einmal von der karibischen und hawaiianischen Aufmachung ab.

12. Hau den Lukas. Wie man(n) sich auf der Wies'n ohne großen Aufwand unterhalten kann, das zeigt der „Hau den Lukas“ seit Generationen. Die Spielregel ist simpel. Man haut mit dem Hammer möglichst fest, dass der Metallkörper im Rohr weit nach oben saust. Der Alkoholpegel sollte nicht allzu hoch sein, etwas Feingefühl ist doch notwendig. Dass der Lukas eine reine Männersache sei, ist ein altes Klischee. Es gibt genügend Damen, die auch mal gern richtig draufhauen.

13. Augustiner Festhalle. Das Bierzelt der ältesten Münchner Brauerei ist ein Klassiker und vor allem wegen des guten Bieres sehr geschätzt, das hier noch aus 200-Liter-Holzfässern, den „Hirschen“, ausgeschenkt wird. Auch sonst spielt es sich hier betont traditionell ab, was auch für die überwiegend deftige bayerische Küche gilt. 6000 Plätze gibt's, und wie bei allen großen Zelten auch Raucherbereiche. Der Augustiner wird für sein gutes Service gelobt. festhalle-augustiner.com

14. Käfer Wies'n Schenke. Was wäre die Wies'n ohne den Käfer. Auch wenn die Schenke im Vergleich zu den etablierten Zelten nur eine Miniatur ist, so steht keiner so oft in der Zeitung wie der Käfer dank der vielen A-, B-, C- und sonstwie Promis. Gerade mal 1160 Leute haben Platz, dafür können noch 1900 im Garten sitzen – wenn sie reinkommen, denn wegen der Promi-Dichte sind die Plätze hier extrem rar – Adabeis gibt's in München ja mehr als Münchener. kaefer-wiesn.de

„Total alles über Bayern“. Sympathischer geht's nicht mehr: Martin Wittmann, „Total alles über Bayern“, Infografiken von no.parking, 128 S., 19,90 €, Folio Verlag 2014 folioverlag.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.