Tesla Motors fährt weiter nach oben

Tesla Motors Inc Chief Executive Musk poses with a Tesla Model S electric car in Tokyo
Tesla Motors Inc Chief Executive Musk poses with a Tesla Model S electric car in TokyoREUTERS
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Warum die Anleger mit den neuen deutschen Emissionen einen Flop erleben und Tesla Motors weiter nach oben fährt.

Prognosen sind eine schwierige Sache mit hoher Fehlerquote, aber manchmal wird einem die richtige Vorschau sehr leicht gemacht: Der vorwöchige Tipp, von den deutschen Neuemissionen Zalando und Rocket Internet die Finger zu lassen (außer man bekommt sie zum Ausgabepreis zugeteilt und verkauft gleich am ersten Tag wieder), hat sich als ziemlich brieftaschenschonend erwiesen: Beide Werte wurden überteuert auf den Markt gebracht (Rocket Internet sogar am obersten Ende der Preisspanne), und beide notieren jetzt schon deutlich unter ihren Ausgabepreisen. Da haben Kleinanleger, die in den ersten Stunden an der Börse beherzt zugegriffen haben, schon ordentliche Verluste angesammelt. Von jenen, die auf außerbörslichen Plattformen im Vorfeld Mondpreise geboten hatten (etwa 60 Euro für die zu 42,5Euro emittierte Rocket Internet), ganz zu schweigen.

Man kann es nicht oft genug betonen: Hochgehypte IPOs, besonders im Tech-Bereich, laufen immer nach einem bestimmten Muster ab, das jedesmal Anleger, die glauben, am Ausgabetag an der Börse zuschlagen zu müssen, als Verlierer zurücklässt. Die Zalando- und Rocket-Internet-Geschädigten befinden sich da durchaus mit denen in einem Boot, die kürzlich beim Alibaba-IPO in den USA geglaubt haben, vorn mit dabei sein zu müssen– und jetzt ebenfalls schon herbe Verluste beklagen.

Wenn also Anlegermagazine und Börsenbriefe jetzt von einem Supererfolg der Zalando-Emission sprechen, dann bezieht sich das ausschließlich auf die Altaktionäre und jene, die ihre zugeteilten Papiere sofort abgestoßen haben. An der Börse selbst ist mit solchen Vorgängen aber kein Blumentopf zu gewinnen.

Auch zu den jetzt doch schon gedrückten Kursen einzusteigen, wäre zumindest für längerfristig orientierte Anleger keine wirklich brillante Idee. Denn fundamental, das haben wir auch schon festgestellt, sind die beiden Papiere krass überbewertet. Man kauft einen Onlinehändler, der gerade so an der Gewinn-Verlust-Grenze dahingrundelt, und einen Internetinkubator, der bisher nur schwere Verluste in den Büchern hat. Und das zu Bewertungen, die den Unternehmen jeweils einen höheren Börsenwert zumessen als dem Riesenkonzern Lufthansa. Da ist sehr viel Luft drinnen und noch viel mehr Hoffnung in die Zukunft, die sich erfüllen kann oder auch nicht.

Ziemlich luftig ist auch schon der Kurs des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla Motors (ISIN US88160R1014). Trotzdem hat er in der abgelaufenen Woche noch einmal einen kräftigen Sprung nach oben gemacht. Grund dafür waren Gerüchte über ein neues Automodell, das dem Konzern bessere Perspektiven eröffnet.

Kann man auf diesem Niveau noch einstiegen? Charttechnisch sieht die Sache ganz okay aus, der sehr steile Aufwärtstrend ist jedenfalls intakt. Fundamental gesehen ist die Bewertung, wie gesagt, schon reichlich luftig, aber Tesla hat ein funktionierendes Geschäftsmodell und einen schnell wachsenden Markt, die im Kurs bereits enthaltene Portion Hoffnung könnte sich also durchaus als reell erweisen. Und starke Trends funktionieren nach eigenen Gesetzen, die ein österreichischer Skistar in einem Interview einmal auf unnachahmliche Weise so zusammengefasst hat: „Wonns laft, donn lafts (für unsere fremdsprachigen Leser: „Wenn es läuft, dann läuft es“).“ Man kann da also durchaus noch aufhüpfen, sollte aber immer ein Auge auf den Trend haben und bei dessen Bruch schnell wieder abspringen.

Ansonsten ist an den Börsen derzeit die Luft heraußen. In Europa sowieso, aber auch in den USA sieht es nicht mehr so lustig aus, seit in der Vorwoche auch der breit aufgestellte S&P-500-Index, dessen Aussagekraft noch über dem des nur 30 Werte umfassenden Dow Jones liegt, aus dem Trend gekippt ist. Zurückhaltung kann in nächster Zeit also nicht schaden.

Für alle, die nicht warten wollen, noch zwei Tipps von internationalen Analysten. Hauck & Aufhäuser hat nach einer Investorenveranstaltung Aktien des holländischen LKW-Autozulieferers SAF Holland (ISIN LU0307018795) zum Kauf empfohlen und ein Kursziel von 16 Euro angegeben. Das wäre vom aktuellen Kurs ein Plus von gut 60 Prozent. Und die Analysten von Bernstein Research haben VW-Vorzüge (ISIN DE0007664039) mit Ziel 260 Euro auf „outperform“ gesetzt. Auch das wäre ein Kurspotenzial von gut 60 Prozent.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2014)

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