"Das Nationalteam ist der Liebling der Österreicher"

FUSSBALL EM QUALIFIKATION: OeSTERREICH - MONTENEGRO
FUSSBALL EM QUALIFIKATION: OeSTERREICH - MONTENEGROAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die Dressen von Fußball-Nationalmannschaften sind so etwas wie das letzte Tabu im durch und durch kommerzialisierten Profi-Fußball.

Im Gegensatz zu Club-Teams dürfen Länder-Auswahlen auf ihren Trikots keine Sponsoren-Logos tragen - das diesbezügliche Verbot von FIFA und UEFA würde ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig aber gerne aufheben.

Die Aufschrift eines Werbepartners auf der Brust von David Alaba und Co. könnte dem ÖFB in ökonomisch schwierigen Zeiten willkommene Mehreinnahmen bescheren. "Das wäre aus wirtschaftlicher Sicht eine Lücke, in die man noch hineinstoßen könnte", sagte Ludwig der APA.

Vor allem Fußball-Nationalverbände von der Größenordnung des ÖFB würden von einer Trikotwerbung profitieren, so Ludwig. Deshalb habe er zuletzt in Arbeitskreisen auf FIFA- und UEFA-Ebene gemeinsam mit gleichgesinnten Nationalverbänden versucht, das Verbot zumindest zu lockern. "Am Anfang wäre nur ein Testlauf bei Freundschaftsspielen geplant gewesen, und auch nur mit einem Logo auf der Brust. Wir wollen uns nicht zupflastern wie eine Litfaßsäule", betonte der Wiener.

Letztlich sei man aber am Widerstand der großen Nationalverbände sowie von FIFA und UEFA gescheitert, erzählte Ludwig. "Und da ist auch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen, man will das Verbot nicht aufweichen." Die Hinweise des ÖFB-Generaldirektors, Werbungen seien auf Dressen von Eishockey-, Basketball- oder Handball-Nationalmannschaften Usus, fielen bei FIFA und UEFA nicht auf fruchtbaren Boden.

Das Ausbleiben von Einkünften aus Trikot-Sponsorwerbung ist für den ÖFB aber nicht existenzbedrohend. Ganz im Gegenteil: Österreichs größter Sport-Fachverband ist mit seinem ausfinanzierten 25-Millionen-Euro-Budget gut aufgestellt.

EM-Quali würde Wert steigern

Für 2015 sind alle Werbeverträge bereits unter Dach und Fach, auch für 2016 wurde schon einiges fixiert. "Uns geht es den Umständen entsprechend gut. Die Stimmung rund um das Nationalteam ist positiver geworden, das zeigt sich auch an den Zuschauerzahlen im Stadion und im Fernsehen. Aber im Endeffekt brauchen wir gute Ergebnisse", warnte Ludwig.

Trotz der Steigerung des Nationalteam-Werbewerts von 39 Millionen Euro (2007) auf 62,4 Mio. (2013/Zahlen ermittelt durch "United Synergies") rennen die potenziellen Geldgeber dem ÖFB nicht die Türe ein. "Die wirtschaftliche Lage spiegelt sich auch im Sport wider, das betrifft alle Sportarten. Früher hat ein ÖFB-Sponsor immer einen gönnerhaften Touch gehabt, aber das ist seit Jahren vorbei. Unsere Partner kaufen Leistung, die Verträge sind hart umkämpft. Wenn man nicht in allen Bereichen den Anforderungen eines Sponsors entspricht, sucht er dich nicht aus", meinte Ludwig.

Dennoch geht es dem ÖFB bei der Sponsorsuche besser als einem durchschnittlichen österreichischen Bundesligisten, gab der 64-Jährige zu. "Wir tun uns da leichter, weil ein Club regional gebunden ist. Das Nationalteam aber ist der Liebling aller Österreicher. Wenn es die Stadien so füllt wie jetzt, ist der Zugang zu möglichen Partnern leichter."

Im Geld schwimme der ÖFB deshalb jedoch nicht. "Wir sind abgesichert, aber wir sind nicht reich", sagte Ludwig. Das würde sich bei einer Teilnahme an der EM 2016 ändern - in diesem Fall würde wohl ein relativ hoher einstelliger Millionenbetrag an den Verband fließen. Die genauen Zahlen werden von der UEFA voraussichtlich erst in einem Jahr bekanntgegeben.

Wichtiger als diese Finanzspritze wären allerdings die positiven Auswirkungen auf die ÖFB-Reputation. "Eine erfolgreiche EM-Qualifikation würde die Wertigkeit der Nationalmannschaft gewaltig steigern", erklärte Ludwig.

Ausschließlich zum Aufpolieren des guten Rufs dient der U20-WM-Start in Neuseeland im kommenden Frühjahr - an einen kurzfristigen wirtschaftlichen Gewinn ist angesichts der hohen Reise- und Quartierkosten nicht zu denken. Ludwig: "Für uns ist das ein Minusgeschäft, aber dafür haben wir vorgesorgt. Und die Teilnahme an dieser WM tut dem Image des Verbandes gut."

(APA)

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