Nordkorea: Regime zeigt Fotos von krankem Diktator

APA/EPA/Rodong Sinmun
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Der Machthaber stattete zwar angeblich einem neuen Wohnviertel einen Besuch ab, beim KP-Jubiläum fehlte er aber. Spekulationen um einen Machtkampf bleiben.

Wochenlang herrschte Rätselraten um den Verbleib von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un. Nun hat das Regime erstmals seit Anfang September wieder Fotos des Machthabers abgedruckt - doch sie verschleiern mehr, als sie erklären. Laut den staatlichen Medien hat Kim demnach wieder einen öffentlichen Termin wahrgenommen. Er habe ein Wohnviertel und eine Forschungseinrichtung besucht, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag.

Die Zeitung "Rodong Simun" druckte Fotos ab, die zeigen, wie sich der 31-Jährige auf einen Gehstock stützt, und dabei lacht. Die Gerüchte über eine ernstere Erkrankung des Diktators dürften somit zutreffen. Die Bilder zeigen Kim angeblich in der neu errichteten Wohnanlage, der dazugehörige Bericht war in der für die Staatsmedien des abgeschotteten Landes typischen Art verfasst, in der die Aktivitäten des Machthabers protokollarisch aufgelistet werden. Wann der Besuch stattfand, wurde allerdings nicht erwähnt, auch Angaben zu seinem Gesundheitszustand wurden keine gemacht.

Merkwürdig ist zudem, dass zwar der Besuch des Machthabers in einer Wohnsiedlung gezeigt wird - derartige Auftritte und Bilder gehören zum Standardrepertoire der nordkoreanischen Propaganda-Maschinerie, dass er jedoch bei den Feiern zum 69. Jahrestag der Gründung der kommunistischen Partei Ende vergangener Woche gefehlt hatte, und das ist immerhin einer der wichtigsten Jubeltermine des Regimes.

Vom Militär entmachtet?

Kim war zuletzt am 3. September beim Besuch eines Konzerts in Pjöngjang mit seiner Frau in der Öffentlichkeit gesehen worden. Bis dahin war er fast täglich in der Öffentlichkeit zu sehen.

Aus dem Umfeld der nordkoreanischen Führung war verlautet, dass Kim an einer Beinverletzung leide, die er sich bei einem Manöver zugezogen habe. Es war in diesem Zusammenhang von einem Bänderriss die Rede. Er sei aber dennoch arbeitsfähig und habe die Staatsgeschäfte unter Kontrolle. Sein Fernbleiben von mehreren offiziellen Veranstaltungen hatte neben den Spekulationen über Gesundheitsprobleme Vermutungen genährt, in der nordkoreanischen Führung sei es zu einem Machtkampf gekommen: Das Militär habe Kim kaltgestellt und selbst die Macht übernommen.

Kim Jong-un hatte die Macht in Nordkorea nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il im Dezember 2011 übernommen. Dieser war seinerseits auf seinen eigenen Vater Kim Il Sung gefolgt, der im Jahr 1947 den nordkoreanischen Staat gegründet hatte.

(APA/Reuters/AFP/hd)

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