Ex-Bundesliga-Vorstand kritisiert Westenthaler

"Es war für beide keine angenehme Zeit", sagt Thomas Kornhoff vor Gericht über die gemeinsame Tätigkeit im Vorstand der Fußball-Bundesliga.

Nach der Befragung Peter Westenthalers zur inkriminierten 300.000 Euro-Zahlung an das BZÖ widmete sich das Wiener Straflandesgericht wieder der Förder-Million, die Westenthaler in seiner Zeit als Vorstand der Fußball-Bundesliga gemeinsam mit seinem Co-Vorstand Thomas Kornhoff widmungswidrig verwendet haben soll. Dazu wurde Kornhoff vernommen, der sich "nicht schuldig" bekannte.

Zunächst schilderte der wegen schweren Betrugs mitangeklagte Kornhoff seine schwierigen Arbeitsbedingungen mit Westenthaler, der "eher Außengeschichten, Vermarktung, Öffentlichkeit" betreute. Es habe "alltägliche Reibereien" mit Westenthaler gegeben: "Es war für beide keine angenehme Zeit." Westenthaler sei nicht "an meiner Seite, sondern mir gegenüber" gewesen.

Die Bundesliga sah sich im Jahr 2003 mit einer Drittschuldnerklage der Republik Österreich konfrontiert, weil sie TV-Gelder an den FC Tirol ausgeschüttet hatte, obwohl der Verein längst pleite war. Die Finanzprokuratur wollte daher auf gerichtlichem Weg über 1,6 Millionen Euro zurückerlangen. Während sich Westenthaler um einen außergerichtlichen Vergleich bemühte und die Bundesliga in diesem Kontext zur Zahlung von 1,2 Millionen Euro verpflichten wollte, war Kornhoff gegen einen Vergleich. "Wir hätten fertig prozessiert und das gewonnen", machte Kornhoff dem Gericht seinen Standpunkt klar.

"Die Bundesliga hätte 1,6 Millionen aus Wertpapierrücklagen bezahlen können, die Anfang 2004 frei wurden. Die Bundesliga hatte nie ein Vermögensproblem. Es war ein Liquiditätsproblem", erläuterte Kornhoff. Er hätte einem Vergleich nur dann zugestimmt, wenn dieser von der öffentlichen Hand im Weg einer Sonderförderung subventioniert worden wäre. Er hätte auf einen entsprechenden Parlamentsbeschluss bestanden, argumentierte Kornhoff.

Genau das erreicht zu haben, habe Westenthaler Ende 2003 vorgegeben, so der Zweitangeklagte. Die Mittel für die "Komplementärzahlung" aufzutreiben, sei "nicht mein Problem" gewesen: "Das war das Problem Westenthalers."

Peter Westenthaler habe am 3. Dezember 2003 dem Bundesliga-Aufsichtsrat berichtet, die Förderung der Bundesliga von bis zu einer Million Euro sei in einem Budgetüberschreitungsgesetz beschlossen worden, gab Kornhoff zu Protokoll. Die Stimmung Westenthalers und des Aufsichtsrats sei von der Intention getragen gewesen, mit dieser Zusage "diesen Vergleich abgegolten zu erhalten". Man habe sich daher intern auf einen bedingten Vergleich geeinigt.

Er habe erst am 7. Jänner 2004 erfahren, dass der Nationalrat in Wahrheit keine widmungsfreie Förderung beschlossen hatte, so Kornhoff weiter. Die Million war vielmehr explizit für die "forcierte Nachwuchsarbeit" im Hinblick auf die Fußball-EM 2008, die an Österreich und die Schweiz vergeben worden war, vorgesehen. Zugleich wurde als einschränkende Bedingung auf eine Sicherstellung der Bedeckung durch Mehrarbeit und Ausgabeneinsparungen seitens der Bundesliga verwiesen.

"Für mich hat die Nachwuchsförderung nicht die Komplementärzahlung ersetzt", konstatierte Kornhoff. Er habe daher den bedingten Vergleich "gegen den Willen vom Peter" am 7. Jänner widerrufen: "Da haben wir wieder einen furchtbaren Wickel gehabt. Aber für mich war das keine Förderzusage über eine Komplementärzahlung."

Der Bundesliga-Aufsichtsrat habe bei der nächsten Sitzung ein Schreiben des damaligen Staatssekretärs für Sport, Karl Schweitzer, das sich ausdrücklich auf den Parlamentsbeschluss bezog, zu sehen bekommen. Obwohl dort von einer Million für den Nachwuchs die Rede war, sei das Gremium weiter für den Vergleich gewesen. Selbst Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger sei überzeugt gewesen, "dass wir die Million kriegen. Ich war dagegen, weil ich noch immer keine Komplementärzahlung gesehen habe", schilderte Kornhoff. Ihm sei es um eine korrekte Umsetzung des Nationalrats-Beschlusses gegangen: "Alles andere ist a Pülcherei, auf wienerisch gesagt."

Er habe sich aber nicht durchsetzen können, so Kornhoff. Er habe schließlich am 19. Februar 2004 den bedingten Vergleich doch mitgetragen, sei aber im Gegenzug umgehend vom Aufsichtsrat entlastet worden.

Bei Darstellung dieser Abläufe fühle er sich nicht als Betrüger. Es sei niemand betrogen und um die Million geschädigt worden. Aus Sicht Kornhoffs musste es nämlich auch der Republik klar sein, dass die Bundesliga die Förder-Million zur Bezahlung der Finanzschuld heranziehen werde. In Wahrheit sei das sogar "Wille des Förder-Gebers" gewesen.

Die aus Steuermitteln aufgebrachten Eingänge wurden bei der Bundesliga übrigens sinnigerweise auf das Konto "Außerordentliche Erträge" gebucht. Die erste Rate wurde umgehend dazu verwendet, die ersten 500.000 Euro der Finanzprokuratur zu überweisen, um die Vergleichsbedingungen zu erfüllen.

(APA)

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