Integration: Betroffene kommen in den Medien selten zu Wort

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Die Meinung von indirekt oder direkt Betroffenen beim Thema Integration findet in österreichischen Medien kaum Gehör. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine Studie der Universität Wien.

Wenn es in österreichischen Medien um das Thema Integration geht, kommen die eigentlich Betroffenen kaum zu Wort. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstagabend präsentierte Studie des Publizistikinstituts der Uni Wien. Petra Herczeg, Cornelia Wallner und Oliver Gruber haben die Berichterstattung rund um den "Fall Arigona" unter die Lupe genommen und festgestellt: "Der öffentliche Diskurs ist stark elitedominiert", so Herczeg gegenüber der APA.In den 1.900 analysierten Beiträgen ergriffen rund um Arigona am häufigsten - 35 Prozent - innenpolitische Sprecher das Wort. Die Experten nahmen nach den Leserbriefschreibern mit mehr als zwölf Prozent die drittgrößte Gruppe ein, während die Meinung von indirekt oder direkt Betroffenen nur zu 11,7 Prozent Niederschlag fand. Laut Herczeg ist das "ein Indiz dafür, dass sie aus ihrer passiven Rolle wenig herauskommen und andere für und über sie sprechen". Betroffene hätten eine "untergeordnete Rolle" im medialen Diskurs.

Auffallend fand die Studienautorin dass sich die Berichterstattung "im Großen und Ganzen nicht um Integration" gedreht habe, sondern vor allem strukturelle und rechtliche Aspekte abgehandelt worden seien. Der Diskurs ging also mehr um angrenzende Themen wie Bleiberecht und Asylverfahren, während Integration und Immigration weniger oft vorkamen. Qualitätsmedien blendeten die Person Arigona außerdem in 60 Prozent der Beiträge aus, während Boulevardmedien das Mädchen in 58 Prozent der Fälle thematisierten. "In den Boulevardmedien war der Diskurs mehr ereignisbezogen", so die Studie. Die Qualitätspresse sei hingegen offener für Diskurse gewesen, was "durch das Auftreten einer Vielzahl von Akteuren untermauert" wird.

Die Autoren haben 1.900 Artikel aus dem Zeitraum 26. September und 23. Dezember 2007 untersucht. Beobachtet wurden die Zeitungen "Der Standard", "Die Presse", "Kronen Zeitung", "Kurier", "Österreich", "Salzburger Nachrichten", "Oberösterreichische Nachrichten", "Profil", "News", "Format", "Woman", "Madonna", "First" sowie ORF-TV-Nachrichten und Magazine.

(APA)

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