Maria von Trapp: Sound of Music? „Mag ich nicht“

(c) Reuters (Leonhard Foeger)
  • Drucken

Maria von Trapp ist zu Besuch in ihrer Heimat Salzburg und sehr auskunftsfreudig. Nur über die Verfilmung ihres Lebens spricht sie ungern.

Sie spricht fließend Deutsch und Englisch. Und sie gibt äußerst gerne Auskunft. Über ihre Kindheit in der Salzburger Villa Trapp, ihr Leben in Amerika und die Heimkehr in das Haus ihrer Kindheitim Salzburger Viertel Aigen, in dem sie am Freitag zu einer Pressekonferenz lud.

„Guten Morgen, das schaut ja gefährlich aus“, sagte sie beim Anblick der vielen Mikrofone in akzentfreiem Deutsch. Schon seit Dienstag ist die 94-Jährige in Salzburg, hat die Nächte in ihrem ehemaligen Kinderzimmer verbracht. Dabei sind Erinnerungen wach geworden. An den Oktober 1938, als sie mit der Familie vor den Nazis flüchten musste: „Mein Vater gab mir den Schlüssel. Er hat gesagt: Sperr das Haus zu. Ich habe 14 Jahre darin gewohnt“, erinnert sie sich. In den vergangenen Tagen hat Maria von Trapp hier mit einigen Kindern in Tracht musiziert. „Sound of Music“ lässt grüßen.

Apropos „Sound of Music“. Der Film (ursprünglich ein Musical) mit Julie „Mary Poppins“ Andrews ist in Österreich weder besonders bekannt noch beliebt. Ganz anders in Amerika, dort kennt und mag man den Film bis heute. Maria von Trapp sieht das nicht nur positiv. Im Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ gab sie zu: „So richtig gut finde ich den Film nicht.“ Was vor allem an der Darstellung ihres Vaters, dem Korvettenkapitän Georg Ludwig von Trapp, liege, der im Film als strenger Vater, der seine sieben Kinder kaum kannte, dargestellt werde. „Das war nie so. Wir hatten stets ein inniges Verhältnis“, meint Maria von Trapp, die Drittälteste der sieben Kinder – und gemeinsam mit ihrer um ein Jahr älteren Schwester Agathe die einzige noch lebende. Die beiden leben heute in Vermont. Nach der Flucht 1938 zog die Familie zunächst in die USA. Von dort aus unternahm der singende Clan mehr als 20 Jahre lang Konzertreisen durch die ganze Welt, auch nach dem Tod des Vaters 1947. Ende der 50er-Jahre ging Maria von Trapp als Missionarin nach Papua-Neuguinea.


In Österreich war von Trapp seit ihrer Flucht 1938 schon einige Male, das Haus in dem ihre Familie von 1923 bis 1938 lebte, hatte sie seitdem aber nicht mehr gesehen. Es gehört heute dem Deutschen Missionsorden vom Kostbaren Blut, der die Villa an das Ehepaar Marianne Dorfer und Christopher Unterkofler vermietet hat. Das Paar hat das Haus „sanft renoviert“ und in ein Frühstückshotel mit 14 Zimmern umfunktioniert. Wohnen kann man dort noch nicht, „es fehlt noch eine Einzelbewilligung von der Stadt Salzburg“, sagt Unterkofler. Die aber nicht mehr lange auf sich warten lassen dürfte, die „Villa Trapp“ wird vermutlich im Oktober eröffnet. Am Freitag wurde das Haus „offiziell“ eingeweiht.

Die neuen Mieter haben die Einweihungs-Feier geschickt geplant. Durch die Einladung von Maria von Trapp war ihnen die Aufmerksamkeit der Politik sicher. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller war Freitagnachmittag mit Vize Wilfried Haslauer und Bischof Alois Kothgasser bei der Einweihungsfeier. Bundespräsident Heinz Fischer trifft am Samstag, vor der offiziellen Eröffnung der Salzburger Festspiele mit Maria von Trapp zusammen. „Der Bundespräsident ist doch so etwas wie der König von Österreich, oder?“, fragte von Trapp in einem Interview.

Nach dem Trubel um sie, ihren Ziehsohn Kikuli und ihren Halbbruder Johannes, die sie auf der Salzburg-Reise begleiten, wird von Trapp noch ein paar Tage in Salzburg bleiben und auch ihr Geburtshaus in Zell am See besuchen. Der „Erlhof“ ist heute im Besitz der Familien Porsche und Piëch.

AUF EINEN BLICK

Maria von Trapp wurde 1914 als drittes von sieben Kindern von Georg von Trapp und seiner früh verstorbenen Frau Agathe geboren, emigrierte 1938 in die USA. Sie ist diese Woche erstmals seit elf Jahren wieder in Österreich.

Die Villa Trapp im Stadtteil Aigen wurde in ein Hotel umgewandelt und am Freitag eingeweiht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.