Karriere: Eine neue Baustelle für Alfred G.

Alfred Gusenbauers optimistischer Blick in die Zukunft.
Alfred Gusenbauers optimistischer Blick in die Zukunft.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Was wird Alfred Gusenbauer nach seinem Abschied aus der Politik bloß machen? Die Bauwirtschaft wird's entgegen hartnäckiger Gerüchte nicht. Aber etwas Ähnliches: Den Kanzler zieht es in die Immo-Branche.

Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, alles wird gut, das Leben geht weiter. Alfred Gusenbauer und seine Lebensgefährtin Eva Steiner machen ja schon ein bisserl Vergangenheitsbewältigung in großflächigen Zeitungsinterviews – und so werden sie den Schock über die undankbaren Genossen sicherlich demnächst verdaut haben. Irgendwann wird der baldige Bundeskanzler a.D. auch einem neuen Job nachgehen. In der „Privatwirtschaft“, wie es so schön heißt.

Der Job muss natürlich schon was hergeben. Ein früherer SPÖ-Parteivorsitzender und Regierungschef, der mit einer gewöhnlichen Büro-Hacke das finanzielle Auslangen findet? Und dabei womöglich auch noch Sklave der gemeinen Stechuhr ist? Undenkbar. Nein, ein Mann mit einer so spektakulären Vita wird Unternehmer – und zwar in einer Branche, in der sehr rasch sehr viel Geld verdient werden kann.

Vor kurzem war noch darüber spekuliert worden, dass Gusenbauer in die Bau-Branche wechseln könnte. Das war nachdem ihn eine gewisse Esther Koplowitz kennen- und schätzen gelernt hatte. Die ist immerhin Großaktionärin des spanischen Baukonzerns FCC, dem unter anderem auch die österreichische Alpine gehört.

Doch Gusenbauer weiß: Das wirklich große Geld ist in einer mit der Bauwirtschaft verwandten Branche zu holen. Mit Immobilien-Geschäften.

Und da trifft es sich gut, dass Gusenbauer sich in der Immobilien-Branche nachgerade pudelwohl fühlt. Sprich: Einige Immobilien-Kapazunder gehören zum engeren Freundeskreis Gusenbauers. „Irgendwie scheint der Kanzler Immobilien-Unternehmer besonders zu mögen“, lächelt ein Mitspieler der Branche.

Zum jungen Tiroler Immobilien-Zampano René Benko, der erst vor kurzem prestigeträchtige Bawag-Immobilien erworben hat, hat Gusenbauer beispielsweise einen besonders guten Draht. „Die treffen einander immer wieder“, wird in der Immo-Szene getuschelt.

Auch Axel Mader zählt zum engen Freundeskreis Gusenbauers. Die beiden kennen einander seit Jugendtagen. Bei den alljährlichen Grillfesten, die Mader daheim im Wohnpark Fontana veranstaltet, ist Alfred stets „Star-Gast“.

Womit wir beim neuesten, sehr fundierten Gerücht über Gusenbauers berufliche Zukunft wären: Aus seiner Freundschaft zu Mader soll demnächst auch eine Geschäftsbeziehung werden.

Mader ist Immobilien-Unternehmer. „BOP Immoholding“, heißt die Firma, an der der 44-Jährige ein Drittel der Anteile hält. Freunde von Axel Mader schwören Stein und Bein, dass in dem weit verzweigten Firmenkonglomerat schon bald ein prominenter neuer Gesellschafter an Bord kommen wird: Alfred Gusenbauer.

Sinn würde es jedenfalls machen: BOP ist sehr stark in Zentral- und Osteuropa engagiert, Büros gibt es bereits in Zagreb und Budapest. Doch die Immobilien-Gruppe will mehr: Ein Büro in Belgrad ist in Planung, außerdem sind Projekte in Bulgarien und in der Ukraine vorgesehen. Und da träfe es sich wohl gut, würde Gusenbauer als Türöffner die Expansion unterstützen.

Großzügige Verdienstmöglichkeiten wären ihm dabei gewiss. Denn eines ist allen in der Branche klar: Der Name Axel Mader steht für glänzende Geschäfte. „Er ist ein begnadeter Networker und Verkäufer“, sagt einer seiner vielen Bekannten. Denn Mader ist auch ein Mann, der engste Kontakte zu allerlei Größen in Wirtschaft und Politik hat. Ein Mann, der es versteht, die Ärmel aufzukrempeln und Super-Deals auf den Boden zu bringen. Was er ja in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn zur Genüge bewiesen hat.

Schon im Jahr 1992 bezeichnete ihn das Magazin „Extradienst“ als „Wirtschaftswunderknaben“. Da hatte Mader aber mit Immobilien noch gar nichts am Hut: Er hatte Jahre zuvor als Journalist angefangen. Dann landete er bei der „Option“, wo er rasch die Fronten wechselte und im kaufmännischen Bereich werkte. Offenbar recht erfolgreich.

Er gründete gemeinsam mit Chris Radda und Andreas Dressler Magazine wie das „Immobilien-Magazin“, später war er auch im Team, das die Tageszeitung „Wirtschaftsblatt“ aus der Taufe hob. „Mader hat ein tolles Gespür für Marktlücken“, erzählt ein Weggefährte, „und dank seiner Super-Kontakte hatte er auch nie ein Problem damit, Investoren aufzutreiben.“

Einer dieser Investoren beim Immobilien-Magazin war Immobilien-Unternehmer Alfred Lion.

Mader hat sich schließlich, vor wenigen Jahren, an Lions Immobilien-Gruppe beteiligt und dem Zeitungsgeschäft den Rücken gekehrt. Und weil Lion vor mehr als einem Jahr überraschend und sehr jung verstarb, kümmert sich Mader um die Privatstiftung – und um das Unternehmen.

In Hinkunft gemeinsam mit Freund Alfred?

Axel Mader gibt sich entgeistert: „Es gibt keine Pläne für gemeinsame Aktivitäten mit Alfred Gusenbauer.“ Ein Sprecher des Kanzlers will sich da nicht so eindeutig festlegen. „Zu solchen Gerüchten geben wir keine Stellungnahme ab“, sagt er bloß. Und: „Zum gegebenen Zeitpunkt werden wir uns zu dem Thema äußern.“

AUF EINEN BLICK: GERÜCHTE UM GUSENBAUER

Alfred Gusenbauers Zeit als Politiker läuft ab, und so manch einer fragt sich, was der Spitzenpolitiker in Hinkunft beruflich so machen wird. Vor kurzem waren Gerüchte kursiert, wonach er in die Bauwirtschaft wechseln werde.

Jetzt gibt es neue Gerüchte: Gusenbauer werde in die Immo-Branche wechseln. Das behaupten zumindest Bekannte des Immobilienunternehmers Axel Mader. Der ist mit Gusenbauer eng befreundet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2008)

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