Grüß Gott & Cześć: Filmpremiere auf Polnisch

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Bei der Premiere von „Herrn Kukas Empfehlungen“ aß man Rote-Rüben-Suppe und trank mit August Diehl und Lukas Garlicki Wein.

Kinopremiere, einmal anders. Zumindest ansatzweise. Hauptdarsteller Lukas Garlicki ist den österreichischen Gästen kein Begriff, den polnischen dafür umso mehr. Die Darsteller sitzen nicht, wie sonst oft, in der ersten oder einer anderen fußfreien Reihe, sondern in Reihe 11 – mitten unter den Gästen. Schon beim Kommen hat man die ausländischen Darsteller, den Deutschen Jungstar August Diehl, die Britin Nadja Cameron-Blakey, und auch die österreichischen, wie Lukas Resetarits und Krista Stadler, beinahe übersehen.

Der Filmladen und das Polnische Kulturinstitut luden in des Künstlerhaus zur Premiere von „Herrn Kukas Empfehlungen“, der Verfilmung des Romanerstlings von Radek Knapp. Der austro-polnische Autor selbst fehlt. Schade, er wäre der Einzige gewesen, der gleichermaßen Bezug zu Österreich und Polen hat, und man hätte ihn doch gerne gefragt, wie ihm gefällt, was der (1964, im gleichen Jahr wie Knapp geborene) Regisseur Dariusz Gajewski aus seiner Geschichte gemacht hat. Der von „Waldi“ (Waldemar) nämlich, dem jungen Polen, der einen Sommer im Westen verbringen will und sich nur mit ein paar Ratschlägen seines einbeinigen Nachbarn, Herrn Kuka, nach Wien aufmacht. Wo er auf den Deutschen Lothar (August Diehl) und einige andere trifft.

Wenn sich im Film alles um Wien dreht, drängt sich auch bei der Premierenfeier die Frage auf, wie andere, also Nicht-Wiener, die Stadt empfinden. Hauptdarsteller Lukas Garlicki war bis zum Filmdreh, im Herbst vor zwei Jahren, nicht in Wien. Und auch danach nicht mehr. So richtig überzeugt dürfte ihn die Stadt also nicht haben. Dabei zeigt Regisseur Gajewski im Film ein anderes, weniger touristisches Wien. Ohne Schönbrunn, Sacher und Stephansdom.


Stattdessen sieht man oft den Südbahnhof und die Reichsbrücke, das Badeschiff, kleine Gassen in Wieden und – immer wieder – den Arkadengang der Staatsoper. Garlicki findet Wien „sehr ruhig, friedlich und schön“. Das ist zwar höflich, begeistert klingt es nicht. Den größten Unterschied zwischen Ost und West sieht er noch immer „in der Architektur“.

„Wir sind genauso clever wie ihr, aber ihr habt die vielen alten Gebäude, die bei uns mit dem Kommunismus alle zerstört wurden. Was aber nicht zerstört wurde, ist der Intellekt der Menschen“, sagt er zur „Presse“. Im Film, der ersten österreichisch-polnischen Filmproduktion, spricht Garlicki Deutsch. Und das klingt ziemlich echt. Ist es aber nicht. Obwohl sein Sprachtrainer ihm schon nach den ersten Einheiten sagte, sein Dialekt sei zu wienerisch. „Da musste ich noch einmal von vorne beginnen und einen polnischen Akzent in mein Deutsch hineinbringen.“

August Diehl war, anders als sein Filmpartner, schon öfter in Wien. Für private Reisen hat er aber wenig Zeit, fast zeitgleich mit „Herrn Kuka“ läuft in Deutschland gerade ein zweiter Film mit ihm an. In „Dr. Alemán“ spielt er die Hauptrolle. Nach Wien kam er am Mittwoch mit seiner Frau und Kollegin Julia Malik. Die Rote-Rüben-Suppe, die man in Polen (und auch an diesem Abend) traditionell aus der Kaffeetasse trinkt, rührte er zwar nicht an, Spaß hatte er trotzdem.

Während sich ORF-Kulturchef Martin Traxl an diesem Abend von mehreren selbst ernannten Filmkritikern anhören dürfte, wie schlecht oder gut der Film sei. Echte Leiden eines Kulturjournalisten.

Film-Start

„Herrn Kukas Empfehlungen“, nach einem Roman von Radek Knapp, läuft heute, Freitag, in den Kinosan.

Eine zweite Premiere wird heute um 19 h im Votivkino gefeiert. Im Anschluss diskutieren: Michael Roth und der Regisseur des Films, Dariusz Gajewski.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2008)

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