Die Stunde der Geschäftsbanken

Finanzkrise
Finanzkrise(c) AP (Mark Lennihan)
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Der Sturm an der Wall Street hat alle fünf einst mächtigen Investmentbanken hinweggefegt. Übrig bleiben drei riesige Geschäftsbanken - die mit der Krise noch größer werden.

Die Kreditkrise der vergangenen Wochen hat im Finanzentrum der Welt in New York keinen Stein auf dem anderen gelassen. In den Schlagzeilen wird über die 700 Mrd. Dollar teure Rettungsaktion für die Wall Street geschrieben. Aber im strengen Sinn "gibt es die Wall Street wie wir sie kennen, nicht mehr", schrieb das "Wall Street Journal" (WSJ) vor wenigen Tagen. Die bis vor kurzer Zeit so stolzen Investmentbanken sind pleitegegangen, sind in die Arme großer Geschäftsbanken geflüchtet oder haben sich in normale Banken verwandelt.

Von den "großen fünf" Investmentbanken sind heute nur mehr Goldman Sachs und Morgan Stanley selbstständig geblieben - beide müssen sich aber mit neuen Aktionären stärken (Warren Bufettt, Mitsubishi UFJ Financial). Gleichzeitig haben sie sich umgegründet und unterliegen den Kontrollen, Regeln und Kapitalanforderungen, die auch für andere Banken gelten.

Die enormen Gewinne - damals

Dabei hatten die Investmentbanken in den guten Jahren enorme Gewinne eingefahren und Teile davon an ihre Angestellten weitergegeben: 2006 streiften die Investmentbanker von Goldman, Morgan Stanley, Merrill Lynch, Lehman und Bear Stearns 61 Mrd. Dollar an Bonuszahlungen ein, 2007 waren es immer noch 38 Mrd. Dollar.

Bear Stearns wurde im März 2008 in einer Wochenend-Aktion mit JP Morgan Chase "zwangsverheiratet", um dem Zusammenbruch zuvor zu kommen. Lehman Brothers sind Anfang September bankrottgegangen. Teile des Lehman-Geschäfts gingen an Barclays, andere an die japanische Nomura.

Merrill Lynch wird von der Bank of America aufgekauft, der bisher zweitgrößten Geschäftsbank des Landes. Die Bank of America machte bisher zwei Drittel ihres Umsatzes im Geschäft mit Privatkunden. Schon Anfang 2008 hatte die BoA den taumelnden Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen.

JP Morgan Chase hat größte Bilanzsumme

JP Morgan Chase wird mit der aktuellen Übernahme der Washington Mutual künftig auf die größte Bilanzsumme ("total assets") aller US-Institute kommen. JPM, eines der ältesten Finanzhäuser der Wall Street, ist in Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung, aber auch im Retail Banking tätig. JP Morgan betreibt auch den größten Hedgefonds der USA.

Das größte Institut der USA war zumindest bisher die Citigroup, bei der sich allerdings momentan Quartal für Quartal neue "schwarze Löcher" in der Bilanz auftun. Citigroup ist mit Gesamtbelastungen von fast 60 Mrd. Dollar bisher am härtesten von der Finanzkrise getroffen. Der neue Chef, Vikram Pandit, baut derzeit Zehntausende Jobs ab und verkauft "Assets" in Höhe von vielen Milliarden - zum Beispiel die deutsche Privatkundentochter Citibank.

(Ag./Red.)

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