Bauprojekt: Ziegel, Lehm und Sonne

Lange hat der Bauherr überlegt. Doch dann ging alles ganz schnell: planen, abreißen, neu bauen. So entstand ein mediterranes Haus im Wienerwald mit natürlichen Baustoffen, vorausschauendem Energiekonzept und eigener Note.

Projekte wachsen mit der Bedenkzeit: Ursprünglich hatte Thomas Berger gar nicht vor, ein neues Haus zu bauen, sondern bloß das alte Haus umzubauen. „Es war schon desolat. Gar nicht so sehr die Grundsubstanz des Ur-Hauses, sondern vielmehr die der Anbauten.“ An das Einfamilienobjekt aus den späten Sechzigerjahren war an einigen Stellen angestückelt worden, was zwar nach außen hin gut kaschiert war. Doch innen hatte man den Eindruck verschiedener Raumhöhen, verschachtelter Erschließung und zu vieler kleiner Räume. Vom Souterrain, das halb in den Hang geschoben war, konnte man nur gebückt hinauf ins erste Wohngeschoß schlüpfen. Eine gute Aussicht über die Hügel des westlichen Wienerwaldes hatte man durch die kleinen Fenster auch nicht.

Kosten unter Kontrolle

Bergers Familie hatte das Haus bereits so gekauft. Nach ein paar Jahrzehnten mehr oder weniger intensiver Nutzung hatte sich die nächste Generation zum Abriss und Neubau entschlossen, auch weil der Architekt, Gerald Hofbauer vom Mödlinger Bauunternehmen auernovum, zum Umbauplan auch gleich einen ersten Entwurf zum Neubau geliefert hatte (von dem das heutige Objekt nur wenig abweicht).
„Bei einem Umbau muss man oft Kompromisse eingehen und überall mit Überraschungen rechnen. Ein Neubau jedoch ist kalkulierbarer“, dachte sich Berger. „Da obliegt das meiste einem selbst. Die Mehrkosten sind wirklich nur auf meinem Mist gewachsen.“ Weil er sich zum Beispiel später doch für Lehmputz (wegen des ausgleichenden Raumklimas) entschied, weil wenigstens die Vorbereitung für eine Fotovoltaik-Anlage da sein sollte, obwohl er noch mit Gas und Holz heizt. Die schleichende Vermehrung der Kosten: „Das ist typisch beim Bauen. Je länger es dauert, desto mehr sagt man sich: Ist eh schon wurst.“
Das Projekt wurde von auernovum geplant und umgesetzt. Auf eines hatte der Bauherr nach Abschluss des Roh- und Ausbaus aber ein wenig vergessen. „Das kann ich nur jedem mitgeben, der ein Haus bauen will: Man muss sich auch mit dem Außenbereich, den Terrassen, den Steinarbeiten beschäftigen und das unbedingt in die eigene Kalkulation einbeziehen.“ Denn innen edle Eichendielen auf beiden Geschoßen zu verlegen, aber draußen bei den Steinplatten zu sparen, das passt eben nicht zusammen.

Bäume, Pergolen, Schatten

Oft hat es den Eindruck, als entfernte sich ein Neubau immer weiter von seinem Finish, umso fertiger seine Teile werden. Vor allem Kleinigkeiten fallen dann stark ins Auge – etwa fehlende Lampenschirme oder die richtige Couch für den Platz vor dem Kaminofen. „Das Haus ist noch immer nicht fertig“, meint auch Berger – und schaut von dem offen gestalteten Wohn-, Ess- und Küchenbereich in den Garten hinaus. Für dessen Gestaltung liegen die Pläne gerade auf dem massiven Tisch, Berger muss sich entscheiden, welche Bäume auf den über 1000 Quadratmetern Grün dazukommen sollen. Denn die braucht es bei der Lage des Hauses, das nach Süden ausgerichtet auf einem Hang steht. „Es gibt nichts Besseres zur Beschattung als einen Baum“, meint er, eine Klimaanlage komme ihm nicht ins Haus, es reiche ihm schon, dass Außenjalousien elektrisch zu bedienen seien.
Das Thema der natürlichen Beschattung bewog den Architekten Hofbauer, der mit dem Bauherren ständig in regem Austausch war, auch Pergolen über der Terrasse und den beiden Balkonen einzuplanen. Zugleich sind sie ein Designelement, das bewusst, aber dezent das Mediterrane zitiert. Es sollte eben keine der üblichen Glas-Beton-Boxen mit Flachdach werden, sondern „ein modernes Ziegelhaus mit dem Flair von Spanien“. Sprich: ein stark geneigtes Ton-Walmdach, ein rundum laufender Sims, strukturiertere Fensteröffnungen statt riesenhafter Glasflächen nach Süden, ein rückspringender Bauteil, aus dem sich eine Art Hofsituation ergibt.

Gut verzahnte Abläufe

Obwohl die Geschicke der Baustelle weitgehend in den Händen des Bauunternehmens lagen, war der Bauherr jeden Tag vor Ort und in engem Kontakt mit den Handwerkern: Gute Stimmung auf der Baustelle wirkt sich offensichtlich auf das Ergebnis aus. „Ich habe nichts von alldem erlebt, was so im Fernsehen gezeigt wird.“ Jedenfalls funktionierten vom Abriss des alten Hauses bis zum Einzug ins neue die Abläufe problemlos und in der Zeit. Nicht zuletzt, weil das Bauunternehmen seit Jahren immer mit den gleichen Partnerfirmen arbeitet, wie Wolfgang Müller berichtet, der das Projekt leitete.
Ein paar Monate wird das Haus bereits bewohnt, viel ändern würde der Eigentümer nicht: „Es hat genau den gleichen Grundriss wie das alte. Aber es wirkt größer, weil die Räume offen sind.“ Umgekehrt hätten es ein paar Quadratmeter weniger auch getan – im Hinblick auf die Betriebskosten. Und was die Materialien anbelangt, hätte er sich vielleicht für eine andere Dämmung als Styropor entschieden. Gutes Raumklima durch Lehmputz und natürliche Materialien bei Böden und Möbeln waren ihm so wichtig wie Energiealternativen – aber letztlich sei nur der Verzicht wirklich nachhaltig.

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