Baumanagement: Mit einigen hundert Stunden muss man rechnen

Wer seinen Hausbau selbst organisieren will, braucht viel Zeit, technisches Verständnis, Disziplin – und noch einiges mehr.

Der vielleicht wesentlichste Teil eines optimalen Baumanagements beginnt vor dem ersten Spatenstich: Ein bis eineinhalb Jahre sollte man sich im Idealfall mit seinem künftigen Domizil in der Theorie beschäftigen, raten die Experten. Es gilt, die Wohnwünsche der Familie zu ergründen oder sich den Haustyp zu überlegen. Ein wichtiger Punkt ist die Finanzierungsfrage: Welche Mittel können über Bauspardarlehen oder Bankkredite, über die Wohnbauförderung und aus Eigenmitteln aufgebracht werden, wie viel an monatlicher Belastung ist im Worst-Case-Szenario leistbar? Je genauer diese Vorbereitungen erfolgen, desto gezielter kann ein Baumeister oder ein Architekt die Vorstellungen in seinen Entwürfen umsetzen.

Fachkenntnisse Voraussetzung

Aus ihnen entsteht letztlich der Einreichplan, mit dem um Baubewilligung angesucht wird. Dieser erste konkrete Schritt zum Haus ist Profisache: „Der Plan muss von einem befugten Architekten oder Baumeister erstellt werden, auch die Einreichung für die Baubewilligung muss ein solcher Experte machen“, betont Barbara Ostwalt vom Ziviltechnikerbüro Physcon.
Spätestens in dieser Phase sollte der Bauherr entscheiden, wie weit er sich beim Management seines Baus selbst einbringt. Die zwei bequemen Wege: einen Ziviltechniker oder Baumeister mit der Überwachung und allen damit zusammenhängenden Agenden oder einen Baumeister als Generalunternehmer zu beauftragen. „Der Vorteil ist, dass man nur einen Ansprechpartner hat, der sich um alles kümmert und auch die Verantwortung trägt. Aber diese Leistungen sind natürlich zu bezahlen“, erläutert Rainer Pawlick, Innungsmeister des Wiener Baugewerbes.
Die kostengünstigere Variante besteht darin, die Bauarbeiten vom Bauunternehmen durchführen zu lassen und die anderen Handwerker selbst zu beauftragen. „Das erfordert einiges an Arbeit, aber der direkte Kontakt mit den Professionisten wird vielleicht sogar zufriedenstellendere Ergebnisse bringen“, meint Pawlick. Allerdings darf man seine Fähigkeit als Baumanager nicht überschätzen, warnt der Innungsmeister. Wer geringe Fachkenntnisse hat, sollte Bauaufsicht, Bauüberwachung und die Koordination der Arbeiten zumindest in Absprache mit einem Profi durchführen. „Es ist durchaus möglich, mit einem Baumeister Vereinbarungen zu treffen, dass er nur einzelne Bereiche übernimmt“, sagt Pawlick. Leistungsverzeichnisse für Ausschreibungen, vor allem für komplexere Aufgaben wie die Haustechnik, empfiehlt er ebenfalls vom Profi erstellen zu lassen.

Kontrolle mit Excel

Ein wichtiges Thema stellt auch die Abnahme – quasi die Qualitätsprüfung – der einzelnen Arbeiten dar. Die Mithilfe von Baumeister oder Ziviltechniker stellt sicher, dass Mängel frühzeitig erkannt und behoben werden. „Werden Fehler übersehen, sind Probleme vorprogrammiert“, warnt Pawlick.
Weitgehend an diesen Rat hielt sich Sabine Haslinger, Bauherrin aus Wien, deren Einfamilien-Reihenhaus im Vorjahr fertiggestellt wurde. Sie führte die Abnahme der einzelnen Arbeiten gemeinsam mit dem Baumeister, manchmal auch nur mit den Professionisten durch. „Ich habe mich vorher allerdings immer sehr genau informiert, worauf es ankommt“, erzählt sie.
Das Baumanagement machte Haslinger weitgehend selbst. Sie ließ vom Baumeister Rohbau, Dach und Fassade herstellen. Die weiteren Arbeiten vergab sie an verschiedene Firmen. Um den Hausbau im Griff zu haben, nützte sie eigens erarbeitete Excel-Tabellen, die sie während der gesamten Bauzeit führte. Darin notierte sie sämtliche Einzelschritte sowie alle geplanten und tatsächlichen Aufwendungen, denen sie ihr vorhandenes Budget gegenüberstellte. So konnte sie zu jedem Zeitpunkt sehen, wie viel Budget noch verfügbar war und ob die einzelnen Anbieter in dem vereinbarten Kostenrahmen blieben.

Geduld und Kompromisse

Insgesamt investierte sie in das Baumanagement einige hundert Stunden. Den Aufwand bereut sie nicht: Ihr Haus entspricht heute in allen Details ihren Vorstellungen. Vorm vorschnellen Nachmachen warnt sie allerdings, denn neben Zeit und Basiswissen braucht es noch einiges mehr, um den Hausbau weitgehend selbst zu managen: „Interesse, Mut, Disziplin, Durchsetzungsvermögen, Konsequenz, Genauigkeit, Ausdauer, technisches Verständnis, aber auch Kompromissfähigkeit und viel Geduld sind unbedingt erforderlich“, sagt Haslinger.

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