American Express mit erneutem Gewinneinbruch. Durch unbezahlte Kreditkartenschulden fiel der Gewinn um fast ein Viertel auf 815 Mio. Euro.
New York (höll). Dem ohnehin angeschlagenen Finanzsystem droht bereits der nächste Schock: Nach der Immobilienblase wird befürchtet, dass nun die Kreditkartenfirmen in die Bredouille geraten. Jeder Amerikaner besitzt im Schnitt vier Kreditkarten. Einer der größten Anbieter, American Express, hat im dritten Quartal einen Ergebniseinbruch erlitten. Durch unbezahlte Kreditkartenschulden fiel der Gewinn um fast ein Viertel auf 815 Mio. Euro. „Wir mussten die Vorsorgen für faule Kredite stark aufstocken“, erklärte Konzernchef Kenneth Chenault.
Schulden in Milliardenhöhe
Drohende Zahlungsausfälle bei den Kreditkartenfirmen gelten in den USA als das nächste große Risiko für die Finanzmärkte nach unbesicherten Immobiliendarlehen, die der Auslöser der jetzigen Finanzkrise waren. American Express galt lange Zeit wegen seiner relativ zahlungskräftigen Kundschaft als vergleichsweise widerstandsfähig. Doch die Finanzkrise und der Konjunkturabschwung ziehen immer weitere Kreise und schlagen in den USA auf alle Schichten der Bevölkerung durch. Immer mehr Amerikaner sitzen in der Schuldenfalle und schichten ihre Rückstände oft nur noch von einer Kreditkartenfirma auf die nächste, weil sie die teilweise enormen Zinsen nicht mehr bezahlen können.
Im Falle einer tiefen Rezession und einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit sind überschuldete Konsumenten nicht mehr in die Lage, die Rückzahlungen zu leisten. Zuletzt waren US-Bürger bei Kreditkartenfirmen mit 900 Mrd. Dollar verschuldet.
Für den Ausfall bedrohter Kredite stellte Amex jetzt 1,4 Mrd. Dollar zurück – um knapp 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch legte die Aktie zuletzt zu, weil Analysten noch ärgere Zahlen erwartet hatten. Nach einem noch drastischeren Ergebniseinbruch im zweiten Quartal hatte das Unternehmen vor drei Monaten seine Gewinnprognosen über den Haufen geworfen.
Um die Krise zu bewältigen, setzt Amex auf ein Sparprogramm. Man werde Stellen streichen und Kosten einsparen, kündigte Konzernchef Chenault an.
Analysten sind schon gespannt auf die Zahlen der Konkurrenten Visa und Mastercard, die ihre Ergebnisse in den nächsten beiden Wochen vorlegen werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2008)