Luxusversicherungen: Ihre Sorgen...

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Für manche unverständlich, für manche notwendig:
Luxusversicherungen kümmern sich um Taschen mit Bissspuren genauso wie um Brillantringe, die vom
Bentley überfahren werden.

Schwarz
Schwarz(c) beigestellt

INFO

Hase – Hermèstasche – Haftpflicht. Schöne Alliteration, fehlende Logik. Renate Schwarz kann diese liefern. Sie ist Spezialistin für Valorenversicherung, also für die Versicherung von Luxusobjekten wie Juwelen, Pelzen oder auch Handtaschen. „Ich bin zwar durch meinen Beruf vorgewarnt und dadurch vorsichtig im Umgang mit meinen Sachen, aber eben auch nicht immer. Und dass mir im Wohnzimmer von Freunden ein Hase meine neue Hermèstasche anknabbert, während wir bei Tisch sitzen, das kann man doch eher schwer voraussehen.“ Schon blöd, diese Situation, sagt sie heute, man möchte ja auch den Gastgebern die Peinlichkeit ersparen. Aber für den Fall Hase und Hermèstasche war dann eben doch deren Haftpflichtversicherung zuständig.

Renate Schwarz ist es gewohnt, dass die Sorgen ihrer Kundinnen als Tussiprobleme abgetan werden. „Eine Krokotasche ist aber einfach etwas wert, und zwar nicht nur aus materiellen Gründen, sondern weil man dafür vielleicht auch lange auf einer Warteliste war. Und wenn die weg ist, ist ja nicht nur die Tasche weg“, skizziert sie die Folgen eines Diebstahls. „Da war dann möglicherweise Schmuck drin, ein iPhone, teure Kosmetik, ein echter Pashmina, ein Louis-Vuitton-Kalender. Und da ist das Bargeld noch gar nicht dabei.“ Normale Versicherungen würden so etwas gar nicht versichern, normale Versicherungsangestellte hätten auch gar nicht das Verständnis dafür und noch weniger ein Gefühl, was solche Dinge wert seien, sagt Schwarz. Darum seien die hundert reichsten Österreicher ihre Kunden. Genauer gesagt, die der Kunstversicherung Barta & Partner, der Firma ihres Lebensgefährten, wo man der derzeitigen Wirtschaftslage – wenig überraschend – viel Positives abgewinnen kann.

Erste Hilfe, zweifach. Wenn jemand ein Schmuckstück, ein Kunstwerk oder auch einen Pelzmantel versichern möchte, besucht ein Experte die Kunden, bewertet die Dinge und nimmt sie samt Foto in die Polizze auf. Ihre Kunden legen auf Diskretion viel Wert. Vielleicht besonders wichtig bei solchen nicht ganz unpeinlichen Schäden, für die man selbst verantwortlich ist. Stichwort:
Bianca Jagger, die ihren 200.000 Euro teuren Ring während der Salzburger Festspiele verloren hat.

Übrigens keine Kundin von Barta & Partner. Im Gegensatz zu der Dame, die ihren Brillantring vom Finger nahm, um sich die Hände einzucremen – das Ganze während einer Fahrt nach St. Moritz, auf dem Rücksitz eines Bentley. Sie legte den Ring in den Schoß, dachte nicht mehr daran, stieg aus, der Ring fiel in den Schnee, der Chauffeur fuhr beim Wenden ­darüber. Sprich: Brillant durch ein paar Tonnen in den Schnee gepresst. Gar nicht gut. Den Ring fand man zwar, ob er Schäden hatte, wusste man freilich nicht gleich. Renate Schwarz leistete neben der psychischen Ersten Hilfe auch die versicherungstechnische Erstversorgung: Der Ring wurde ans Gemological Institute of America geschickt. Sichtbaren Makel fand man keinen, ein Einschluss wurde aber festgestellt. Der Kundin wurde von Schwarz freigestellt, ob sie den Ring behalten wollte – samt Wertminderung von 100.000 Euro; „das geht schnell“, so die Expertin – oder ihn lieber zurückgeben und das Geld kassieren wollte. Sie wählte den Ring, aus emotionalen Gründen.

Anders ein Kunde, der einen limitierten Riesenbildband von Helmut Newton und ein allzu enthusiastisch Kakao schlürfendes Kind sein Eigen nannte. Das heißt, das Kind hat er immer noch. Den befleckten Bildband aber nicht mehr. Dieser ziert nun das Wartezimmer des Barta&Partner-Büros, der Kunde zog ein neues Buch vor. Kakaotrinken hat eben nicht denselben emotionalen Faktor wie ein Hochzeitstag. Apropos Hochzeitstag: „Rufen Sie mich an, bevor Sie die Polizei rufen“, schärft Renate Schwarz ihren Kunden immer wieder ein. Gerade wenn eine Dame ein wertvolles Geschenk ihres Liebsten (oder Geliebten?) verliert oder es gestohlen wird, sei das eine heikle Sache. Wird die Polizei eingeschaltet, kann der edle Spender davon Wind bekommen. Wird nur die Versicherungsvertraute zu Rate gezogen, nicht unbedingt.

Räuber im Smoking. Schwarz muss rund um die Uhr erreichbar sein. „Schäden passieren halt nicht Montag bis Freitag, von neun bis 17 Uhr.“ Ein Vertrauensverhältnis aufzubauen ist ihr besonders wichtig. Einerseits wollen die Kunden sich mit ihren nicht immer öffentlichkeitstauglichen Problemen gut aufgehoben wissen, andererseits muss sie auch selbst den Kunden glauben können, wenn ein wertvolles Stück weg ist. Die Maklerin ist es gewöhnt, den Lebensstil und die damit verbundenen Risken ihrer Kunden gegen Verschwendervorwürfe zu verteidigen. „Es gibt halt unterschiedliche Lebensstile, das ist per se ja nichts Schlechtes. Wer exponierter lebt, dem kann einfach mehr passieren.“

Zum Beispiel, dass man im Wiener Nobelitaliener Fabios einen Dior-Mantel an der Garderobe abgibt und einen H&M-Mantel zurückbekommt. Oder dass man in Monte Carlo beim Abendessen sitzt und drei Räuber im Smoking samt Silbertablett an den Tisch kommen und den Schmuck aller Anwesenden verlangen. Sicher, manchmal kann auch sie nur den Kopf schütteln. Wenn etwa ein Kunde statt des Helikopterlandeplatzes auf dem Dach seiner Jacht einen ausfahrbaren Tennisplatz will. Aus Glas. Und sie sich dann um den Versicherungsschutz dieser Ausstattung kümmern soll. „Solche Leute überlegen nicht, was passieren kann, sondern nur, womit sie ihren Hafennachbarn übertrumpfen können.“ Mit kleinen gelben Bällen statt der mittlerweile öden Champagnerbläschen, zum Beispiel. „Da denkt man dann, auch wenn man schon viel gesehen hat, ja, äh, eh ganz normal, das alles.“

Barta & Partner
Spezialisiert ist man auf die Valorenversicherung von Privatkunden, also auch auf Pelze oder Juwelen.

Axa Art
Um Picassos kümmert sich die Axa Art nach eigenen Angaben genauso wie um moderne Fotografie und Oldtimer.

Gothaer
„Hochwertig eingerichtete Haushalte“ versichert man ebenso wie Schmuck und Antiquitäten.

Hiscox
Schwerpunkt beim Partner der Generali ist die Versicherung gegen Kunstbeschädigungen oder -diebstähle.

Allianz Art
Auch hier stehen kunstbezogene Anliegen im Mittelpunkt.

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