1800 AWD-Betroffene haben sich bei Konsumenten-Schützern gemeldet. Manche Anleger wussten nicht einmal, dass sie in Aktien investierten - sie glaubten ihr Geld in Sparbüchern.
Ende Oktober startete der Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Sammelaktion von Beschwerden über angeblich fehlerhafte oder unvollständige Beratung anlässlich der Vermittlung von Immofinanzaktien durch AWD-Berater. Mittlerweile haben sich 1800 Betroffene AWD-Kunden gemeldet. Der VKI verhandelt im Auftrag des Sozialministeriums mit AWD über eine außergerichtliche Einigung. Im schlimmsten Fall soll eine Sammelklage eingebracht werden.
Manche Anleger haben nicht einmal gewusst, dass sie von Immofinanz und Immoeast Aktien kaufen. "Ich habe da mit Leuten gesprochen, die bis heute geglaubt haben, dass sie einen Fonds oder ein besseres Sparbuch zu haben", sagt der Leiter der VKI-Rechtsabteilung Peter Kolba im "Ö1-Mittagsjournal".
"Kein Berater, sondern Verkäufer"
Ein Beispiel: 250.000 Euro besaß eine Wiener Familie, als sie vor zwei Jahren mit dem Bau eines Einfamilienhauses begann. Das Ehepaar ließ sich von AWD beraten. Nun sind mehr als zwei Drittel des Geldes verloren. Die zum Kauf empfohlenen Aktien von Immoeast und Immofinanz sind im Keller.
"Begonnen hat alles, als wir einen Finanzberater von der Firma AWD kennengelernt haben", erzählt der Ehemann im "Ö1-Mittagsjournal". Beim "Beratungsgespräch" wurden Immofinanz- und Immoeast-Aktien gepriesen. Versprochen wurden mündelsichere Immobilienpapiere sowie eine Kapitalgarantie und eine Ertragsgarantie von sechs Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren.
"Wir waren blauäugig und dumm"
Heute sagt der Betroffene: "Wir waren blauäugig. In gewisser Weise waren wir dumm zu glauben, dass das alles funktioniert. Aber wenn ein perfekt geschulter Berater auf sie zukommt und ihnen die Dinge gut verkaufen kann, ihnen die Risiken nicht nennt, im Gegenteil, ihnen Garantien gibt, dann ist es nicht schwer zu sagen: Ja, das machen wir."
Als die Kurse von Immofinanz und Immoeast zu fallen begannen, wollte die betroffene Familie ihre Aktien verkaufen. Der AWD-Berater garantierte aber schriftlich, dass die Aktien fünf bis sechs Prozent Zinsen bringen würden.
(Red.)