Die sechs größten Gläubigerbanken haben einem Sanierungsplan zugestimmt. Die Immofinanz hat bei ihnen insgesamt Bankschulden in der Höhe von sechs Milliarden Euro.
Wien (ju/red.). „Ja wir haben einem Restrukturierungsplan zugestimmt. Über weitere Details wollen wir uns nicht äußern.“ Kurz und kryptisch kommentierte eine Sprecherin der Erste Bank die Einigung mit dem angeschlagenen Immobilienkonzern Immofinanz. Montagabend verlautbarte das Unternehmen, dass man sich mit den sechs großen Gläubigerbanken über einen Restrukturierungsplan geeinigt habe. Die Immofinanz hat bei der Erste Bank, Bank Austria, Raiffeisen, West LB, Euro Hypo und die Landesbank Hessen-Thüringen insgesamt Bankschulden in Höhe von sechs Mrd. Euro. In wie weit der Restrukturierungsplan auch einen Schuldennachlass beinhaltet, wollte Montagabend vorerst niemand kommentieren.
Fest steht aber, dass auf die Immofinanz und ihre Tochter Immoeast auch mit dieser Einigung schwierige Zeiten zukommen. Die Immobilienkrise hat Osteuropa voll erfasst – und das führt jetzt zu dramatischen bilanziellen Abwertungen des Immobilienbestandes dort tätiger Unternehmen. Die ohnehin ums Überleben kämpfende Immoeast AG gab am Montag bekannt, dass sie im zweiten Quartal mehr als eine Mrd. Euro an Belastungen aus Verkehrswertminderungen und Abschreibungen wird hinnehmen müssen.
Damit wird die Halbjahresbilanz einen Verlust von 500 Mio. Euro ausweisen. Die exakten Zahlen werden am Donnerstag bekannt gegeben. Hohe Abschreibungen wird wohl auch die Muttergesellschaft Immofinanz (sowie die Regionalholdings Immoaustria und Immowest) hinnehmen müssen. Das Immofinanz-Halbjahresergebnis wird am 29. Dezember veröffentlicht.
Die Neubewertung des Immobilienvermögens der Gesellschaft durch Gutachter hat einen Ost-Abwertungsbedarf von 465 Mio. Euro ergeben, hieß es in der Immoeast-Mitteilung. Abschreibungen auf Immobilienvorräte und Entwicklungsprojekte werden mit 350 Mio. Euro zu Buche schlagen. Wertkorrekturen auf Forderungen gegen Dritte machen 210 Mio. Euro aus.
Hauptgrund für den Preisverfall sei ein sehr eingeschränktes Transaktionsvolumen. In manchen Bereichen ist das Immobiliengeschäft fast zum Stillstand gekommen. Einer der Hauptgründe: Die Banken haben wegen der Finanzkrise ihre Kreditfinanzierungen stark zurückgefahren und legen jetzt viel höhere Bonitätsmaßstäbe an. Die Immoeast ist voll in die Immofinanz konsolidiert, weshalb diese schon wegen dieser Ostbeteiligung auch selbst einen hohen Abwertungsbedarf haben dürfte.
Gewinne waren aufgeblasen
International tätige Immobiliengesellschaft bilanzieren nach dem amerikanischen IFRS-Standard. Dabei werden von Gutachtern festgestellte Änderungen des Immobilienwertes in die Gewinn- und Verlustrechnung übernommen. Die Gewinne der Immobiliengesellschaften sind in den vergangenen Jahren überwiegend von Gutachtern „gemacht“ worden, die ausgewiesenen Gewinne wurden durch die Betrachtung von theoretischen, nicht realisierten Vermögenszuwächsen aufgeblasen. Bei rückläufigen Märkten wendet sich das System freilich gegen die Anwender: Abwertungen sorgen dafür, dass die Verluste ebenso überdimensioniert werden wie früher die Gewinne.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2008)