EZB: Geldparken für Banken soll teurer werden

(c) AP (Daniel Roland)
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Die EZB will den Zinssatz für Bankeinlagen senken. Damit soll der Geldmarkt wieder in Gang gebracht werden. Zudem kündigt EZB-Chef Trichet eine Pause bei den Leitzinssenkungen an.

Europas Banken leihen sich untereinander kaum noch Geld. Nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers ist das Kreditgeschäft der Bankinstitute untereinander nahezu zum Erliegen gekommen. Bis zu 200 Mrd. Euro legen europäische Banken Nacht für Nacht bei der EZB unters Kopfkissen - Geld, das Europas Wirtschaft gut gebrauchen könnte. Und das, obwohl die Banken bei der EZB deutlich weniger Zinsen erhalten als für Kredite an andere Banken. Doch im Moment geht Sicherheit vor Rendite.

Nach der letzten Rekord-Zinssenkung der EZB Anfang Dezember erwägt der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, als weitere Maßnahme zur Ankurbelung des Interbankenhandels nun auch den Zinssatz für Bankeinlagen zu senken. So soll der Geldmarkt wieder in Gang gebracht werden. "Das ist eine Idee, die derzeit geprüft wird", sagte der EZB-Chef. Die EZB hatte Anfang Oktober den aus Spitzenrefinanzierungs- und Einlagefazilität bestehenden sogenannten Zinskorridor um auf nur noch 100 Basispunkte verengt. Seitdem ist es für Banken relativ lukrativ, Geld über Nacht bei der EZB zu parken.

Übernacht-Liquidität der EZB

Spitzenrefinanzierungsfazilitäten und Einlagefazilitäten (ständig angebotene Kreditlinien) sind geldpolitische Instrumente der Europäischen Zentralbank. Sie dienen dazu, den Kreditinstituten Übernacht-Liquidität bereitzustellen.

Eine Spitzenrefinanzierungsfazilität ist eine Möglichkeit für Geschäftsbanken im Euroraum, sich über Nacht Geld bei der EZB zu beschaffen. Eine Einlagefazilität ist die Möglichkeit über Nacht nicht benötigtes Geld bei der EZB anzulegen.

Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität bildet in der Regel die Obergrenze auf dem Markt für Tagesgeld, der Zinssatz der Einlagefazilität die Untergrenze.

Pause bei Leitzinssenkungen

EZB-Chef Trichet hat zudem eine Pause bei den Leitzinssenkungen angedeutet. Die bisherigen Zinssenkungen müssten nun erst einmal in der Realwirtschaft wirken, sagte er am Montagabend in Frankfurt am Main. Zuvor hatten bereits andere europäischer Zentralbanker Erwartungen gedämpft, die EZB könne schon im Jänner erneut ihre Zinsen senken.

Die EZB hat ihren wichtigsten Zinssatz um insgesamt 1,75 Prozent binnen zwei Monaten gesenkt: Nach einer konzertierten Aktion mehrerer Notenbanken Anfang Oktober senkte sie den Zins im November und noch einmal im Dezember. Er liegt nun bei 2,5 Prozent.

(phu/Ag.)

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