Hans-Jürgen Topf: Der den Stars die Wäsche macht

(c) EPA (Claudio Reyes)
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Er geht seit Jahren mit Stars wie Madonna und Fanta 4 auf Tour. Und wäscht ihre Kleidung. Darüber hat Hans-Jürgen Topf ein Buch verfasst.

Ein Buch über das Tourleben von Rockstars zu schreiben: kommt vor. Eine Anleitung über den richtigen Umgang mit Schmutzwäsche: warum nicht? Aber beides in einem: warum denn das?

„Nach 26 Jahren“, sagt Hans-Jürgen Topf, „hatte ich das Gefühl, dass ich etwas zu erzählen habe.“ Über seinen Beruf als „Wäscher“. Das klingt, wie er selbst sagt, „ein bissl öd“. Aber mit dem Zusatz „Ich wasche die Wäsche der Stars“ natürlich ungleich spannender. Und buchtauglich, wie Topf fand.

Nicht ganz zu Unrecht. Denn die Liste der Stars, die der Ludwigshafener auf ihren Tourneen durch den deutschsprachigen Raum begleitet hat, ist lang: Madonna, U2, George Michael, Joe Cocker, Whitney Houston, Bon Jovi. So lang, dass in Topfs „rockigem Waschbuch“ gar nicht alle vorkommen. Seitenweise gibt Topf in kleinen Episoden und vielen Backstagefotos Einblick in sein Leben als Wäschewäscher und Handtuchlieferant an der Seite der Stars. Dazwischen, und daran muss man sich beim Durchblättern erst gewöhnen, liefert er detaillierte Wasch- und Pflegetipps, „locker geschrieben“, wie er meint. Wenn Topf etwa erklärt, wie man am besten Erbrochenes, Bier- oder Spermaflecken (kein heißes Wasser verwenden!) aus T-Shirts entfernt, klingt das zumindest ein wenignach wildem Tourleben.

Wie gut kennt man die Stars, wenn man täglich ihre Kleidung wäscht und bügelt? „Je berühmter der Star umso weniger Kontakt“, so Topf. Madonna etwa, die er auf ihrer „Sticky & Sweet“-Tour begleitet hat, „ist von so vielen Menschen umgeben, da muss man viermal hingucken, bis man sie mal sieht.“
Anfangs war es ihm darum gegangen, „Backstagekarten zu bekommen und das Konzert gratis zu sehen“. Das zählt heute nicht mehr. „Die 40. Joe Cocker-Show muss man sich wirklich nicht mehr ansehen.“ Eng ist der Kontakt erst, wenn Topf als „Mädchen für alles“ auch die Garderoben einrichtet, dafür sorgt, dass sich die Stars in den Backstageräumen wohlfühlen, nachsieht, ob die Heizung funktioniert. Das macht er seit Jahren bei Herbert Grönemeyer, der ihn (wie viele andere auch) „Töpfchen“ nennt. Das klingt nach Nähe. Als seinen „Freund“ würde sich Topf dennoch nicht bezeichnen, auch wenn Grönemeyer vor der laufenden Waschmaschine schon mal von seinen Kindern erzählt. „Klar gibt es persönliche Gespräche. Aber ich möchte mich den Künstlern keinesfalls anbiedern.“ Die angenehmsten Stars seien Fanta 4, sagt Topf. „Die sind unheimlich locker. Der Spaßfaktor ist sehr hoch.“ Mit ihnen spielt er backstage Konsolenspiele. Bevor er ihnen trockene Handtücher auf die Bühne legt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2008)

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