"Noch verkraftbar": 2,1 Prozent mehr Lohn für Metaller

Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE und Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp und Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden (von l. nach r.).
Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE und Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp und Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden (von l. nach r.).(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Elfstündiger Verhandlungsmarathon bringt Lösung. Angesichts einer Inflation von 1,7 Prozent ist das ein Reallohnplus von 0,4 Prozentpunkten.

Ein elfstündiger Verhandlungsmarathon in Runde Vier der Metaller-Herbstlohnrunde bringt den rund 120.000 Mitarbeitern in der Maschinen- und Metallwarenindustrie ein Plus von 2,1 Prozent auf dem Gehaltszettel. Der neue Kollektivvertrag (KV) gilt ab November für ein Jahr. FMMI-Obmann Christian Knill hält den Abschluss für "gerade noch verkraftbar", wie er in der Nacht auf Mittwoch sagte.

Spitzengewerkschafter Rainer Wimmer sprach vor Journalisten von "harten Verhandlungen". Über die europäische Inflationsrate zu reden, sei ein Herausforderung gewesen, spielte Wimmer auf die Arbeitgeberseite an, die sich an der EU-weiten Teuerungsrate von nur 0,5 Prozent orientieren wollte. Am Schluss hätte man aber doch über die österreichische Inflation von 1,7 Prozent geredet. Der Abschluss von 2,1 Prozent bedeutet für die Arbeiter und Angestellten der Branche ein Reallohnplus von 0,4 Prozentpunkten. Der Abschluss bei den Metallern gilt für andere Branchen als Richtschnur.

Sich bei der Teuerung nicht an der von Österreich sondern an jener der EU zu orientieren, wäre übrigens ein Novum in der österreichischen Sozialpartnerschaft gewesen und wurde auch von Wirtschaftsexperten kritisch gesehen. WIFO-Fachmann Thomas Leoni meinte kürzlich, dass das "volkswirtschaftlich problematisch" wäre.

"Freizeitoption" wurde wegverhandelt

Die Arbeitgeberseite hat in diesem Punkt während der Verhandlungsrunde aber eingelenkt. Fachverbandsobmann Knill wollte dennoch nicht von einem Erfolg oder Misserfolg sprechen. Die EU-weite Inflation von 0,5 Prozent sei kein Angebot, sondern nur eine Basis gewesen. Der Abschluss gebe den Unternehmen nun Planungssicherheit, so Knill. Wegverhandelt habe man die von der Gewerkschaft vorgeschlagene Freizeitoption, bei der sich Mitarbeiter für mehr Freizeit, statt für mehr Verdienst hätten entscheiden können. "Wir sehen darin eine Arbeitszeitverkürzung", so Knill, der den Vorschlag ablehnt.

Metaller-Abschluesse seit 2008 - Aktualisiert
Metaller-Abschluesse seit 2008 - AktualisiertAPA

Das Thema Arbeitszeitflexibilisierung, bei dem die Sozialpartner in den vergangenen Jahren keinen grünen Zweig gefunden haben, wurde in der heurigen Lohnrunde ausgeklammert. Man wolle nun die Gespräche aber wieder aufnehmen, erklärten Wimmer und Knill unisono. Der Gewerkschafter bremste allerdings und will hier "nichts überhudeln".

Streiks standen im Raum

Beim Mindestlohn setzten sich die Arbeitnehmervertreter durch: Dieser steigt ebenso wie die Ist-Löhne und Lehrlingsentschädigungen um 2,1 Prozent. Die Arbeitgeber verlangten ursprünglich, dass der Mindestlohn nicht steigt, aus Gewerkschaftssicht undenkbar, wie Wimmer klarstellte. Die Zulagen werden um 1,7 Prozent angehoben.

Die nächtliche Einigung zeichnete sich im Laufe des Abends ab. Die Gewerkschafter waren während des Verhandlungsmarathons weniger angriffig als in der Vergangenheit. Zudem gab es offenbar auf beiden Seiten den Willen, die Gespräche abzuschließen. Für den Fall, dass auch die vierte Lohnrunde gescheitert wäre, hätten die Gewerkschaften erneut Betriebsversammlungen abgehalten. Auch Streiks standen im Raum.

Fachverbände verhandeln getrennt

Wie schon die beiden Jahre zuvor verhandeln die sechs Metallindustrie-Fachverbände getrennt, der Fachverband Maschinen-und Metallwarenindustrie (FMMI) ist dabei mit 120.000 von insgesamt 180.000 Beschäftigen am größten. Für die Gewerkschaften sind die getrennten Verhandlungen ein Ärgernis. Sie wollen sich nicht auseinanderdividieren lassen und streben auch heuer wieder idente Abschlüsse in allen sechs Verbänden an, die Messlatte liegt nun bei 2,1 Prozent. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten sich die Verhandler auf einen Lohnzuwachs von im Schnitt 2,8 Prozent geeinigt - bei einer Inflationsrate von damals 2,4 Prozent. Dafür brauchten sie fünf Verhandlungsrunden, um eine mehr als heuer.

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