Metaller-KV: "Viel Kaufkraft wird das nicht bringen"

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Die Metaller erhalten mit 2,1 Prozent ein Gehaltsplus, das über der Infaltionsrate liegt. Das nützt aber in erster Linie dem Staat.

Noch vor zwei Wochen drohten die Metaller mit Streik. Die vierte Verhandlungsrunde brachte in der Nacht auf Mittwoch aber dann dennoch recht schnell ein Ergebnis. Eines, das für die Arbeitgeber "gerade noch verkraftbar"  und für Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ein "Gewinn für die Menschen". Denn mit dem Plus von 2,1 Prozent, einem Abschluss über der österreichischen Inflationsrate von 1,7 Prozent, habe man immerhin einen effektiven Reallohngewinn. Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betrachtet die Einigung als "vernünftiger Kompromiss ist, der den betroffenen Unternehmen Planungssicherheit in schwierigen Zeiten ermöglicht."

Der Staat profitiert

Alles gut also? Dass den Arbeitnehmern am Ende wirklich mehr Geld im Börserl bleibt, bezweifelt der Ökonom Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo im Gespräch mit dem "Ö1-Mittagsjournal". Denn die Steuerprogression frisst einen großen Teil der Lohnerhöhung wieder auf. Scheibleckers Fazit: "Viel Kaufkraft wird das nicht bringen, allerdings wird es etwas für das Budget bringen". Lohnerhöhungen bedeuten nämlich auch höhere Steuereinnahmen.

Einen Sieger in den Verhandlungen sieht er nicht, es sei ein "Kompromiss von beiden Seiten" und entspreche durchaus dem "Muster der vergangenen Jahre".

Das Thema Arbeitszeitflexibilisierung, bei dem die Sozialpartner in den vergangenen Jahren keinen grünen Zweig gefunden haben, wurde in der heurigen Lohnrunde ausgeklammert. Für die Zukunft würde sich volkswirtschaftlich mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten aber lohnen, so Scheiblecker. Warum das nicht schon längst umgesetzt ist? "Das hat weniger mit der Ökonomie zu tun als mit Verhandlungstaktiken. Und die befinden sich leider außerhalb der Einschätzung der Volkswirte."

Keine Signalwirkung mehr

Für die Abschlüsse in den anderen Branchen wagt Wirtschaftsforscher Scheiblecker jedenfalls noch keine Prognose. Die Metaller-KV-Verhandlungen hätten ihre Signalwirkung verloren, wenn etwas ankomme, dann nur verwässert.

>>> Bericht im "Ö1-Mittagsjournal"

Metaller-KV

Mit dem neuen Kollektivvertrag (KV) für die Maschinen- und Metallwarenindustrie, der ab November für ein Jahr gilt, steigen auch Mindestlohn und Lehrlingsentschädigung um 2,1 Prozent. Bei den Zulagen wird mit 1,7 Prozent nur die Inflation abgegolten. Wie schon die beiden Jahre zuvor werden die sechs Metallindustrie-Fachverbände getrennt verhandelt, der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) ist dabei mit 120.000 von insgesamt 180.000 Beschäftigen am größten. 

(sk/APA)

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