Bluttat in Belgien: 20-Jähriger ersticht Kinder und Erzieherin

Ermittler am Tatort in Dendermonde
Ermittler am Tatort in Dendermonde(c) EPA (Ed Oudenaarden)
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Ein Mann mit schwarz-weiß geschminktem Gesicht tötet in einer belgischen Kinderkrippe zwei Kleinkinder und eine Frau. Er wird kurz nach der Tat festgenommen. Sein Motiv ist weiter unklar.

Ein Blutbad in einer Kinderkrippe erschüttert Belgien. Zwei kleine Kinder und eine Erzieherin wurden am Freitag von einem vermutlich geisteskranken Mann erstochen. Zehn weitere Kinder sowie zwei Erwachsene wurden bei der Messerattacke zum Teil schwer verletzt. Der Täter wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft kurz nach dem Amoklauf in Dendermonde, rund 30 Kilometer nordwestlich von Brüssel, festgenommen. In der Nacht auf Samstag wurde Haftbefehl wegen dreifachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs gegen den 20 Jahre alten Mann erlassen.

"Das war ein brutaler Angriff. Alle Kinder hatten zahlreiche Stichwunden an Armen, Beinen und am gesamten Körper", sagte der Chef des örtlichen Notdienstes. Alle zwölf Verletzten waren am Samstag außer Lebensgefahr. Dies sagte der Bürgermeister der Stadt, Piet Buyse, am Samstag.

Vier Kinder und ein Erwachsener seien am Samstag nach Hause entlassen worden. Die anderen sechs Kinder und ein Erwachsener blieben zunächst noch in Krankenhäusern. Eines der Kinder werde in der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt. Seit Ankunft der Kinder seien auch Fachärzte für plastische Chirurgie im Einsatz: Der Leiter eines Krankenhauses in Aalst, wo die Kinder behandelt werden, meinte: "Das sind keine Verletzungen, die von einem Küchenmesser herrühren."

Verdächtiger "sagt nichts"

Der Mann stamme aus der Region, sagte Staatsanwalt Christian Du Four am Freitagabend in Dendermonde. Der Verdächtige sei nicht polizeibekannt. Bei seiner Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet.

Der Mann habe sich bisher weder zu seiner Tat noch zu seinen Motiven geäußert. "Er sagt nichts", sagte Du Four. Es sei falsch, dass der Täter aus einer psychiatrischen Klinik entwichen sei, betonte der Staatsanwalt mit Blick auf Medienberichte. Auch sei der Mann weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss gestanden. Bestätigen konnte Du Four allerdings, dass der Mann geschminkt war. "Sein Gesicht war weiß angemalt und die Augen schwarz umrandet", sagte Du Four.

"Stach auf alle ein, denen er begegnete"

Der Mann sei durch die nicht abgeschlossene Tür in die Kindergrippe eingedrungen und habe sofort mit einem 20 Zentimeter langem Messer angegriffen. "Er kam herein und stach auf alle ein, denen er begegnete", sagte der Staatsanwalt. Eine Erzieherin habe versucht, ihn zu entwaffnen und sei dabei schwerverletzt worden, berichtete Du Four. Der Täter befinde sich in Polizeigewahrsam und solle noch Freitagabend oder Samstagmorgen dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Die Bluttat löste in der 44.000-Einwohner-Stadt in der Provinz Ostflandern Panik aus. "Unsere Stadt trauert über diese große Tragödie", erklärte Bürgermeister Piet Buyse auf einer Pressekonferenz. "Dies war eine brutale Tat. Die wehrlosesten Menschen, sehr kleine Kinder, wurden getötet und viele andere schwer verletzt. Die Eltern stehen unter Schock, wie die gesamte Stadt." Buyse fügte hinzu: "Die einzig gute Nachricht ist, dass die beiden besonders schwer verletzten Kinder inzwischen außer Lebensgefahr sind."

Eine Sprecherin der Regionalregierung, Leene Du Bois, sagte: "Niemand hätte sich vorstellen können, dass jemand so viel Leid anrichten kann." Der Messerstecher habe keine besondere Beziehung zu der Kindertagesstätte.

Das Personal der Einrichtung stehe unter Schock, sagte Bürgermeister Piet Buyse im Sender VRT. Es werde psychologisch betreut. Die Behörden setzten ein Kriseninterventionsteam ein, um Eltern und Mitarbeitern beizustehen. Die für Soziales zuständige flämische Regionalministerin Veerle Heeren kündigte Ermittlungen zu den Sicherheitsvorkehrungen der Kinderkrippe an.

In einem Beileidsschreiben an die Familien der Opfer zeigte sich Ministerpräsident Herman Van Rompuy bestürzt. "Einmal mehr steht das Land unter Schock und ist erschüttert über diesen entsetzlichen Gewaltakt, der sich in einer Gesellschaft ereignet hat, die in Harmonie und Frieden leben möchte", schrieb er. Unvergessen sind in Belgien die Mädchenmorde von Marc Dutroux.

(Ag.)

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