Ötsch: "Sind saniert" war nicht einzige Fehlprognose

Muss einpacken: AUA-CHEF OETSCH
Muss einpacken: AUA-CHEF OETSCH(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Dass der Manager die AUA als saniert bezeichnete, als der richtige Sturzflug erst begann, untergrub seine Kompetenz nachhaltig. Dazu kamen noch andere Fehleinschätzungen.

Vor nicht einmal drei Jahren wurde der Siemens-Manager Alfred Ötsch (55) dazu gedrängt, den Steuerknüppel der schon damals schon mit Verlusten kämpfenden österreichischen Fluglinie AUA zu übernehmen - der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatte sich für ihn stark gemacht. Heute, eine Wirtschaftskrise und eine Regierung später, hat ihm der Staat mit sanftem Zwang den Steuerknüppel wieder aus der Hand genommen - noch ehe der Neoeigentümer Lufthansa im kommenden Sommer die Airline übernimmt.

Am 2. Mai 2006 übernahm der frühere Siemens-Manager Ötsch den Job, den er durch seine Aufsichtsratstätigkeit seit 2001 aus nächster Nähe kannte. Anfänglichen Dementis zum Trotz gab es Ende 2006 eine 367 Mio. Euro Kapitalspritze. Die Aktien waren damals 1,8fach überzeichnet. Und Ötsch versicherte: "Wir schaffen es eigenständig". Es sollte nicht die einzige Fehlprognose des begeisterten Sportlers - Tennis, Klettern, Ski - bleiben, der nicht nur auf dem Tennisplatz als sehr ehrgeizig gilt.

2007: AUA auf Gewinnkurs

Das Jahr 2006 brachte jedenfalls noch 129 Mio. Euro Verlust, 960 Planposten wurden gestrichen. 2007 konnte Ötsch die AUA aber auf Gewinnkurs bringen. Er ließ ein neues Modell entwerfen, um die Eigenständigkeit des Carriers zu sichern. Der saudi-österreichische Geschäftsmann und Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber sollte einsteigen, 150 Mio. Euro für die AUA lockermachen und gleichzeitig das Tor in den Nahen Osten öffnen. Ötsch leitete eine Reform ein, unter den Maßnahmen befand sich weitgehende Straffung der Langstreckenflüge.

Anfang 2008: "Sind saniert"

Noch Anfang 2008 sagte Ötsch selbstbewusst, die AUA sei "saniert" - ein schwerer Fehler, wie er später zugab. Parallel zu den explodierenden Kerosinkosten wendete sich das Blatt unmittelbar danach in Windeseile. Die Ergebnisse drehten in den tiefroten Bereich ab, Al Jaber fühlte sich hinters Licht geführt und nahm dies zum Anlass, den Deal platzen zu lassen. Die lange von Ötsch vertretene Stand Alone-Strategie, die davor bereits von Unternehmensberatern zerpflückt worden war, war gescheitert.

Unter dem Eindruck der sich rapide verschlechternden Ergebnis beauftragte die Regierung im Sommer 2008 die ÖIAG mit der Privatisierung unter bestimmten Auflagen.

Vorwürfe aus Deutschland

Der am 10. Mai 1953 in Wiener Neustadt geborene Ötsch hat die ersten 28 Jahre seiner Karriere (ab 1978) bei Siemens verbracht - und auch gegen ihn laufen in Deutschland Untersuchungen in der Schmiergeldaffäre von Siemens. Ötsch hat sich gegen die Vorwürfe des damit betrauten Staatsanwalts immer vehement verwahrt: "Ich kann ausschließen, dass in Österreich solche Aktionen mit Geldern, denen keine Gegenleistung gegenübersteht, gelaufen sind."

(APA)

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