Opernball: Die „Logen-Zentrale“

(c) ORF (Thomas Jantzen)
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Besorgte Mütter, der Einsatzleiter der Feuerwehr und immer wieder: der Herr Direktor. Wer eine Woche vor dem Staatsball Rat im Ballbüro sucht.

Das Licht im provisorischen Schminkkasten wurde erst am Vortag montiert, ein Doppelbett steht in der Kostümabteilung einen Stock darüber bereit. Für alle Fälle. Die nächsten Tage dürften lang werden. Das Büro ist in diesen letzten Wochen vor dem Opernball Wohnzimmer, Bad und Ruheraum in einem.

Wobei man Ruhe hier, zumindest tagsüber, vergeblich suchen muss. Wer von der „Zentrale“ des Opernballs spricht, der könnte ebenso „Telefonzentrale“ meinen. Die Apparate läuten meist synchron. Wenn das Handy von Eva Dintsis piepst – der Seele des Opernballs, die schon mit Lotte Tobisch und Elisabeth Gürtler den Ball geplant hat –, klopft es bestimmt zeitgleich an der Tür oder ertönt einer der Festnetzapparate. Die Stabstelle des Opernballs ist nicht, wie man glauben könnte, im Opernhaus eingerichtet, sondern im Bürokomplex nebenan. Goethegasse 1, 1. Stock.

Man hat sich das Büro des Opernballs, nun ja, mondäner vorgestellt. Zwei kleine Räume, Blick in den Innenhof, braune Holzmöbel, beklebt mit Ballplakaten vergangener Jahre, ein Kasten, der zum Behelfsallibert (mit Schminkeck) umfunktioniert wurde. Weil: Das Büro ist fest in Frauenhand (und das WC am Gang hat keinen Spiegel). Dintsis wird das ganze Jahr über von Namensvetterin Eva Bucek unterstützt, beide kümmern sich auch um die ganzjährigen Opernführungen. Seit 2007 steht ihnen Desirée Treichl-Stürgkh zur Seite, Herausgeberin und Ehefrau von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, seit Herbst hilft auch ein Mann: Cesar Perez.

Die drei zentralen Bereiche, die vom Ballbüro koordiniert werden, sind die Pressekarten, der Logenverkauf („Es sind alle bezahlt. So früh wie noch nie“, sagt Treichl-Stürgkh) und die Betreuung des Jungdamen- und Jungherrenkomitees – „Mütter, die einen Friseur für ihre Töchter suchen, Fragen zu Rocksäumen, Manschettenknöpfen und Frackarten“, sagt Eva Dintsis.

Dazwischen muss das Interview mit der Wiener Stadtzeitung Korrektur gelesen, die Sicherheitssitzung mit Feuerwehr, Polizei und Rettung besucht, das schnippische E-Mail von dem Herren, der doch so gerne wieder am Ball (für Zigaretten) werben würde, freundlich, aber doch wieder als Absage beantwortet und die Lieferung der Kingsize-Schirme in Red-Carpet-Rot entgegengenommen werden. Die hat Treichl-Stürgkh am Vortag noch selbst besorgt, weil ihr bei einem dieser Gatschregenstürme in den vergangenen Tagen die Idee gekommen ist, dass es fein wäre, bei einem solchen Wetter ein Spalier aus Regenschirmen am roten Teppich zu bilden. Zum Schutz der Gäste zwischen Taxi und Opernportal.


Natürlich ruft hin und wieder auch der „Herr Direktor“, Ioan Holender, an. Nachdem er bei der Pressekonferenz vor zwei Wochen viel zu spät, dafür mit den Sängern der Eröffnung erschienen war und nach wenigen Minuten beleidigt den Saal verließ, hatten einige Blätter ein Zerwürfnis zwischen ihm und Treichl-Stürgkh herbeigeschrieben. Von dem kann keine Rede sein, sagt sie. „Er ist ja nicht wütend auf mich, sondern auf den ORF.“ Weshalb sie immer wieder zwischen den beiden vermitteln muss.

So, wie sie immer wieder dieselben Fragen der Journalisten – von Wirtschaftskrise bis zum Antikorruptionsgesetz – beantworten muss.

Was ihr trotzdem (noch) nicht die Lust verdorben hat, den neuen Job auch im nächsten Jahr, in Holenders letztem Amtsjahr, zu machen. Wenn sie dann wieder ein paar Tage fast im Ballbüro „leben“ wird.

Auf einen blick

Das Opernballbüro liegt unweit der Staatsoper in der Goethegasse. Geführt wird es seit Jahren von Eva Dintsis und Eva Bucek. Seit 2007 ist auch H.O.M.E.-Herausgeberin Desirée Treichl-Stürgkh beim Opernballbüro an Bord.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2009)

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