Oberösterreich: „Sieg anti-römischer Kräfte“

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Linzer Priesterkreis bedauert und sieht „Abdrift vom Felsen Petri“.

LINZ. Von „Entspannung“ und „Erleichterung“ spricht man nach dem Rückzug Gerhard Maria Wagners in der Diözese Linz: konkret tun das Bischof Ludwig Schwarz, Bischofsvikar Wilhelm Viehböck, die Dechanten oder Vertreter von Laienorganisationen. Josef Bauer dagegen sieht „das Heil der Diözese“ aufs Spiel gesetzt. Bauer ist Obmann des Linzer Priesterkreises.

Jener ultrakonservativen Vereinigung mit einem harten Kern von 15 bis 20 Pfarrern, die in den vergangenen Wochen vor allem wegen ihres Mitglieds Wagner im Gespräch war. Dass der designierte Weihbischof um Rücknahme seiner Ernennung bittet, sei bedauerlich: „Es ist eine Aussage darüber, wie sich anti-römische und außerkirchliche Kräfte massiv gegen die von Gott gegebene Autorität des Papstes auflehnen.“

Die Kritik an den heftig umstrittenen Aussagen Wagners zu Naturkatastrophen, Homosexualität und Satanismus versteht Bauer nicht: „Wenn diese Dinge nicht verstanden werden, ist das ein Zeichen von Agnostizismus im Sinne einer Unfähigkeit, das Wirken Gottes in der Natur zu erkennen.“ Protestmaßnahmen ihrerseits, um gegen die Rücknahme der Ernennung Wagners aufzutreten, planen die Mitglieder des Priesterkreises nicht: „Wir sind nicht im Ungehorsam aufgewachsen. Wir werden beten, glauben und vertrauen.“

Wie die Zukunft der Diözese aussehen kann, werde davon abhängen, ob es Bischof Ludwig Schwarz gelingt, Standpunkt zu beziehen, sagt Bauer: „Ein Gebetsring für Schwarz ist eingerichtet.“ In der Diözese Linz, aber auch in anderen Diözesen, sei seit Längerem „Abdrift vom Felsen Petri zu erkennen“.

Ruf nach Untersuchungskommission

Die oberösterreichischen Dechanten sehen nach dem „Schielen nach rechts“ die Kirche nun wieder in die Mitte rücken, sagt der stellvertretende Generaldechant, Helmut Part. In der vergangenen Woche hatten sich die Dechanten mit 31 zu vier Stimmen gegen die Weihe Wagners ausgesprochen, sie wollen nun eine „Art Untersuchungskommission“, die klären soll, welche „graue Eminenz“ sich in Rom für die Ernennung Wagners stark gemacht hat.

In seiner Pfarre Windischgarsten ist die Enttäuschung indes groß: „Ich finde das eine unglaubliche Sauerei“, sagte etwa Pfarrgemeinderatsobmann Stefan Edelsbacher. Man hört auch, der Pfarrer habe vielen leidgetan, man sei froh, dass er, wie es heißt, der Gemeinde erhalten bleiben soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2009)

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