Russland-Probleme lassen Strabag-Aktie abstürzen

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Der Baukonzern Strabag könnte demnächst einen wichtigen Kernaktionär verlieren. Analysten kürzen die Kursziele für Strabag-Aktien.

Wien (red). Plötzlich ist auch beim Baukonzern Strabag alles anders. Beim Börsengang hatte Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner mit den Wachstumsmärkten in Osteuropa – insbesondere in Russland – geworben. Sein Ziel war es, die Umsätze in Russland jedes Jahr zu verdoppeln. 2012 soll die Fünf-Mrd.-Euro-Schwelle erreicht werden. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Laut Haselsteiner sei in den kommenden zwölf Monaten in Russland mit keinem Wachstum zu rechnen, der Umsatz werde dort von zuletzt 450 Mio. Euro stagnieren. Hinzu kommt, dass Strabag mit dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska einen wichtigen Verbündeten verlieren dürfte. Deripaska sollte für den Baukonzern als Türöffner dienen, um in Russland groß ins Geschäft zu kommen. Doch der Oligarch ist von der Finanzkrise schwer gezeichnet. Er soll 90 Prozent seines Vermögens verloren haben.

Die Strabag-Großaktionäre, die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien und die Unternehmensgruppe rund um Haselsteiner würden Deripaskas Aktienpaket (25 Prozent plus eine Aktie) laut Syndikatsvertrag übernehmen und nur einen Bruchteil dessen dafür bezahlen, was es Deripaska vor zwei Jahren gekostet hat. Die endgültige Entscheidung darüber fällt Ende nächster Woche.

Rasinger: „Kleinanleger hat nichts davon“

Ein Sprecher von Deripaskas Firma Basis Element dementierte zwar Ausstiegspläne. In Österreich gibt es dagegen andere Signale. „Das Ganze entscheidet sich am 27. Februar“, sagt ein Strabag-Sprecher. Bis dahin laufe der Kreditvertrag. Das Anteilspaket von Deripaska würde nach derzeitigem Kurs nur noch 280 Mio. Euro kosten.

Vor zwei Jahren hatte der Oligarch dafür fast 1,2 Mrd. Euro hingelegt. „Der große Nutznießer der Transaktion wären Haselsteiner und der Raiffeisen-Konzern – der Kleinaktionär hat nichts davon“, meint Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger. Für ihn war das Russland-Geschäft nur Fantasie. „Aus meiner Sicht sind die Träume geplatzt, bevor sie noch Realität geworden sind“, so Rasinger. Seiner Ansicht nach sei die Russland-Perspektive beim Börsengang überzogen optimistisch vorgestellt worden. Es sei zwar sicher nichts Unwahres dargestellt worden, aber die Strabag sei sehr einseitig präsentiert worden.

Ein Konzernsprecher stellt dies in Abrede. Seiner Ansicht nach sei Russland nie im Zentrum der Börsenstory gestanden. „Das ist nur so hineininterpretiert worden. Die Story der Strabag war immer die des Tausendfüßlers, der sich auf vielen Beinen fortbewegen kann.“

Die Analysten der Deutschen Bank haben jüngst das Kursziel für die Strabag-Aktien von 16 auf 14 Euro gekürzt. Die Anlageempfehlung „Hold“ wurde dagegen beibehalten. Drastischer fällt das Urteil der Investmentbank Merrill Lynch aus. Sie senkten ihre Anlageempfehlung von „Neutral“ auf „Underperform“. Das Kursziel wurde von 19 auf 12 Euro reduziert.

AUF EINEN BLICK

Der Baukonzern Strabag könnte demnächst einen wichtigen Kernaktionär verlieren. Der russische Oligarch Oleg Deripaska soll dem Vernehmen nach seinen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie an Raiffeisen und Konzernchef Hans Peter Haselsteiner verkaufen. Analysten kürzen die Kursziele für Strabag-Aktien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2009)

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