Der schwedische Autohersteller will unabhängig werden und im Jahr 2011 wieder Gewinne schreiben. 2008 verbuchte Saab ein Minus von drei Milliarden Kronen (280 Millionen Euro).
STOCKHOLM. Der schwedische Autohersteller Saab meldet Insolvenz an und sucht eine Zukunft außerhalb des General-Motors-Konzerns. Auch ein Zusammengehen mit der deutschen GM-Tochter Opel steht laut schwedischen Medienberichten zur Debatte. Experten bezweifeln, dass das seit Jahren schwer defizitäre Unternehmen auf eigenen Beinen stehen kann. Auch 2008 verbuchte Saab wieder ein Minus von drei Milliarden Kronen (280 Millionen Euro).
Nachdem eine Vorstandssitzung am Vortag ergebnislos abgebrochen worden war, reichte das Unternehmen am Freitag beim zuständigen Regionalgericht in Vänersborg einen Insolvenzantrag ein. Unter dem Anwalt Guy Lofalk als gerichtlich eingesetztem Insolvenzverwalter soll der Betrieb in der Fabrik in Trollhättan vorerst unverändert weitergeführt werden. Während der kommenden drei Monate muss sich zeigen, ob ein Restrukturierungsplan realistisch ist. Dieser sieht die Abkoppelung Saabs aus dem GM-Konzern vor, der seit 20 Jahren zunächst zur Hälfte und seit dem Jahr 2000 alleine Eigentümer des schwedischen Autobauers war.
Industrieministerin Maud Olofsson sagte, die Insolvenz sei „zu erwarten“ gewesen, da sich GM geweigert habe, Saab die nötigen Mittel zuzuführen. Die Forderung des US-Konzerns nach schwedischen Staatsgeldern zur Weiterführung des Betriebes hatte die Regierung in Stockholm abgelehnt. Welche Rolle der Staat künftig spielen werde, sei schwer zu sagen, erklärte Olofsson. Nun müsse der juridische Prozess seinen Gang nehmen.
Auch Magna in Graz betroffen
Voraussetzung für eine Restrukturierung ist eine Einigung mit den Gläubigern, die Schulden teilweise abzuschreiben. Viele von Saabs Zulieferbetrieben sind jedoch wegen der Autokrise selbst in finanziellen Schwierigkeiten, sodass man in Schweden eine große Konkurswelle in Folge der Saab-Pleite befürchtet.
Saab selbst nennt in den dem Gericht übermittelten Unterlagen den Absatzrückgang – Saab verkaufte im Vorjahr nur 93.000 Autos –, eine veraltete Modellreihe und die nicht einmal zur Hälfte ausgenützte Produktionskapazität in Trollhättan als Hauptgründe für die Krise des Unternehmens.
Nach einer Restrukturierung glaubt man dennoch, mit neuen Modellen bis 2011 wieder profitabel werden zu können – was Saab seit 20 Jahren nicht war. Die Heimholung von Produktion aus Rüsselsheim und Graz und die Konzentration von Design und Entwicklung am Hauptsitz zählen zu den Maßnahmen, die das Unternehmen stärken sollen. Saab ließ bei Magna Steyr in Graz-Thondorf im Vorjahr 11.000 Saab-Cabrios bauen, im Jahr zuvor waren es noch 17.000 Stück. Laut Experten wird die Produktion 2009 auf rund 5000 Cabrios zurückgehen.
„Viel weniger Personal“
Saab hält für die Neuaufstellung sowohl weitere Gelder von GM als auch Mittel aus dem vom schwedischen Parlament beschlossenen Hilfspaket für die Autoindustrie für nötig. Über das Ausmaß der benötigten Hilfe gehen die Ansichten weit auseinander: Während GM glaubt, Saab könne mit einer Kapitalspritze von acht Milliarden Kronen rentabel werden, halten schwedische Experten eher 20 bis 25 Milliarden für realistisch.
Eine Kooperation mit Opel, die nicht zu einem Zusammenschluss führen müsste, könnte helfen, Kosten zu sparen. Auch die Übernahme durch einen anderen Autokonzern steht trotz der vergeblichen Bemühungen von GM, die schwedische Tochter zu verkaufen, weiter zur Debatte, da eine Schuldensanierung Saab billiger machen würde. Auf jeden Fall werde die Restrukturierung zu einer „ganz anderen Saab mit viel weniger Personal“ führen, meinen Analysten. Und die Gefahr, dass die Autoproduktion in Trollhättan eingestellt werde, sei weiterhin groß.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2009)