Nachruf Ruth Drexel: Mit Courage und Herz

(c) AP (Kerstin Joensson)
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Ruth Drexel war Volksschauspielerin mit Leib und Seele, Intendantin, Regisseurin, erst spät die „Resi“.

"Einen Bullen ohne Ruth kann ich mir schwer vorstellen", sagte Ottfried Fischer im Juli 2007. Monatelang war Ruth Drexel aus gesundheitlichen Gründen außer Gefecht – im darauf folgenden Herbst aber wieder am Set. Vom Pensionsantritt wollte sie nichts wissen: „Ohne mich!“, ließ sie ausrichten. Nun wird die Serie voraussichtlich eingestellt. Vergangene Woche ist Ruth Drexel, wie erst am Mittwoch bekannt wurde, 78-jährig gestorben.

Die Arbeit war ihr Lebenselixier, wobei ihr erst die Altersrollen im Fernsehen jene Bekanntheit brachten, deretwegen sie manche mit „Grüß Gott, Frau Berghammer!“ ansprachen. Drexel nahm's gelassen, mit Humor. Wissend, dass ihr der Respekt der Kollegen und Theatergeher sicher war. Zu Recht. Krista Hauser hat dem vielschichtigen Vorleben der „Resi“, dem Multitalent und Theater-Arbeitstier Drexel, eine erhellende Biografie gewidmet (Haymon Verlag, 2005).

Die am 12.Juli 1930 in Vilshofen (Niederbayern) geborene Schauspielerin ging Ende der Fünfziger in politisch bewegten Zeiten, nach Ostberlin, spielte am Berliner Ensemble von Bertolt Brecht. Später führte sie das von der Schließung bedrohte Münchner Volkstheater als couragierte Intendantin (1988 bis 2005) mit „bissig-kritischen“ Stücken zu unerwarteten Erfolgen. Mit Ende 40 begann sie, Regie zu führen, am Düsseldorfer Schauspielhaus, mit einem Nestroy, inszenierte später in München, am Volkstheater, in Innsbruck. Sie liebte nicht nur Nestroy, Ludwig Thoma, Karl Valentin, auch die Unbequemeren wie Herbert Achternbusch oder Franz Xaver Kroetz.

„Volkstheater wird meist missverstanden“

1980 gehörte sie mit Lebensgefährten Hans Brenner zu den Mitbegründern der „Tiroler Volksschauspiele“ Telfs. Dass diesem Genre oft die Anerkennung versagt blieb, ärgerte Drexel: „Volkstheater wird meist als Bauerntheater missverstanden, als das, was man für die Touristen erfindet, und wo sie demonstriert bekommen, wie blöd die Bevölkerung ist.“ Sie bewahrte zeitlebens Bodenhaftung, liebte es erdig und geradlinig.

Drexel war die neugierige „Alpen-Miss-Marple“ in „Agathe kann's nicht lassen“, Felix Mitterer schrieb für sie die „Heilerin“. Die „Bullen“-Mama, die sie seit 1995 verkörperte, sei eine Person „voller Vorurteile und Frömmelei“, sagte die Romy-Preisträgerin einmal. Sie spielte ihre wohl bekannteste Rolle mit Leib und Seele – und Schwergewicht Ottfried Fischer an die Wand. Aber das ließ sie sich nicht anmerken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)

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