„Der Höhepunkt war der Börsegang“

Unter Anton Wais wurde das Post-Amt zu einem börsennotierten Konzern.

Wien (jaz). Es war der 31.Mai 2006. Um 9.30Uhr wurden an der Wiener Börse erstmals Aktien der heimischen Post gehandelt. Schon kurz nach Handelsbeginn zeigte der Kurs nach oben. Mit einem Plus von 14 Prozent legte das Papier schlussendlich einen fulminanten Börsenstart hin. „Dieser Börsegang war der Höhepunkt“, meinte Post-Chef Anton Wais Mittwochmittag. Kurz zuvor hatte er bekannt gegeben, dass er nach zehn Jahren an der Spitze der Post zurücktreten wird.

Dem Börsegang war ein heißer politischer Schlagabtausch vorangegangen. Vor allem die SPÖ schoss sich darauf ein. Wais war dagegen ein glühender Befürworter der Teilprivatisierung. Dabei war er ursprünglich mit einem SP-Ticket an die Spitze der Post gekommen.

1999, die Regierung Klima lag in ihren letzten Atemzügen, wechselte Wais von Siemens – wo er 20 Jahre verbracht hatte – zur Post. Da der Jurist den Anfang seines Berufslebens im Kabinett von Handelsminister Josef Staribacher (SPÖ) verbracht hatte, wurde er der roten Reichshälfte zugerechnet. Mit der ebenfalls roten Postgewerkschaft lag er jedoch schon bald im Clinch.

Clinch mit der Gewerkschaft

„Wir wussten nicht, wo die Kosten liegen und wie der Umsatz genau erzielt wird“, beschrieb er einmal die damaligen Zustände bei dem Unternehmen. Wais griff bei der Post daher radikal durch. Er strukturierte den Konzern um, führte ein Controlling und Leistungsprämien ein. Um die Post schlanker zu machen, reduzierte er auch die Zahl der Postämter und Mitarbeiter. 900 Ämter wurden in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende geschlossen, knapp 10.000 Mitarbeiter durch Pensionierungen und „Golden Handshake“-Zahlungen abgebaut. Dies führte zu massiven Protesten von Gewerkschaft und Politik. Streikdrohungen und Rücktrittsaufforderungen standen beinahe schon auf der Tagesordnung.

Seit vergangenem Herbst steht Wais wieder im Kreuzfeuer. Seine Strategie, mit der er die Post auf die Liberalisierung vorbereiten will (siehe Artikel nebenan), stößt erneut auf massive Ablehnung. Gleichzeitig kämpft der 60-jährige passionierte Raucher seit Längerem mit seiner angeschlagenen Gesundheit. Bislang war erwartet worden, dass er bis zur Liberalisierung im Jänner 2011 im Amt bleibt. Nun kommt sein Abgang doch früher. Die Börse quittierte das mit einem deutlichen Minus. Wais dürfte es als Kompliment sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)

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