Der Staat wird für das Ostengagement der Banken immer mehr bestraft.
Wien (höll). Die Risikoaufschläge für österreichische Staatsanleihen haben am Donnerstag ein Rekordniveau erreicht. „Markt fürchtet Pleite Österreichs“, war daraufhin in der „Financial Times Deutschland“ zu lesen. Internationale Investoren schätzen den Kollaps Österreichs mittlerweile als wahrscheinlicher ein als die Pleite Italiens. So sind die Aufschläge für Kreditderivate auf österreichische Staatsanleihen auf 264,1 Basispunkte gestiegen. Damit werden in der EU nur noch Griechenland und Irland als riskanter eingestuft. Zum Vergleich: Italien kommt auf 192,5 Basispunkte.
„Die Krise steht noch bevor“
Nach der Ansicht von Finanzexperten hängt dies mit dem Ostengagement der österreichischen Banken zusammen. „Österreich steht die akute Krise noch bevor“, sagt der Wiener Professor Peter Eigner laut „Bloomberg“. Auch Peter Müller, Zinsstratege der Commerzbank, geht davon aus, dass sich die Situation in Osteuropa weiter verschlechtern wird. „Das wird österreichische Staatsanleihen treffen“, so Müller.
Bei den Kreditderivaten handelt es sich um eine Art Versicherung, mit der sich Investoren gegen den Ausfall von Anleihen absichern können. Bei den Anleihenpreisen selbst ist die Situation noch nicht ganz so schlimm. Zehnjährige österreichische Staatsanleihen kommen auf einen Aufschlag von knapp 4,2 Prozent. Italien muss 4,5 Prozent bezahlen, Griechenland fast 5,8 Prozent. Experten befürchten jedoch, dass nach den Kreditderivaten auch österreichische Anleihen teurer werden.
Das Wiener Finanzministerium kann die Entwicklung nicht nachvollziehen. Das Ministerium betont, dass erst vor Kurzem internationale Agenturen die Bonität Österreichs bestätigt haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2009)