Mit dem Abriss der Ruine des eingestürzten Nachbarhauses wurde zwar begonnen. Sorgen bereitete den Rettern aber der anhaltende Regen und die Instabilität des nahen Gymnasiums.
"Das Wetter ist nicht auf unserer Seite", sagte Feuerwehrsprecher Daniel Leupold. Anhaltender Regen und die Angst vor dem Einsturz weiterer Häuser haben am Freitag die Suche nach den beiden noch in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs vermuteten Männern erschwert.
Das in unmittelbarer Nähe des Unglücksorts gelegene Friedrich-Wilhelm-Gymnasium sackte um weitere zwei Zentimeter abgesackt. Nach Angaben der Stadt ist der Vorbau einsturzgefährdet. In der Nacht musste ein bei den Rettungsarbeiten eingesetzter schwerer Bagger wegen der Instabilität des Gymnasiums abgezogen werden.
Die Abrissarbeiten an der Ruine des teilweise eingestürzten Nachbargebäudes 230 und an dem einsturzgefährdeten Haus Nummer 232 begannen am Vormittag. Dieser Abriss gilt als Voraussetzung für das Abtragen des Schuttberges, in dem die beiden Vermissten vermutet werden. Es galt jedoch als unwahrscheinlich, dass die beiden vermissten 17 und 24 Jahre alten Männer überlebt haben.
90 Prozent der Archivalien verschüttet
Drei Tage nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs liegen noch 90 Prozent der wertvollen Archivalien in den Trümmern begraben oder sind in dem entstandenen Krater verschwunden. Immer mehr verschüttete Schätze drohten durch Feuchtigkeit beschädigt zu werden. Der anhaltende Regen ließ den Grundwasserspiegel steigen. Um das Schlimmste zu verhindern, setzte die Feuerwehr eine zusätzliche Pumpe ein. Es handele sich um den wohl "größten Schaden an Archivgut seit dem Zweiten Weltkrieg", so Kulturdezernent Georg Quander.
Archiv-Leiterin Bettina Schmidt-Czaia sagte, die Restaurierung geretteter Dokumente werde rund 20 bis 30 Jahre dauern. "Wir sind für Jahre geschlossen." Immerhin habe man es bisher geschafft, aus einem nicht eingestürzten Anbau rund 40.000 Urkunden und Dokumente sowie die sehr wertvolle Film- und Fotosammlung zu retten. Zudem wurden in der Nacht 50 Container mit Schutt und Archivmaterial abtransportiert. Das Material müsse nun sortiert werden. Schmidt-Czaia sprach von einer "absoluten Katastrophe".
(Ag.)