Hillary Clinton hat sich bei den Demokraten für die Präsidentenwahl in Stellung gebracht. Auch Jeb Bush, der Bruder von George W., erwägt eine Kandidatur.
Ihren zweiten Memoirenband, eine Bilanz ihrer Ära als Außenministerin, hat sie verfasst, und unlängst ist sie auch Oma geworden. Dies waren die beiden großen Ziele, die sich Hillary Clinton nach dem Ausscheiden aus der Obama-Regierung vor 22 Monaten gesetzt hat.
Am insgeheim großen Ziel, dem neuerlichen Anlauf aufs Weiße Haus, arbeitet die 67-Jährige seither mit Akribie und Ehrgeiz. Öffentlich hat sie sich zwar noch nicht erklärt, eine Entscheidung will sie erst Anfang des kommenden Jahres fällen. Doch in Washington zweifelt kaum noch jemand daran, dass die frühere First Lady und Senatorin die Scharte von 2008 auswetzen möchte, als sie als Favoritin gegen den vermeintlichen Außenseiter und Newcomer Barack Obama letztlich mit Pauken und Trompeten unterging.
Probelauf in Iowa und anderswo
Längst surrt die Kampagne hinter den Kulissen. Ein Wahlkampfteam ist zusammengestellt, der Kontakt zu den Finanziers wieder aufgewärmt, das Netzwerk der Clintons geknüpft - und Bill Clinton, das "political animal", scharrt ungeduldig in den Startlöchern. Die Midterm Elections, die Zwischenwahlen, waren gewissermaßen ein Probelauf für die Clintons. In Iowa, wo sie gegen Obama einst eine bittere Niederlage eingesteckt hatte, rief sie, als wäre sie nie fort gewesen: "Ich bin wieder da."
Landauf, landab warben die Clintons in zahlreichen Bundesstaten für die demokratischen Kandidaten, und es hatte den Anschein, als würde Hillary Clinton selbst für ein politisches Amt kämpfen. Nebenbei knüpfte sie so wichtige Kontakte, in Staaten wie Iowa oder New Hampshire, wo traditionsgemäß die ersten Vorwahlen über die Bühne gehen werden.
Die Kandidatur - so sie denn dazu entschließt - wird ihr kaum zu nehmen sein. Vizepräsident Joe Biden, der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo und andere werden ihr den Vortritt lassen, so dass sie wohl mehr oder weniger kampflos das demokratische "Ticket" für die Präsidentschaft erlangen wird. Einzig Martin O'Malley, der ambitionierte Ex-Gouverneur von Maryland, lässt sich einstweilen nicht sonderlich von der Clinton-Wahlkampf-Maschinerie beeindrucken.
Drängeln bei der Grand Old Party
Umstrittener ist die Sache bei den Republikanern. In der Grand Old Party machen sich viele Galionsfiguren der innerlich zerrissenen Partei Hoffnung auf eine Kandidatur, Gouverneure wie Bobby Jindal aus Louisiana, Scott Walker aus Wisconsin und vor allem der populäre-populistische Chris Christie aus New Jersey. Unter den Senatoren gelten der Texaner Ted Cruz, ein Darling der Tea-Party-Bewegung, und Rand Paul, der Sohn des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Ron Paul - der Ikone der Libertären - als Fixstarter. Ob der Augenarzt Paul indessen mit seinen durchaus kontroversen Positionen zu Auslandseinsätzen oder Drogenfreigabe mehrheitsfähig ist, steht auf einem anderen Blatt.
Auch Marco Rubio, der Shooting Star der Republikaner aus Florida mit den Latino-Wurzeln, kokettiert mit einem Antreten für die Wahl 2016. Er wäre auch der perfekte Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite seines Mentors Jeb Bush, des Ex-Gouverneurs aus Florida und Mitglied des großen Polit-Clans der Republikaners.
Bush-Clan: "Wie Pferde im Stall"
Auch Jeb Bush war rastlos im Wahlkampfeinsatz bei den Midterm Elections, um seine Chancen auszuloten und seine Positionen zu Immigration oder Bildungspolitik zu testen. Seine Mutter Barbara hatte einst geätzt, die Amerikaner hätten die Nase voll von den Polit-Dynastien der Bushs und Clintons. Inzwischen will sie die Ambitionen ihres Sohnes nicht mehr vollmundig kommentieren, und ihr Mann George H. W. Bush plädiert ohnehin für eine Kandidatur jenes Sohnes, den er ursprünglich für befähigt hielt, seine Nachfolge als Präsident zu übernehmen. Der 90-jährige Patriarch hat längst sein altes Team für den Fall der Fälle zusammetrommelt.
Auch George W. Bush soll seinen Bruder nach einem Bericht der "New York Times" beständig ermuntern, den Sprung zu wagen. Die Amerikaner sehen seine Ära mittlerweile nicht mehr so negativ wie am Ende seiner Amtszeit. Jeb Bush hatte dies einst als Haupthindernis betrachtet. Und Jebs Frau Columba, eine gebürtige Mexikanerin, die stets im Hintergrund bleibt und Abstand hält vom Polit-Betrieb, soll ihren Widerstand aufgegeben haben. Laut Jebs Sohn ältesten Sohn George Prescott stehen die Zeichen für einen Wahlkampf seines Vaters eher auf grün. Ein Freund der Famile beschreibt die Situation so: "Sie sind wie Pferde im Stall, die darauf warten, dass das Gatter hochgeht. Sie springen auf und ab."