Mordkomplott-Vorwurf gegen AC/DC-Schlagzeuger fallen gelassen

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Phil Rudd muss sich aber weiterhin wegen Morddrohung und Drogenbesitzes verantworten. Sieben Jahre Haft drohen.

Der Vorwurf war so spektakulär wie kurzlebig: Nach nur einem Tag hat die neuseeländische Justiz die Mordkomplott-Anklage gegen AC/DC-Schlagzeuger Phil Rudd wieder zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft halte die Beweislage für zu dünn, teilte Rudds Anwalt Paul Mabey am Freitag mit. Rudd muss sich allerdings weiterhin wegen Morddrohung und Drogenbesitzes verantworten.

Auftragskiller für Ermordung zweier Männer

Die Nachricht von Rudds Festnahme hatte am Donnerstag weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Nach der Durchsuchung seines Hauses in Taurunga musste der 60-Jährige vor Gericht, wo ihm die vorläufige Anklage vorgelesen wurde. Demnach versuchte er im September, einen Auftragskiller für die Ermordung zweier Männer anzuheuern. Um wen es sich bei dem angeblichen Killer und den potenziellen Opfern gehandelt haben soll, blieb unklar.

Anwalt Mabey sagte am Freitag, der Vorwurf des Mordkomplotts hätte nie erhoben werden dürfen. Die Polizei habe vor dem Einreichen ihrer Anklage die zuständige Staatsanwaltschaft nicht konsultiert. Diese habe den Vorwurf nun nach eingehender Überprüfung aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Nach neuseeländischem Recht kann die Polizei in ersten Gerichtsanhörungen Beschuldigungen erheben, bevor der Fall von der Staatsanwaltschaft übernommen wird. Diese bestätigte, dass der Mordkomplott-Vorwurf zurückgezogen wurde, wollte sich aber zu den Gründen nicht äußern.

Anklage wegen Morddrohung weiterhin aufrecht

In einer Stellungnahme wies die Polizei allerdings darauf hin, dass die weiteren Vorwürfe aufrechterhalten werden. Wegen der Morddrohung drohen dem Musiker weiterhin bis zu sieben Jahre Haft. Anwalt Mabey erklärte, er werde Rudd nun gegen diesen ebenfalls schwerwiegenden Vorwurf verteidigen. Den seinem Mandanten ebenfalls zur Last gelegten Besitz von Metamphetaminen und Cannabis bezeichnete er als "geringfügig".

Scharf kritisierte der Anwalt den Umgang mit seinem Mandanten. Der AC/DC-Schlagzeuger habe einen "unkalkulierbaren Schaden" erlitten, da sein Fall weltweit für Aufsehen gesorgt habe. Es stelle sich die Frage der Sorgfalt bei denjenigen, die ihn festgenommen und die Vorwürfe erhoben hätten. Sein Mandant erwäge, entsprechende Rechtsmittel dagegen einzulegen.

Der aus Australien stammende Schlagzeuger gilt als ebenso geniales wie schwieriges Mitglied von AC/DC. Unter anderem wegen Drogeneskapaden überwarf er sich Anfang der 80er-Jahre mit Bandgründer Malcolm Young. Im Jahr 1983 stieg Rudd aus, drei Jahre nach Veröffentlichung des Albums "Back in Black", einem der meistverkauften Alben überhaupt. 1994 kehrte Rudd zu AC/DC zurück. Nach dem kürzlichen Bekanntwerden von Youngs schwerer Demenzerkrankung ist der Fall Rudd ein weiterer schwerer Schlag für die Rockband.

Keine öffentliche Stellungnahme

Rudd selbst weigert sich, öffentlich zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung zu nehmen. Auf Fotos örtlicher Medien war am Freitag zu sehen, wie er Fotografen von seinem Balkon aus eine obszöne Geste zeigt.

Die Band AC/DC hatte die Festnahme später auf ihrer Webseite knapp kommentiert: "Gerade haben wir aus den Nachrichten von Phils Inhaftierung erfahren. Wir geben dazu keinen Kommentar ab. Phils Abwesenheit wird keinen Einfluss auf die Veröffentlichung unseres neuen Albums 'Rock or Bust' und die bevorstehende Tour im nächsten Jahr haben." Australische Zeitungen hatten in den vergangenen Wochen über eine mögliche Trennung der Band von Rudd spekuliert.

(APA/AFP)

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