Einen „Ich will mit eurer Hilfe Bundeskanzler werden!“-Moment gab es nicht. Solcherart hatte Wolfgang Schüssel bei seinem Krönungsparteitag im Jahr 1995 die Delegierten auf sich eingeschworen.
Einen „Ich will mit eurer Hilfe Bundeskanzler werden!“-Moment gab es nicht. Solcherart hatte Wolfgang Schüssel bei seinem Krönungsparteitag im Jahr 1995 die Delegierten auf sich eingeschworen. Wolfgang Schüssel, der gestern vergnügt in Reihe eins saß, hätte wahrscheinlich auch eine große Erzählung mit bewusst eingestreuten, an der richtigen Stelle gesetzten Botschaften aufgebaut.
Nicht so Reinhold Mitterlehner. Er plauderte einfach drauflos, sprach über dieses und jenes. Schwerpunkt: Wirtschaftskompetenz. Wenn es eine Botschaft gab, dann diese: Hier spricht ein Mann der Tat, bodenständig, prozessorientiert, von ideologischen Vorgaben nicht sonderlich geblendet. Kein verspielter Intellektueller à la Schüssel, der im Zweifel die konservativen Werte und den Machiavellismus hochhält.
Wiewohl die beiden persönlich gut miteinander können: Ein Schüssel wird aus Mitterlehner also – auch im Kanzlerfall – eher nicht. Eher so eine Art Franz Vranitzky der ÖVP. Ein smarter, fescher Pragmatiker mit Wirtschaftskompetenz und moderner Anmutung. Ein Vranitzky mit Schmäh wohlgemerkt.