Umdasch lässt Mitarbeiter über ihre Jobs abstimmen

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Lohnverzicht oder Jobabbau? Das Management befragt 185 Umdasch-Mitarbeiter, ob sie an die Zukunft des Standorts glauben.

Wien. "Zwei Tage, eine Nacht" heißt der Film der belgischen Regie-Brüder Dardenne, der zur Zeit unter Kritikern für Furore sorgt. Der Plot: In einer Firma muss entweder eine Mitarbeiterin gekündigt werden, oder alle Mitarbeiter verzichten auf ihre Boni. Die Mitarbeiterin versucht daraufhin, ihre Kollegen zu überzeugen, für sie zu stimmen.

In den Kritiken des Films wurde auch viel über die Realistik der Story diskutiert. Dass diese nicht so weit hergeholt ist, zeigt das Beispiel der Umdasch-Tochter Shopfitting in Amstetten. Dort läuft am Donnerstag eine vom Management initiierte Abstimmung unter den Mitarbeitern aus. Die Mitarbeiter wurden dabei befragt, ob sie an die Zukunft des Standortes glauben oder nicht. Und in weiterer Folge, ob sie dazu bereit sind, dass das Management und der Betriebsrat über „Kostensenkungen einschließlich Lohn- und Gehaltsanpassungen“ verhandeln.

Kostenreduktion notwendig

In dem dazu gehörenden Brief des Managements, der der "Presse" vorliegt, heißt es: „Der Standort Amstetten ist zwar in qualitativer Hinsicht wettbewerbsfähig, allerdings . . . zu teuer.“ Daher sei eine „Reduktion der direkten und indirekten Kosten eine unabdingbare Voraussetzung“. Sollte die Mehrheit der Mitarbeiter diesen Kurs unterstützen, würden Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufgenommen werden. Überlegt werden dabei Maßnahmen wie ein Lohnverzicht von zehn Prozent, der Ausfall von kollektivvertraglichen Lohnerhöhungen für zwei Jahre oder die Streichung von Leistungsprämien.

Sollte sich die Mehrheit der Belegschaft jedoch gegen diese „Beiträge zur Verbesserung der Kostenstruktur“ entscheiden, heißt es weiter, müsse das Produktionsvolumen „zugunsten anderer wettbewerbsfähiger Standorte reduziert“ werden.
Josef Steinböck, der lokale Arbeiter-Betriebsrat, bestätigt die Abstimmung, von der der Betriebsrat im Vorfeld informiert war. Grundsätzlich sei diese auch im Sinne der Arbeitnehmervertreter, „weil wir uns gar nicht mehr sicher waren, ob die Mitarbeiter überhaupt noch Interesse an der Firma haben“. Denn der Hersteller von Geschäftseinrichtungen muss schon seit Jahren Sparpakete hinnehmen. Von über 500 Mitarbeitern im Jahr 2000 sind aktuell nur mehr 185 im Betrieb.

Grund dafür sind laufende Verluste in den vergangenen Jahren. Denn aufgrund der Leistungsprämie, die es nur in Amstetten gibt, sind die Niederösterreicher auch gegenüber dem Standort im steirischen Leibnitz um fast drei Euro pro Stunde teurer. „Es ist daher eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um den Standort erfolgreich zu führen“, heißt es bei der Umdasch-Tochter.

Abstimmung nicht anonym

Die Abstimmung erfolgt übrigens nicht anonym, weil die Geschäftsführung sehen will, ob es je nach Alter unterschiedliche Tendenzen gibt. Der Betriebsrat sieht darin kein Problem: „Jetzt ist die Zeit, die Meinung zu sagen. Wir werden schon darauf schauen, dass niemand gekündigt wird, der sich offenbart.“

("Die Presse", Printausgabe vom 13.11.2014)

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