Egal, ob billig oder teuer – Auto gefahren wird immer

Der Ölpreis kommt wegen hoher Steuern nur zum Teil an der Tankstelle an. Für Änderungen am Verhalten sorgt er dort nicht.

Wien. 2007 war für Autofahrer ein gutes Jahr. Der Ölpreis lag die meiste Zeit des Jahres rund um 60 Dollar je Fass. Erst in der zweiten Jahreshälfte fing er an, kontinuierlich zu steigen. Die Österreicher verbrauchten in diesem Jahr etwas über sechs Millionen Tonnen Diesel. 2008 war Treibstoff viel teurer, im Sommer gab es den Rekordölpreis von über 140 Dollar. Die Österreicher verbrauchten in diesem Jahr etwas unter sechs Millionen Tonnen Diesel. 2009 fiel der Ölpreis in der Krise auf rund 40 Dollar je Fass und blieb die meiste Zeit des Jahres auf diesem Niveau. Der Dieselverbrauch in Österreich: 5,9Millionen Tonnen. Vier Jahre später im Jahr 2013 lag der Preis dauerhaft über 100 Dollar. Der Verbrauch? Erraten: 6,2 Millionen Tonnen Diesel.

Es gibt wohl kaum ein Produkt, dessen Preiselastizität so gering ist wie die von Treibstoffen. Das bedeutet, dass die Nachfrage auf Änderungen beim Preis so gut wie nicht reagiert: Hohe Preise sorgen zwar für Ärger an den Zapfsäulen, getankt und gefahren wird aber trotzdem. Ein Grund dafür ist, dass viele Österreicher fahren müssen. Wer abseits von öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Land lebt und zur Arbeitsstätte pendelt, wird dies bei einem Euro je Liter genauso tun wie bei 1,50 Euro je Liter.

Der zweite Grund ist, dass die Preise an den Tankstellen wesentlich schwächer ausschlagen als jene auf den Ölmärkten. Dies ist vor allem durch die Besteuerung bedingt. So wird die Mineralölsteuer (0,482 Euro bei Benzin und 0,397 Euro bei Diesel) je Liter berechnet. Sinkt der Nettopreis des Produkts, wird die steuerliche Belastung also höher. Im Umkehrschluss dämpft diese Besteuerung nach Menge einen abrupten Anstieg der Nettopreise, da sie sich nur zum Teil auf den zu zahlenden Bruttopreis durchschlägt. Zusätzlich zur Mineralölsteuer fällt beim Treibstoff noch die Mehrwertsteuer an (hier wird auch Mehrwertsteuer für die Mineralölsteuer fällig). In Summe pendelt die Steuerbelastung je nach Preis bei rund 50 Prozent. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2014)

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