Burger King zeigt umstrittenem Franchisenehmer die Rote Karte

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Die Verträge für 89 Filialen wurden gekündigt. Der fristlos gekündigte Filialbetreiber Yi-Ko will eine einstweilige Verfügung vor Gericht erwirken.

Vor etwas mehr als einem halben Jahr zog ein Shitstorm durch die sozialen Medien. Spott, Häme und Boykottaufrufe auf Twitter und Co musste Burger King über sich ergehen lassen. Ein RTL-Team um den Journalisten Günter Wallraff hatte im Frühjahr unter anderem über schwere Missstände in Filialen der deutschen Yi-Ko-Holding berichtet. Nun habe Burger King am Dienstag fristlos die Verträge mit der Holding gekündigt, die bisher 89 Filialen mit 3000 Angestellten betreibt, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch.

Einstweilige Verfügung

Yi-Ko wehrt sich gegen die fristlose Kündigung. Die Restaurants sollen weiter geöffnet bleiben, solange Ware vorhanden sei, sagte der Interims-Geschäftsführer des Filialbetreibers, Dieter Stummel, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Das "Handelsblatt" (Donnerstag) zitiert den Rechtsanwalt, er wolle mit einer einstweiligen Verfügung vor Gericht erreichen, dass die Restaurants vorerst weitermachen können.  Die Kündigung am Dienstagabend sei überraschend erfolgt. Eine schwerwiegende Vertragsverletzung liegt Stummels Überzeugung nach nicht vor. Sollten die Filialen nicht mehr öffnen können, wäre die Insolvenz des Unternehmens die Folge, sagte er. 

"Mit der jetzigen Entscheidung ziehen wir einen Schlussstrich", sagte der Deutschland-Chef der Fast-Food-Kette, Andreas Bork in der Zeitung. In einer Aussendung am Mittwoch erklärte Burger King Europe, der deutsche Franchisenehmer müsse den Betrieb in all seinen Burger-King-Restaurants einstellen, die Verträge würden mit sofortiger Wirkung gekündigt. Zwar habe sich nach dem im Mai aufgedeckten Skandal zunächst vieles verbessert, doch seit dem Sommer gab es wiederholt Verstöße gegen die geschlossenen Vereinbarungen, begründete Bork die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit.

Weiteres Vorgehen noch unklar

So habe sich Yi-Ko wiederholt nicht an die vertraglich vereinbarten Arbeitsbedingungen für ihre 3.000 Restaurant-Mitarbeiter gehalten. Seinen Angaben zufolge wurden wiederholt Arbeitsverträge missachtet. Die Yi-Ko-Holding habe Urlaubsgelder und Zuschläge einbehalten und im Krankheitsfall Gehälter erst verspätet ausgezahlt. Dafür soll insbesondere der ehemalige Geschäftsführer Ergün Yildiz verantwortlich gewesen sein. Er war nach den Enthüllungen zurückgetreten, soll sich danach aber doch wieder in das Tagesgeschäft eingemischt haben.

Mit der Kündigung müssen die Filialen umfirmieren, sie werden künftig nicht mehr von Burger King beliefert. Ob und wie viele Restaurants dauerhaft schließen müssen, war zunächst nicht absehbar. Zur Frage, ob auch ein neuer Partner für die betroffenen Standorte infrage kommen könnte, äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht. Komme der Franchise-Nehmer den Forderungen nicht nach, werde man gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen, sagte eine Burger-King-Sprecherin "Focus Online".

Krise für das Unternehmen

"Das ist natürlich jetzt eine sehr schwierige Krise für dieses Unternehmen", sagte Guido Zeitler, Referatsleiter für das Gastgewerbe bei der NGG, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir brauchen ganz schnell Klarheit, wie es mit den einzelnen Restaurants weitergeht, damit die Beschäftigten die Klarheit haben, bei wem sie morgen, übermorgen und überübermorgen noch arbeiten", forderte Zeitler.

Theoretisch sei es zwar denkbar, dass eine neue Burger-Kette gegründet werde - aber das sei nicht von heute auf morgen machbar. Zugleich liefen Kosten wie Pachten und Gehälter weiter.

>> Artikel in der "Bild-Zeitung"

(APA/AFP/dpa)

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