Israel: Attentat auf Außenminister Lieberman vereitelt

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Hamas plante im Sommer im Westjordanland Anschlag auf Minister. In den vergangenen 20 Jahren hat es nur zwei Mordanschläge auf Politiker gegeben.

Jerusalem. Das Attentat hätte den Gaza-Krieg nur noch weiter angefacht. Wie der Inlandsgeheimdienst Shin Beth nun enthüllt, planten im Sommer Hamas-Aktivisten aus der Umgebung von Bethlehem mit einer Panzerabwehrgranate einen Anschlag auf das Auto des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman. Das Ziel war offenbar, Druck auf Israel auszuüben, um die Offensive im Gazastreifen zu beenden. Der Shin Beth stützt seine Informationen auf Verhöre mit den vier Palästinensern, von denen drei geständig sein sollen. Die Hamas-Führung im Gazastreifen stritt ab, einen Mordanschlag in Auftrag gegeben zu haben.

Gezielte Anschläge auf politische Persönlichkeiten sind untypisch für die Islamisten, die meist willkürlich mit Sprengstoffangriffen oder Raketen gegen israelische Zivilisten vorgehen. In den vergangenen 20 Jahren hat es in Israel nur zwei Mordanschläge auf Politiker gegeben. Im November 1995 starb der damalige Regierungschef Jitzchak Rabin durch die Hand eines jüdischen Extremisten, sechs Jahre später gelang vier Aktivisten der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) der Mord an dem früheren israelischen Tourismusminister Rechawam Seewi.

Lieberman ausgekundschaftet

Lieberman wohnt in der Siedlung Nokdim unweit von Bethlehem und gilt als „Hardliner“ in der israelischen Regierung. Die drei geständigen Verdächtigen sollen ausgesagt haben, Informationen über die Gewohnheiten Liebermans und seine Fahrten von Nokdim nach Jerusalem ausgekundschaftet zu haben. Offenbar verriet der versuchte Kauf einer Panzerabwehrrakete das Komplott. Die Hamas ist im Westjordanland sehr geschwächt, seit die palästinensische Polizei der Autonomiebehörde von Präsident Mahmud Abbas mit der israelischen Armee zusammenarbeitet. Die Sicherheitskooperation ist bis heute einer der Kernstreitpunkte zwischen der Hamas und der Fatah. (kna)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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