Kurt Lukasek – er hatte schon im Scheuch-Prozess ausgesagt – wurde via Skype aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Gericht zugeschaltet.
Wien. Irgendwann Mittwochvormittag klappte es endlich mit der Skype-Verbindung zwischen der österreichischen Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Straflandesgericht Wien. So konnte Kurt Lukasek, Ex-Mitarbeiter des einstigen Ex-BZÖ-Chefs Peter Westenthaler, als Zeuge einvernommen werden. Um Politik ging es gar nicht. Sondern um eine Million Euro Fördergeld, die 2003/2004 vom österreichischen Fußballbund via Bundesliga an Nachwuchsfußballer fließen sollte.
Westenthaler, des schweren Betruges angeklagt, und Lukasek arbeiteten damals für die Liga. Westenthaler war einer der beiden Vorstände, Lukasek war für Marketing zuständig. Wenig überraschend gab der als Unternehmer („Flugzeughandel“) in Abu Dhabi lebende Zeuge an, von der laut Anklage widmungswidrigen Verwendung des Geldes nichts zu wissen.
Schmiergeld für das BZÖ?
Auch für einen zweiten Anklagepunkt war die Aussage des Zeugen, dessen Konterfei auf eine Videowall im Gerichtssaal übertragen wurde, relevant: Die Lotterien, die 2006 ein Aufweichen des Glücksspielmonopols befürchten mussten, zahlten an die BZÖ-Agentur Orange 300.000 Euro für eine angebliche Studie zum Thema „Online-Glücksspiel/Responsible Gaming“. Verfasser des neunseitigen Papiers: Kurt Lukasek. Die Anklage spricht von einer Schmiergeldzahlung. Westenthaler hat Beihilfe zur Untreue, begangen durch Ex-Casinos-General Leo Wallner, zu verantworten (beide bestreiten dies, Wallner gilt aus gesundheitlichen Gründen als nicht verhandlungsfähig). Ja, das Papier habe er auf Geheiß von Westenthaler übers Wochenende erstellt. Es sei eben „ein Standpunkt“ gewesen. Mit dem Geldfluss habe er aber nichts zu tun gehabt – so der Zeuge.
Der Mann aus Abu Dhabi hat bereits „Kronzeugen“-Erfahrung. Im „Part of the game“-Prozess, in dem Uwe Scheuch sieben Monate bedingte Haft plus Geldstrafe bekam, war es Lukasek, der einen belastenden Telefonmitschnitt angefertigt hatte. Heute, Donnerstag, wird weiterverhandelt. (m. s.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2014)