Drehort Eigenheim: Mein Haus, ein Star!

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Und Action! Wenn die Wohnung einen Filmauftritt bekommt, gilt es vieles zu beachten. Von Verträgen, Gagen und filmreifen Überraschungen.

Wien. Wer sein Haus für Dreharbeiten vermietet, erweitert schnell seinen Wortschatz. Er ist dann nicht mehr Hauseigentümer, sondern Motivbesitzer; wer sein Domizil besichtigt, ist ein Motivbegeher. Und ein Panther ist keine Raubkatze, sondern ein Schienenfahrzeug für die Kamera. Fachausdrücke wie diese kennen gar nicht so wenige: Wenn wir in Werbespots, auf Fotos, in Filmen schöne Menschen in schönen Immobilien sehen, müssen die Werke nicht im Studio entstanden sein. Vielleicht sind sie gleich ums Eck, beim Nachbarn, gedreht worden.

Solche Leute – und ihre Immobilien – aus-
zuforschen, ist der Job von Stefan Teuber. Als Location Scout hat er für Werbe-, Foto- und Filmproduktionen schon nach Tatoostudios, Erdbeerfeldern und Raststätten gefahndet. Und nach elf Jahren Recherche- und Überzeugungsarbeit vor Ort finden sich in seinem Archiv nun auch viele Villen, Lofts und Einfamilienhäuser, die als Drehort dienen können. Hat Teuber ein Objekt entdeckt, das sich als Kulisse eignet, hinterlässt er zumeist Nachrichten im Postkasten. Denn nicht immer freuen sich die Bewohner, wenn jemand klopft – selbst dann nicht, wenn ihr Heim gerade für den Film entdeckt wird. „Auf dem Land reagieren die Leute meist recht aufgeschlossen. In Wien ist das ein wenig anders“, erzählt der Location-Scout.

Am Schauplatz: Alles vertraglich regeln


Am Anfang gebe es oft Befürchtungen: Bleibt nur Schmutz und Dreck zurück, wenn die Filmcrew wieder abzieht? Gehen die auch in mein Schlafzimmer? Was ist, wenn etwas
beschädigt wird? Dauert ein Dreh sehr lange? Und: Gibt es genügend Geld dafür? All diese Fragen werden vorab geklärt, die wesentlichen Punkte in einem Vertrag festgehalten. „Wenn jemand sich nicht schriftlich festlegen will, ist das nicht seriös“, sagt Florian Reichmann, als Production Designer für die Optik vieler Filme und deren Schauplätze zuständig. Was in dem Vertrag enthalten sein sollte: „Wie lange gedreht wird, welche Räume zur Verfügung stehen, worauf die Crew besonders aufpassen muss. Und dass das Haus oder die Wohnung wieder im Originalzustand übergeben wird“, zählt Teuber die wichtigsten Punkte auf. Er rät, mit dem Aufnahmeleiter den Zustand vor den Dreharbeiten zu dokumentieren, am besten mit Fotos. Denn „verändert wird der Schauplatz immer.
Es wird umgestellt, ergänzt, adapiert“, sagt Reichmann.

Gage: Je toller, desto höher

Klingt ein wenig mühsam, und doch gibt es immer wieder „Serientäter“, die ihre Immobilie drei-, viermal im Jahr als Kulisse vermieten. Das mag am Faible für den Film liegen, vielleicht aber auch an der Gage. Die kann ganz unterschiedlich ausfallen, wie bei Schauspielern eben auch. Je größer das Team, je toller, großzügiger und praktischer die Immobilie, desto teurer. „Für ein Haus, eine Wohnung mit rund 140, 150 Quadratmetern Fläche kann man in Wien im Schnitt von 1400 bis 2000 Euro für einen Drehtag ausgehen“, weiß Teuber, in dessen Archiv sich Interessierte auch aufnehmen lassen können.
Ein nettes Körberlgeld – doch manchmal ist das nicht genug. Zum Beispiel, wenn der Panther kein Schienenfahrzeug ist. Sondern sich als vierpfötige Raubkatze entpuppt, begleitet von einer 60-köpfigen Crew. Da versteht auch ein Location-Scout wie Stefan Teuber ganz gut, dass aus dem Vertrag nun doch nichts wird . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2009)

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