Airbus schockt Aktionäre: A380 vor dem Aus?

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Luftfahrt. Die Produktion des Riesenflugzeugs ist angesichts der geringen Bestellungen zu teuer.

Abschmieren nennt man das im Fliegerjargon, wenn ein Flugzeug plötzlich an Höhe verliert, weil es an einer Tragfläche zum Strömungsabriss kommt. Genauso ging es am Mittwoch der Airbus-Aktie – sie verlor binnen kurzer Zeit mehr als zehn Prozent. Am Donnerstag setzten die im Pariser CAC 40 und im Frankfurter MDax gelisteten Titel des europäischen Flugzeugproduzenten ihren Absturz fort.

Der Grund sind doppelt schlechte Nachrichten: Zuerst sorgte der Erstkunde des neuen Modells A350, Qatar Airways, für Aufregung, als er nur drei Tage vor der Auslieferung des ersten Jets die Übernahme verschob. Ohne Angabe von Gründen, was prompt Spekulationen über Schwierigkeiten auslöste, zumal die Kataris als heikle Kunden bekannt sind. Von Airbus kam zwar bald Entwarnung – es müssten nur ein paar Testflüge erfolgen, um Kleinigkeiten zu verbessern, hieß es.

Dann aber ließ Airbus-Chef Tom Enders selbst beim Investorentag in London die nächste Hiobsbotschaft platzen: Der A380, das größte Passagierflugzeug, wird mangels Bestellungen möglicherweise 2018 eingestellt. Ein Überleben des europäischen Jumbos sei nur mit sparsameren Triebwerken möglich, hieß es. Das müsse sich allerdings rechnen. Zwei der drei großen Triebwerkhersteller, General Electric und Pratt & Whitney, haben allerdings schon abgesagt.

Das als Prestigeprojekt gegen den US-Rivalen Boeing geplante Riesenflugzeug erwies sich von Anfang an als Sorgenkind. Als sich die Erstauslieferung wegen technischer Probleme und Fehlkplanungen erheblich verzögerte, diese aber erst sukzessive eingeräumt wurden, stürzte das nicht nur Airbus, sondern den Mutterkonzern EADS in eine schwere Krise. Als sich auch Hinweise auf Insiderhandel verdichteten, musste das Top-Management gehen. Das Airbus-Ergebnis dürfte zwischen 2006 und 2010 um zusätzliche 4,8 Mrd. Eurobelastet worden sein.

Nicht profitabel

Airbus hat bis heute die Entwicklungskosten, die auf rund 20 Mrd. Euro geschätzt werden, nicht verdient. Ab 2018 werden die Erlöse aus den Auslieferungen nicht einmal die Produktionskosten decken. Bis heute hat Airbus nur 318 Bestellungen für den Riesenvogel bekommen – nur ein Viertel der erwarteten Orders. Größter Kunde ist Emirates mit 140 Jets. Emirates-Chef Tim Clark ist es auch, der vehement neue, sparsamere Triebwerke fordert. Das in den 90er Jahren konzipierte Flugzeug ist mit vier Turbinen sogar den Scheichs zu teuer geworden. Daran ändert auch der nunmehrige Ölpreisverfall nichts. Die nächste Flugzeuggeneration (Boeing 787 Dreamliner, Airbus A350) ist im Betrieb deutlich günstiger und kostet in der Anschaffung einen Bruchteil.

Der Aufbau der A350-Produktion verursacht allerdings auch eine Durststrecke: Das Betriebsergebnis werde 2016 stagnieren und erst 2017 wieder steigen, kündigte Finanzchef Harald Wilhelm an. Womit er die Aktionäre einmal mehr enttäuschte. (ag/eid)

("Die Presse", Printausgabe vom 12.12. 2014)

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