EU: Bald könnten auch Wasserkocher reguliert werden

Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Hersteller wie Miele hoffen, dass neue Umweltvorschriften den Verkauf ankurbeln. Doch eigentlich will die EU-Kommission Bürokratie abbauen.

Nach Kochplatten und Ventilatoren könnte sich die EU-Kommission bald auch Wasserkocher oder Haartrockner vornehmen. Denn wenn ab dem 1. Jänner neue Auflagen für bestimmte Geräte gelten, soll das Industriekreisen zufolge noch nicht das Ende der EU-Regulierung im Haushaltsbereich sein. Neben Umweltschützern machen sich in Brüssel auch Hersteller wie Philips, Bosch oder Miele für eine neue Stufe des sogenannten Eco-Design stark, durch das Geräte energiesparender und damit umweltfreundlicher werden sollen.

Hersteller erhoffen sich neue Verkaufsanreize

Die Hersteller von Haushaltsgeräten erhoffen sich durch die Regulierung Anreize für Verbraucher, neue, energiesparende Geräte zu kaufen. Der Chef von Miele aus Gütersloh, Reinhard Zinkann, beschwerte sich laut einem Reuters vorliegenden Brief sogar beim britischen Premierminister David Cameron über negative Medienberichterstattung im Königreich. Die britische Regierung hatte in der Vergangenheit hinter den Vorschriften zum Eco-Design gestanden, doch angesichts der wachsenden Zahl von EU-Skeptikern gibt es in Brüssel Sorgen vor einem Sinneswandel auf der Insel. Dagegen kann sich Deutschland, Heimat von Bosch und Miele, Diplomaten zufolge strengere Vorschriften durchaus vorstellen.

Die Forderung stürzt die EU-Kommission von Präsident Jean-Claude Juncker in ein Dilemma: Einerseits soll sie Vorschläge zur Energie-Einsparung machen, damit die EU ihre Klimaziele für 2030 verwirklichen und eine globale Vorreiterrolle im Umweltschutz einnehmen kann. Die ab Jänner vorgeschriebenen Informationen über den Energieverbrauch von Küchenherden oder Kochplatten können nach Angaben der Brüsseler Behörde jedes Jahr 244 Terawattstunden bis 2020 einsparen. Das entspräche neun Prozent des gesamten Stromverbrauchs der EU.

Juncker will eigentlich Bürokratie abbauen

Andererseits hat sich Juncker den Abbau von Bürokratie und eine Abkehr von der Brüsseler Regulierungswut auf die Fahnen geschrieben. Angesichts der Kritik, vor allem britischer Medien, ist die neue EU-Kommission daher mit neuen Vorstößen im Bereich Eco-Design vorsichtig. Juncker will sein Arbeitsprogramm am Dienstag vorlegen und laut einem Reuters vorliegenden Dokument 80 Gesetzesvorhaben streichen.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Staubsauger-Vertreter
Energie

Energie: Brüssel geht gegen Stromfresser vor

Ab Montag wird die Wattleistung von Staubsaugern beschränkt. Weitere Haushaltsgeräte sollen folgen. Ziel ist eine höhere Energieeffizienz. Die Industrie sieht die EU-Pläne positiv.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.