Rubel-Krise. Präsident Wladimir Putin will den Bankensektor mit einer Billion Rubel stärken. Die wirtschaftlichen Turbulenzen führt er auf ausländische Einflüsse zurück.
Ein Anstieg des Rubel sei "unvermeidlich", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin heute vor rund 1200 Journalisten aus aller Welt. Gleichzeitig bereitete er die Russen aber auf eine längere Durststrecke vor: Es könne bis zu zwei Jahre dauern, bis sich die Wirtschaft wieder erholt. Es könne aber auch schon schneller gehen. "Die Situation wird sich normalisieren", gab sich Putin optimistisch. Ausgabenkürzungen seien jedenfalls notwendig, sagte Putin bei der ersten Pressekonferenz seit dem drastischen Werteverlust der russischen Währung, die mit großer Spannung erwartet wurde.
»Die Finanzkrise ist ein Preis dafür, dass wir als Nation, als eigenständiger Staat, weiter existieren wollen.«
Wladimir Putin
Die Frage eines Journalisten, ob Russland mit der Finanzkrise für die Krim bezahlen müsse, verneinte Putin. "Nein, es ist ein Preis dafür, dass wir als Nation, als eigenständiger Staat, weiter existieren wollen."
Putin: Ausland verursachte aktuelle Krise
Die aktuellen Turbulenzen seien auf ausländische Einflüsse zurückzuführen, betonte Putin. Und er betonte auch, dass trotz der schwierigen Situation die Wirtschaft des Landes in den ersten zehn Monaten um 0,6 bis 0,7 Prozent gewachsen sei. 2015 droht Russland eine Rezession.
Die Notenbank und die Regierung werden weitere Maßnahmen ergreifen, um den Rubel zu stützen, kündigte Putin an. Kurz vor seiner Rede wurde ein Gesetzesentwurf auf der Internetseite der Staatsduma veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die Regierung den Bankensektor des Landes mit einer Kapitalspritze von bis zu einer Billion Rubel (knapp 14 Milliarden Euro) stärken will.
Wird Zentralbankchefin gefeuert?
Putin kritisierte die Zentralbank offen. "Ich denke, einige Aktionen hätten schneller kommen können", sagte er. Analysten erwarten, dass Notenbankchefin Elwira Nabiullina gefeuert werden könnte.
Wirtschaftspolitisch wolle man weiterhin Bürokratie abbauen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. "Wir müssen unternehmerische Freiheit schaffen", so Putin. Beim Thema Energie wolle man weiterhin auf Partner im Osten Russlands setzen. "Die Pazifikregion entwickelt sich eben überproportional schnell." Aber auch in Richtung EU gab Putin ein starkes Signal: "Es gibt kaum etwas sichereres als Erdgas aus Russland", sagte er.
Rubel setzt die Talfahrt fort
Das Finanzsystem Russlands geriet durch die Sanktionen des Westens und den niedrigen Ölpreis ins Trudeln. Am Donnerstag setzte sich der dramatische Verfall des Rubel der vergangenen Tage fort. Die russische Währung verlor im Laufe des Tages rund drei Prozent zum Dollar. Damit verpuffte die massive Erhöhung des Leitzinssatzes in der Nacht zum Dienstag von 10,5 auf 17 Prozent sowie der Einsatz von Devisenreserven zur Stützung der eigenen Währung. Heuer ist der Rubel schon um etwa 45 Prozent eingebrochen.
Die russische Opposition wirft Putin Missmanagement vor. "Russland wird schrumpfen", sagte der frühere Ministerpräsident Michail Kasjanow der Nachrichtenagentur Reuters. Putin solle sich eine "Exit-Strategie" überlegen, um aus dem Amt zu scheiden.

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(APA/Reuters/Red.)