Erstmals seit fünf Jahren ist die russische Wirtschaft im November geschrumpft. Sorgen bereitet das russische Bankensystem. Für die Wiener Töchter der russischen Banken gilt die österreichische Einlagensicherung.
Wien/Moskau. Die negativen Meldungen aus Russland reißen nicht ab: Am Montag teilte das Wirtschaftsministerium in Moskau mit, dass die russische Wirtschaft im November 2014 erstmals seit fünf Jahren geschrumpft ist. Im Vergleich zum November 2013 sei das Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent gesunken, heißt es.
Doch es dürfte noch schlimmer kommen. Finanzminister Anton Siluanow geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr sogar um vier Prozent zurückgehen könnte, falls der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von 60 US-Dollar pro Fass bleibt. 2015 droht auch eine zweistellige Inflation. Schuld daran sind neben dem Ölpreis auch die westlichen Sanktionen gegen Russland. Am Montag ging es mit dem russischen Rubel erneut bergab. Sorgen bereitet das russische Bankensystem.
In der Vorwoche musste die Zentralbank die Trust-Bank vor der Pleite retten. Finanzminister Siluanow erwartet für 2015 weitere Bankencrashs. Mehrere „Presse“-Leser fragten am Montag, ob die Einlagen bei russischen Banken sicher seien. Schließlich sind die beiden größten russischen Finanzkonzerne, die Sberbank und die VTB-Bank, auch in Österreich vertreten. Sowohl die Sberbank als auch die VTB-Bank haben in Wien ihre Zentralen für Westeuropa.
Denizbank auf Expansionskurs
Zur Sberbank gehört unter anderem die in Wien ansässige, ehemals türkische Denizbank, die in Österreich und in Deutschland mit relativ hohen Sparzinsen auf Kundenfang geht. Die Konditionen bei der Denizbank sind attraktiver als bei vielen anderen österreichischen Banken. Auf ihrer Homepage informiert die Denizbank ausführlich, dass sie zur russischen Sberbank-Gruppe gehört. Während die österreichischen Mitbewerber Filialen schließen, befindet sich die Denizbank auf Expansionskurs.
Im Oktober wurden Standorte in Krems, Amstetten und Steyr eröffnet, im November folgte je eine Niederlassung in Mödling und in Wien Hietzing. Seit 22. Dezember ist die Denizbank auch auf der Wiener Mariahilfer Straße vertreten. Im ersten Halbjahr 2014 kletterte die Bilanzsumme um mehr als 30 Prozent auf 6,95 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um 24 Prozent auf 59,72 Millionen Euro.
Das Institut betreut in Österreich und in Deutschland 155.000 Kunden. Trotz der Russland-Krise brauchen sich Sparer in Österreich aber keine Sorgen machen. Denn die Denizbank verfügt über eine österreichische Banklizenz und gehört damit der österreichischen Einlagensicherung an.
Das bedeutet, dass pro Person Einlagen von bis zu 100.000 Euro abgesichert sind. Die Einlagensicherung funktioniert so, dass bei Problemen die anderen österreichischen Banken einspringen und für den Schaden aufkommen müssen. Sind diese dazu nicht in der Lage, kann der österreichische Staat eine Garantie übernehmen.
Wichtig ist außerdem, dass für die Österreich-Töchter der russischen Staatsbanken keine Sanktionen gelten. Laut „Presse“-Informationen sollen sich die Wiener Regierung und die österreichische Bankenaufsicht massiv für diese Ausnahmeregelung eingesetzt haben. Die Österreich-Töchter der russischen Staatsbanken haben somit die Möglichkeit, billiges Geld bei der Europäischen Zentralbank aufnehmen. Dennoch droht die Rating-Agentur Moody`s den Auslands-Töchtern der russischen Sberbank sowie der VTB Bank mit einer Zurückstufung. Dies sei eine Folge der drohenden Herabstufung der Mutterbanken in Russland, berichtete die Ratingagentur in einer Aussendung.
Doch das Geld darf nicht nach Moskau fließen, heißt es. Auch dürfen die in Österreich und in Deutschland eingesammelten Kundengelder nicht nach Russland abgezogen werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2014)