EZB prüft drei Varianten für umstrittene Anleihenkäufe

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Die EZB will Staatsanleihen kaufen – aber wie und welche genau, das ist noch unklar. Einem Bericht zufolge werden drei Optionen erwogen.

Wien/Frankfurt. Am 22. Jänner – also drei Tage vor den Neuwahlen im Euro-Krisenstaat Griechenland – trifft sich das Direktorium der Europäischen Zentralbank EZB zur ersten Zinssitzung des Jahres 2015. Und es wird wohl auch die wichtigste.

Denn auf dem Programm steht nichts weniger als die „Bazooka“, also der Beschluss weiterer Lockerungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Deflationsgefahr und zur Ankurbelung der Kreditvergabe. Zu dieser Bazooka soll Medienberichten zufolge auch eine europäische Variante von Quantitative Easing gehören, wie es in den Vereinigten Staaten und in England schon länger eingesetzt wird.

Quantitative Easing ist in Europa bisher aber stets an der Deutschen Bundesbank gescheitert, die den Aufkauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank ablehnt, weil es sich dabei um unerlaubte „Staatsfinanzierung durch die Notenpresse“ handle. Das Problem aus Sicht von Bundesbank-Chef Jens Weidmann: Wenn eine Zentralbank Staatsanleihen mit „frisch gedrucktem“ Geld kauft, bekommen Regierungen praktisch gratis Geld und der Reformdruck verschwindet. Gleichzeitig würden solvente Nationen wie Deutschland und Österreich das Risiko des Ausfalls dieser Staatsanleihen übernehmen. Dauerhaft käme es zu einer Transferunion, die Deutschland ablehnt. EZB-Chef Mario Draghi zeigte sich Ende vergangenen Jahres aber überzeugt, dass die Euro-Notenbank eine Lösung finden könne, mit der auch Deutschland sich anfreunden kann.

Wer welche Anleihen kaufen soll

Wie diese Lösung aussehen könnte, berichtete am Dienstag die niederländische Zeitung „Het Financieele Dagblad“ unter Berufung auf „EZB-Insider“. So prüften die Notenbanker den Aufkauf staatlicher Bonds in einem Umfang, der nach der jeweiligen Beteiligung der Mitgliedsländer an der EZB aufgeschlüsselt sei. Demzufolge wäre jede vierte von der EZB gekaufte Anleihe eine deutsche – denn Deutschland hat 26 Prozent des EZB-Kapitals eingezahlt. Österreichs Anteil liegt bei 1,9 Prozent.

Eine zweite Option bestünde darin, nur Länderbonds mit dem Spitzenrating AAA zu erwerben, womit deren Renditen in Richtung Null oder gar in den negativen Bereich getrieben würden. Dies soll Investoren dazu bewegen, riskantere Länder- und Unternehmensanleihen zu erwerben. Die dritte Option ähnele der ersten, allerdings würden dabei die einzelnen nationalen Notenbanken die Käufe tätigen. (Ag./jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2015)

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