Serien-Vorschau 2015: Von "Better Call Saul" bis "The Team"

(c) Ursula Coyote/AMC
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Gleich zwei Serien von "Breaking Bad"-Erfinder Vince Gilligan starten. HBO setzt auf "Westworld". Es gibt Nachschub aus Europas Serienwunderland Dänemark und mehrere Comic-Serien.

"Better Call Saul": Anwalt mit sieben Leben

Fast hätte die Serienfigur Saul Goodman ihren ersten Fernsehauftritt nicht überlebt. Die "Breaking Bad"-(Anti-)Helden Walter White und Jesse Pinkman wollen den Anwalt umbringen, doch er windet sich mit beispielloser und genialer Verhandlungstaktik heraus. Mehr noch: Er dreht die Situation zu seinem Vorteil um. "Better Call Saul" heißt die Folge, wie nun auch die Spin-off-Serie zu "Breaking Bad". Die Erwartungshaltung könnte größer kaum sein, immerhin stammt sie von Drehbuchautor und Regisseur Vince Gilligan, der mit "Breaking Bad" eine der erfolgreichsten Serien der jüngeren Fernsehgeschichte schrieb.

In der Ursprungsserie diente der zwielichtige und Schmiergeldern nicht abgeneigte Anwalt als komisches Ventil für die oft brutale Handlung. Damit die Figur eine ganze Serie trägt, hat Gilligan ihr eine Vorgeschichte gegeben. Viel weiß man über dieses erste Leben freilich noch nicht, nur dass er Jimmy McGill hieß. "Better Call Saul" soll humoristischer angelegt sein als "Breaking Bad". Hauptdarsteller Bob Odenkirk verspricht "dramatische und intensive Cliffhanger". Auch alte Bekannte treten auf: In einem ersten Teaser trifft Goodman Privatdetektiv Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks), ebenfalls eine Figur aus "Breaking Bad". Ein Wiedersehen mit den Hauptdarstellern Bryan Cranston und Aaron Paul gibt es vorerst nicht. In den USA startet "Better Call Saul" am 8. Februar auf AMC, anschließend ist die Serie hierzulande auf Netflix abrufbar. (weitere Starttermine: siehe unten)

"Battle Creek": Zwei ungleiche Polizisten

Gemeinsam mit "House"-Schöpfer David Shore produzierte Gilligan außerdem eine zweite Serie: "Battle Creek", das im gleichnamigen Ort in Michigan spielt, wo einst Landvermesser gegen Ureinwohner kämpften. Josh Duhamel und Dean Winters kämpfen als Polizisten mit gegensätzlicher Weltanschauung gegen das wuchernde Verbrechen. Gilligan entwickelte die Serie vor mehr als zehn Jahren, doch erst 2013 haben US-Sender CBS und Sony sie wieder aufgenommen. In den USA ist sie ab 1. März zu sehen, für den deutschen Sprachraum gibt es noch keinen Sendetermin.

"Westworld": Roboter außer Kontrolle

Vom Überleben und (künstlicher) Identität handelt "Westworld", die prominent besetzte neue HBO-Produktion. Kinoerprobte Schauspieler wie Anthony Hopkins, James Marsden, Ed Harris, Evan Rachel Wood und Thandie Newton übernehmen die Hauptrollen.

In "Westworld" geraten in einem futuristischen Freizeitpark Roboter außer Kontrolle. Die Vorlage stammt von Bestsellerautor Michael Crichton. Das Drehbuch schrieb Jonathan Nolan, Bruder des Regisseurs Christopher Nolan und Ko-Autor der Filme "Memento", "The Dark Knight" und "Interstellar". Zu den Produzenten zählt "Star Wars VII"-Regisseur J. J. Abrams. Ausstrahlungstermin: ungewiss.

Sidse Babett Knudsen in ''1864''
Sidse Babett Knudsen in ''1864''(c) Per Arnesen

"1864": Birgitte Nyborg ist wieder da!

Verzeihen Sie, der Titel war eine Falle. Denn, nein, "Borgen" geht nicht weiter. Nach drei Staffeln war 2013 - leider! - endgültig Schluss. Aber Hauptdarstellerin Sidse Babett Knudsen (alias Birgitte Nyborg) kehrt mit einer anderen Rolle ins Fernsehen zurück, so wie Pilou Asbaek, ihr Spindoktor Kasper aus "Borgen". Seit Oktober spielen die beiden neben allerlei ebenso bekannten nordischen Schauspielgesichtern (etwa Sofie Grabol aus "Kommissarin Lund") in der dänisch-deutschen Produktion "1864".

Und die hat sogar Österreich-Bezug, geht es darin um den Krieg zwischen Dänemark auf der einen und Preußen und Österreich auf der anderen Seite im titelgebenden Jahr. Das blutige Geschichtsdrama, in dem zwar auch die Liebe nicht fehlt, begeisterte in Dänemark nicht ganz so viele Zuseher wie "Borgen". Arte zeigt die Serie ab Juni dennoch in acht Teilen.

"Die Erbschaft": Nachfolger für "Borgen"?

Noch keinen Ausstrahlungstermin gibt es für "Arvingerne" (Deutsch: "Die Erbschaft", Englisch "The Legacy"). Dabei hat das packende Familiendrama beste Chancen, den Serienerfolg des dänischen Rundfunks von "Borgen" fortzusetzen. Der Marktanteil bei der Ausstrahlung im Frühjahr 2014 lag bei 68 Prozent, Staffel zwei läuft in Dänemark seit 1. Jänner. Die Briten lieben es, jetzt muss nur noch ein deutschsprachiger Sender zugreifen!

Dass nicht jeder europäische Serienstoff automatisch in den USA funktioniert, musste der US-Sender FX einsehen. "The Bridge" wurde trotz Stars wie Diane Kruger nach der ersten Staffel abgesetzt. Das dänische Original geht 2015 in die dritte Runde.

Arte: Stoff aus Paris

Das Serienjahr 2015 beginnt bei Arte mit einer Produktion, die durch den Anschlag auf die Pariser Redaktion von "Charlie Hebdo" ungewöhnlich aktuell wurde: Die sechsteilige Serie "Paris" (2014) lässt einen Tag in der französischen Hauptstadt Revue passieren, der das Leben aller Protagonisten verändert. Darunter das eines Staatsanwalts, des Premiers, einer schwangeren Friseuse und einer transsexuellen Sängerin.

Charlie Cox als Daredevil
Charlie Cox als Daredevil(c) Netflix/Barry Wetcher

"Daredevil", "Agent Carter": Comic-Helden kommen

Der Erfolg der Comic-Adaptionen, allen voran des Gassenfegers "Avengers" aus dem Jahr 2012 (Einspielergebnis rund 1,5 Milliarden Dollar), hatte nicht nur die Welle der Superheldenverfilmungen auf der großen Leinwand zur Folge. Mit dem globalen Serienhype bekommen die Protagonisten der führenden Medienhäuser Marvel und DC Comics nun auch vermehrt im Fernsehen eine Bühne. Marvel setzt auf "Agents of Shield" und "Agent Carter", DC derzeit auf "Green Arrow", "Constantine", "Gotham" und "The Flash". Ab 2015 will auch Netflix in dieser Nische mitmischen. Am 10. April zeigt der US-Streaming-Dienst die erste Staffel von "Daredevil". Drew Goddard, der schon für "Buffy" und "Lost" schrieb und bei "Cabin in the Woods" Regie führte, entwickelte die Serie - sicher nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen Fernseherfolg.

Charlie Cox, bekannt aus "Boardwalk Empire", mimt den maskierten Helden. Die Figur gehört zu den populärsten im Marvel-Universum: Matt Murdock kommt im Kindesalter bei einem Unfall mit radioaktiver Substanz in Berührung. Er verliert sein Augenlicht, erhält jedoch übernatürliche Fähigkeiten, die ihm später beim Kampf gegen die Unterwelt in New York zugutekommen. Zur Besetzung gehören auch Rosario Dawson, Deborah Ann Woll und Vincent D'Onofrio. Bislang wurden nur eine Handvoll Fotos und ein Plakat veröffentlicht. Die Erwartungshaltung der Comicfans ist dennoch groß. Das Franchise soll nach dem misslungenen Kinofilm mit Ben Affleck in der Hauptrolle (2003) einen neuen Anstrich bekommen. Für Netflix ist "Daredevil" nur der Anfang: Vier weitere Marvel-Serien sind in näherer Zukunft geplant, darunter "A.K.A. Jessica Jones" (noch 2015) sowie "Luke Cage", "Iron Fist" und die Miniserie "Defenders".

"Preacher" galt als unverfilmbar

Der Sender AMC will noch heuer die Serie "Preacher" ausstrahlen, die auf dem gleichnamigen Erwachsenencomic basiert. Darin macht sich der ehemalige Prediger Jesse Custer gemeinsam mit seiner Ex-Freundin Tulip und dem irischstämmigen Vampir Cassidy auf die Suche nach Gott. Seth Rogen und Evan Goldberg, die Filmemacher der medial äußerst präsenten Nordkorea-Satire "The Interview", arbeiten derzeit an der Adaption. Lange Zeit galt "Preacher" wegen expliziter Sprache, Sex- und Gewaltdarstellungen als unverfilmbar. Am Beispiel "The Walking Dead" zeigte AMC, dass die Umsetzung nicht jugendfreier Comics im Fernsehen funktioniert. Apropos: Ein Spin-off der beliebten Zombie-Dramaserie soll bald über die Bildschirme flimmern. Vielleicht auch schon 2015.

"Outlander": Allein unter Highlandern

"Lass" wird sie genannt, Schottisch für Mädchen. Dabei ist Claire Randall (Caitriona Balfe), Heldin der Serie "Outlander", alles andere als das. Als Krankenschwester hat sie im Zweiten Weltkrieg gedient, sie agiert unsentimental, hart gar. Ihre Ehe zum Historiker Frank (Tobias Menzies) hat Brüche bekommen, die eine Reise in die schottischen Highlands kitten soll. Gelangweilt von Franks Ahnenforschung fährt Claire zu einem Steinkreis, und "fällt durch die Zeit", wie sie es formuliert. Sie landet im Jahr 1743, in der Hochblüte der schottischen Clans, und quasi vor den Füßen des Highlanders Jaime (Sam Heughan). Auch hier bekommt sie bald einen Namen: "Sassenach". Die Engländerin. Die Fremde. Die Feindin.

"Outlander" basiert auf den Romanen von Diana Gabaldon. Ähnlich wie die Vampirserie "True Blood" verwandelt sie Trivialliteratur in Sehenswertes, wenn auch mit Hang zum Kitsch. So wird Claires ruppiges Verhalten durch ihre Erzählung aus dem Off konterkariert, aus der einiges an Pathos mitschwingt. Die erläuternde Stimme erweist sich als nützlich, denn schottische Geschichte und Sprache bedürfen der Erklärung: Teilweise wird minutenlang Gälisch gesprochen - ohne Untertitel.

Serienproduzent und Pay-TV-Sender Starz spart mit den sonst für ihn üblichen Actionsequenzen in Zeitlupe und Nacktszenen. Der Reiz der Serie entfaltet sich langsam, in den USA hat sich die Zuschauerschaft rasch verdoppelt, eine Kritikerin nannte es gar "das bessere ,Downton Abbey'". Vox zeigt "Outlander" ab dem Frühjahr.

The Team
The Team(c) ORF (Frederic Batier)

"The Team": Europäische Mörderjagd

Eigentlich praktisch, wenn sich mehrere europäische TV-Sender für eine Serienproduktion zusammentun: Sie teilen sich die Kosten, und die Stars aus den jeweiligen Ländern garantieren, dass die Zuseher aus jedem Produktionsland auf jeden Fall ein bekanntes Gesicht wiederfinden - und gern einschalten. So war das schon bei der französisch-deutsch-italienisch-tschechischen Teamarbeit "Borgia", deren dritte Staffel 2014 fertig wurde und noch 2015 auch im ORF zu sehen sein wird.

Die gemeinsame Arbeit von sieben Fernsehsendern (ZDF, ORF, DR, SCT, VTM, Arte und SF) steckt bei der Krimiproduktion "The Team" schon im Titel. Drei Morde in den drei Städten Kopenhagen, Antwerpen und Berlin müssen länderübergreifend aufgeklärt werden. Hauptdarsteller Lars Mikkelsen - bekannt aus den dänischen Erfolgsserien "The Killing", "Borgen" und "1864"  - sucht als Kommissar Harald Bjørn mit einer deutschen (Jasmin Gerat) und einer belgischen Kollegin (die von der Austro-Schweizerin Miriam Stein verkörpert wird, bekannt aus "Vier Frauen und ein Todesfall" und "Unsere Väter, unsere Mütter") die Täter im Unterweltmilieu. Es geht um Drogen- und Wirtschaftskriminalität, Auftragsmorde, Prostitution und Sklavenhandel. Das übliche Setting für düstere europäische Krimis. Aus Österreich mit an Bord sind Nicholas Ofczarek und Sunnyi Melles. Die kontinentaleuropäische Antwort auf "Sherlock"? Wir werden sehen.

Serie made in Germany: "Charité" und Stasi

Die Geschichte der berühmtesten Klinik Berlins "Charité" verfilmt die Produktionsfirma Ufa Fiction mit u. a. Nico Hofmann, der schon "Unsere Väter, unsere Mütter" produzierte. Soll noch 2015 in der ARD laufen.

Auch das Privatfernsehen will (Qualitäts-)Serien machen und verfilmt eine Stasi-Geschichte mit u. a. Maria Schrader und Ulrich Noethen. Produzent ist auch hier Nico Hofmann. 

Die Starttermine

"Better Call Saul", ab 8. Februar auf AMC, anschließend auch auf Netflix

"Battle Creek": CBS (USA), ab 1. März

"Westworld": HBO, ohne Starttermin

"1864": Arte, ab Juni

"Die Erbschaft": noch kein Starttermin im deutschsprachigen Raum

"Paris": Arte, 15 und 22. Jänner

"Daredevil": ab 10. 4., Netflix

"Agent Carter": seit 6. Jänner, ABC (USA)

"Preacher": Noch kein Starttermin

"Outlander", Vox, ab dem Frühjahr

"The Team", ab 5. März, ORF eins, 20.15, ab 8. März im ZDF.

"Paris": Ab 15. Jänner,  Arte

"Charité": Noch kein Starttermin

(Dieser Text erschien in der ''Presse am Sonntag", am 11.01.2015)

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